Schwarzwald , Eugenie
*1872-04-07 Polupanokwa (Galizien)
†1940-08-07 Zürich

Exil: Schweiz

Übersiedelte als Kind mit der Familie nach Czernowitz, wo Eugenie Schwarzwald Volksschule und Mädchenlyzeum und die Lehrerinnenbildungsanstalt besuchte. 1895 zum Studium der Phiosophie nach Zürich (in Wien wurden Studentinnen erst ab 1897 und nur zur philosophischen Fakultät zugelassen). 1900 Dr. phil. (Diss. "Metapher und Gleichnis bei Berthold von Regensburg"); Heirat mit Hermann Schwarzwald (1871 Czernowitz - 17.8. 1939 Zürich), Dr. jur., Staatsbeamter, später Sektionschef im Finanzministerium, nach 1924 u. a. Präsident des Aufsichtsrates der Anglo Austrian Bank. 1901 Übernahme des Mädchen-Lyzeums von Eleonore Jeiteles in Wien-Innere Stadt, Gründung der Schwarzwaldschen Schulanstalten, die nach langem Kampf mit dem k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht 1907 Öffentlichkeitsrecht (Abhaltung von Reifeprüfungen) erhielten und an der u. a. Oskar Kokoschka, Arnold Schönberg, Adolf Loos, Egon Wellesz, der Nestroy- und Raimund-Forscher Otto Rommel unterrichteten und die u. a. die späteren Schauspielerinnen Elisabeth Neumann und Helene Weigel, die Schriftstellerin Maria Lazar zu ihren Schülerinnen zählten. 1903 eröffnete sie eine koedukative Volksschule, 1909 ein vierklassiges Realgymnasium, 1911 das achtklassige Realgymnasium. Im 1. Weltkrieg bemühte sie sich, durch die Gründung von Gemeinschaftsküchen die Not der ärmeren Bevölkerung zu lindern. Lebenslange Freundschaft mit der dänischen Schriftstellerin Karin Michaelis und mit der US-amerikanischen Publizistin Dorothy Thompson (1894-1961). Ab 1918 führte sie auch Sommer- und Erziehungsheime für ihre Schülerinnen und andere Kinder, so am Semmering (NÖ) und am Grundlsee (Steiermark). 1922 Gründung des "Schwarzwaldschen Wohlfahrtswerkes". Das Wirken Eugenie Schwarzwalds in Wien forderte den Humor stolzer Männer wie Egon Friedell, Peter Hammerschlag (der als Stegreifdichter in Schwarzwalds Schule auftrat), Karl Kraus, Alfred Polgar, Friedrich Torberg heraus; Züge ihrer Persönlichkeit gingen in literarische Gestalten, so bei Hugo Bettauer und Robert Musil, ein. Verfasste auch selber Feuilletons, Kurzgeschichten, Essays und Ausätze für Zeitungen und Zeitschriften wie: "NFP", "AZ", "Züricher Illustrierte", "Neues Wiener Journal", "Wiener Allgemeine Zeitung", "Frauenblatt". 1933 organisierte sie die Unterstützung von deutschen Hitler-Flüchtlingen in Österreich, 1934 die Unterstützung verfolgter Sozialdemokraten.

Am 17.3. 1938 trat die Krebsleidende eine Vortragsreise nach Dänemark (wo sie mit K. Michaelis zusammentraf) an, von der sie nicht mehr nach Österreich zurückkehrte, sondern nach Zürich ging, wo H. Schwarzwald am 29.9. 1938 ebenfalls eintraf. Liquidierung der Schulanstalten durch die NS-Behörden im September in Wien. Dorothy Thompson bemühte sich in den USA um Visa für Eugenie Schwarzwald und ihren Mann und unterstützte sie finanziell. Briefwechsel mit Robert Musil. Noch zu Weihnachten 1939 begann sie, sich für die sozialen Belange von Flüchtlingen einzusetzen: sammelte Geld, um ihnen die Weiterreise zu ermöglichen, vermittelte Adoptionen, beschaffte Lebensmittel.

Bearbeitet von Karl Müller, Salzburg.

 

Multimedialinks:

 

Forschungsliteratur:

Ackerl, Isabella; Weissensteiner, Friedrich: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik (Ueberreuter, 1994) zeigen

ohne Autor: Über Eugenie Schwarzwald (o.V., 1997) zeigen

Streibel, Robert: Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis (Picus, 1996) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

   

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