Kokoschka, Oskar
*1886-03-01 Pöchlarn/Donau (A)
†1980-02-22 Villeneuve bei Montreux (CH)

Oskar Kokoschka besuchte von 1904 bis 1909 die Kunstgewerbeschule in Wien. Von 1907 bis 1909 war er Mitarbeiter der "Wiener Werkstatt" und des Kabaretts Fledermaus. Erstmals als Maler trat er auf Anregung von Adolf Loos in der "Kunstschau" in Wien auf. Seine avantgardistische Bildsprache erregte Aufsehen. 1910 und 1911 war K. Mitarbeiter der expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" in Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Wien lernte er Alma Mahler kennen und war mit ihr bis 1914 liiert. Im Ersten Weltkrieg, an dem sich K. als Kriegsfreiwilliger beteiligte, erlitt er schwere Verletzungen. Von 1919 bis 1924 war K. Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden.

1933 kehrte er nach Wien zurück, flüchtete 1934 aus politischen Gründen nach Prag und 1938 ins Exil nach London. 1953 ging K nach Villeneuve am Genfer See. Im selben Jahr begründete er die "Schule des Sehens" in Salzburg.

Seine frühen literarischen Arbeiten sind vom Jugendstil geprägt. Zu nennen ist hier die Versdichtung "Die träumenden Knaben" (1908). Als Wegbereiter und Vorläufer des Expressionismus gelten seine Dramen: "Mörder, Hoffnung der Frauen" (1909 in Wien uraufgeführt), "Sphinx und Strohmann - Komödie für Automaten" (UA 1909 in Wien u. d. T. "Groteske" nimmt Elemente des absurden Theaters vorweg, "Der brennende Dornbusch" (UA 1917 u. d. T. "Schauspiel" in Dresden) und "Orpheus" (UA 1921 F. a. M.). Hier zeichnet sich K. Grundthema der unaufhebbare Gegensatz zwischen den Geschlechtern ab. In "Orpheus" wird die Figur der Alma Mahler ins Mystische gewandt. Formal zeichnet sich das Stück durch die Auflösung klassischer Handlungsabläufe, der Einbeziehung von Tanz und Gebärdensprache sowie ekstatischer Sprechteile aus.
Nach dem Expressionismus wendet sich K. einem nüchternen Erzählstil zu und tritt durch autobiographische Texte an die Öffentlichkeit. In seiner 1971 erschienen Autobiographie "Mein Leben" verbinden sich verschiedene Geschichten leitmotivisch. Der Umgang mit den Fakten wird durch die subjektive Wahrheit des Erlebens bestimmt. Als Auseinandersetzung mit den Nationalsozialismus und dem Krieg und als Plädoyer für Pazifismus kann der im Prager Exil konzipierte historische Roman "Comenius" (1973, Fernsehfassung 1974) gelesen werden.

Bearbeitet von Wilhelm Kuehs, Klagenfurt.

 

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Werkverzeichnis:

Aufsätze, Vorträge, Essays zur Kunst (1975) zeigen

Comenius (1973) zeigen

Der brennende Dornbusch (1917) zeigen

Die träumenden Knaben (1908) zeigen

Mein Leben (1971) zeigen

Mörder, Hoffnung der Frauen (1909) zeigen

Orpheus (1921) zeigen

Sphinx und Strohmann - Komödie für Automaten (1909) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Böttcher, Kurt u.a. (Hg.): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller 20. Jahrhundert (Georg Olms Verlag, 1974) zeigen

Rupp, Heinz; Lang, Carl Ludwig (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon biographisch-bibliograhisches Handbuch, Bd. 9 (Francke, 1986) zeigen

Zaunschirm, Thomas: Der 'Oberwildling' - Oskar Kokoschka und der österreichische Expressionismus (1982) zeigen

 

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