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Wander, Fred
*1917-01-05 Wien (A)
[eigentlich (bis 1947): Fritz Rosenblatt]
Fred Wander wurde am 1917 in Wien geboren. Seine Eltern kamen auf der Flucht vor Pogromen gegen die Ostjuden 1910 oder 1911 aus Czernowitz (heute Ukraine) nach Wien. W.s Vater, Jakob Rosenblatt, arbeitete als Handelsvertreter u. a. für eine Hutmacherfirma in Deutschland und den Niederlanden. Seine Mutter Berta Rosenblatt, geborene Hoffmann (1881 - 1942), war Näherin und verrichtete Heimarbeit für den Großvater. Beide Eltern und W.s Schwester Renée (1915-1942) wurden im September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sein Bruder Otto (1905-1977) konnte flüchten und überlebte in einem Versteck in Frankreich.
W. besuchte die Volks- und Hauptschule in Wien. Mit vierzehn verließ er die Schule und arbeitete drei Jahre als Lehrling in einer Kleiderfabrik. Anschließend vagabundierte er durch mehrere Länder und nahm Hilfsarbeiten an. Er kehrt aber immer wieder nach Wien zurück.
Im Mai 1938 gelang W. die Flucht über die Schweiz nach Frankreich. Er nahm Gelegenheitsarbeiten im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft an, erhielt Unterstützung von jüdischen Hilfsorganisationen. Ähnlich wie Albert Drach pflegte er keinerlei Kontakt zu österreichischen oder deutschen Exilorganisationen. Er reiste quer durch Frankreich und wurde bei Kriegsbeginn als "feindlicher Ausländer" inhaftiert. 1940 flüchtete er in die nichtbesetzte Zone nach Marseille. Aber auch dort wurde er verhaftet und in mehreren Lagern interniert. Er flüchtete abermals und versuchte, sich in die Schweiz abzusetzen. Der Versuch misslang. W. wurde von der Schweizer Polizei aufgegriffen und in Ketten an die französische Vichy-Polizei ausgeliefert. Vom Lager Rivesaltes über das Lager Drancy wurde W. nach Auschwitz deportiert. Von dort kam er in das Lager Groß-Rosen und nach Buchenwald, wo er im April 1945 die Befreiung erlebte. Seine Flucht und seine Lagererfahrung hat W. in den Büchern "Der siebente Brunnen", "Hôtel Baalbek", "Ein Zimmer in Paris" und in seiner Autobiographie "Das gute Leben" beschrieben.
1945 kehrte W. mit einem Transport nach Österreich zurück, erreichte zuerst Salzburg und dann Wien. Er arbeitete als Zeichner, Fotograf und Reporter für die Zeitung "Der Abend", wurde Mitglied der KPÖ. Als Wiedergutmachung bekam er eine einmalige Zahlung, das Eigentum seiner Eltern erhielt er jedoch nicht zurück. 1954 veröffentlichte er die Erzählung "Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben eines Reporters" in der Anthologie "Der Kreis hat einen Anfang".
Auf Einladung des Johannes R. Becher-Institutes besuchte er 1955 zum ersten Mal die DDR. Am 13. Juli 1956 heiratete er Maxie Brunner (1933-1977) und übersiedelte mit ihr in die DDR, lebte dort als freier Schriftsteller und Publizist. W. wurde Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und schloss Bekanntschaften mit zahlreichen DDR-Autoren, u. a. mit Christa Wolf, Ralph Giordano und Erich Loest. Die Auseinandersetzung mit dem Regime verfolgte er, ohne sich direkt daran zu beteiligen, trat aber als Folge 1968 aus der KPÖ aus. Nach dem Tod seiner Tochter Kitty und dem Tod seiner Frau kehrte er 1984 nach Wien zurück, wo er seither lebt. In zweiter Ehe ist er mit Susanne Wedekind (geb.: 1954) verheiratet.
Da die Bücher W.s in der DDR erschienen, blieben sie in Österreich lange unbeachtet. Erst mit dem Erscheinen des Romans "Hôtel Baalbek" 1991 verstärkte sich die Rezeption.
Bearbeitet von Wilhelm Kuehs, Klagenfurt.
Multimedialinks:
Federn, Ernst: Strafen im KZ Dachau zeigen
Federn, Ernst: Überleben im KZ zeigen
Wander, Fred: Auswahl an der Rampe des KZ zeigen
Wander, Fred: Der siebente Brunnen (Lesung eines Textausschnittes) zeigen
Wander, Fred: Judenhass gegenüber Kindern zeigen
Wander, Fred: Schreiben über das KZ zeigen
Wander, Fred: Situation der Emigranten in Frankreich/Hotel Baalbek zeigen
Wander, Fred: Über Grausamkeit der SS zeigen
Wander, Fred: Wechsel des jüdischen Namens nach dem Krieg zeigen
Höller, Hans: Erzählen als Erinnern und Widerstand zeigen
Kaiser, Konstantin: Ein anderer Humor zeigen
Müller, Karl: Laudatio auf Fred Wander anlässlich der Verleihung des Theodor-Kramer-Preises 2003 zeigen
Wander, Fred: Interview zeigen
Werkverzeichnis:
Ein Zimmer in Paris
(Aufbau, 1976)
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Hotel Baalbek
(Aufbau, 1991)
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Josua läßt grüßen. Der Bungalow
(Aufbau , 1979)
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Das gute Leben
(Carl Hanser, 1996)
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Der siebente Brunnen
(Aufbau, 1971)
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Forschungsliteratur:
Brand, Matthias:
Stacheldrahtleben, Literatur und Konzentrationslager
(1981)
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Kraus, Hannes :
Fred Wander
(Bertelsmann Lexikon Verlag, 1992)
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Ruiss, Gerhard u.a. :
Kataloglexikon zur Österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts
(o.V., 0)
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Steiner, Stephan:
Ein Buch: Das Leben
(1997)
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Töteberg, Michael; Wiegehaus, Georg:
Fred Wander
(1994)
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Wander, Fred:
Ein Zimmer in Paris
(Aufbau, 1976)
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Wander, Fred:
Hotel Baalbek
(Aufbau, 1991)
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Wander, Fred :
Das gute Leben
(Carl Hanser, 1996)
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Wander, Fred :
Der siebente Brunnen
(Aufbau, 1971)
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Wander, Fred :
Doppeltes Antlitz - Pariser Impressionen
(Neues Leben , 1966)
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Wolf, Christa :
Gedächtnis und Gedenken
(1972)
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Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)
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