Friedell, Egon
*1878-01-21 Wien (A)
†1938-03-16 Wien (A)

Volksschule und Unterstufe des Realgymnasiums in Wien, Mariahilf. Nach dem Tod des Vaters wächst Egon bei einer Tante in Frankfurt auf. 1894 Relegation vom Städtischen Gymnasium Frankfurt, anschließend in diversen Schulen in Deutschland und Österreich. 1897 Konversion vom Judentum zum Protestantismus. 1899 Abitur in Bad Hersfeld. 1900-1904 Studium der Philosophie und Germanistik in Wien und Heidelberg. Veröffentlicht seine Dissertation ("Novalis als Philosoph") unter dem Namen Friedell. 1905/06 erste satirische Skizzen in der "Fackel". 1907 Dramaturg und Regisseur am "Intimen Theater". Auftritte in den Wiener Cabarets "Nachtlicht" und "Hölle", 1908-10 künstlerischer Leiter des Cabarets "Fledermaus".
1908 verfasst Egon Friedell gemeinsam mit Polgar die Grotesken "Goethe", "Die Wohltäter", "Der Petroleumkönig", "Der Freimann", "Der Kabarettgedanke". 1909 Herausgeber der "Hebbel-Anthologie". 1910 "Lichtenberg-Anthologie". 1912 "Ecce Poeta", eine anekdotische Altenberg-Biographie. 1913 Auftritt im Berliner "Linden-Cabaret", anschließend Schauspieler bei Max Reinhardt.

Herbst 1914: unter der Annahme, einem "Kulturkampf" beizuwohnen, schmäht Egon Friedell in Zeitungspamphleten die Kriegsgegner als minderwertige Nationen, der Sammelband "Von Dante zu d'Annunzio" vereinigt einige dieser chauvinistischen Essays, deren Nachdruck Friedell später ausdrücklich untersagt.

1919 Ende der Kabarettlaufbahn, Theaterkritiker für "Die Stunde" (bis 1924), Beiträge für "Der Morgen", "Berliner Zeitung am Mittag". 1921 gemeinsam mit Polgar erste "Böse-Buben-Zeitung", vier weitere bis 1925. Gegen die These, Jesus sei ein Mythos und keine historische Person, wendet sich "Das Jesusproblem" (1921). 1924 Schauspieler an Reinhardt-Bühnen, Theater in der Josefstadt (bis 1936) und Berlin (bis 1932). 1927 erscheint der 1. Band der "Kulturgeschichte der Neuzeit", Egon Friedell wird schlagartig bekannt. 1928 2. Band der "Kulturgeschichte der Neuzeit". 1931 3. Band der "Kulturgeschichte der Neuzeit", das Werk ist auch in den USA sehr erfolgreich. Obwohl Egon Friedell in seinen Werken vor antisemitischen Äußerungen und sogar vor Lobreden für den Nationalsozialismus nicht zurückschreckte, als Kulturhistoriker gegen Demokratie, Aufklärung und Rationalismus die Trommel rührte, kann er 1933 in Deutschland nicht mehr publizieren oder als Schauspieler auftreten. Anfang 1938 Verbot der "Kulturgeschichte" in Deutschland. Bis auf ein Kapitel Abschluss des 2. Bandes der "Kulturgeschichte des Altertums"; das Manuskript gelangt während des Krieges nach London und wird schließlich in Norwegen veröffentlicht). - Am 7.2. 1938 letzter Auftritt als "Goethe" im Theater in der Josefstadt. Angesichts der drohenden Verhaftung durch die SA setzt Egon Friedell am Abend des 16. März 1938 seinem Leben durch einen Sprung aus einem Fenster seiner Wohnung ein Ende. Zu Kriegsende wird die Wohnung geplündert, der Nachlass ist nur noch bruchstückhaft vorhanden.

Angaben nach: Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 218 ff. (U. Oedl)/Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.

 

Multimedialinks:

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Werkverzeichnis:

Abschaffung des Genies (Löcker, 1982) zeigen

Briefe (Prachner, 1959) zeigen

Die Reise mit der Zeitmaschine (Piper, 1946) zeigen

Goethe (Stern, 1932) zeigen

Ist die Erde bewohnt? (Volk und Welt, 1990) zeigen

Kleine Philosophie (Phaidon Verlag , 1930) zeigen

Kleine Porträtgalerie (Beck, 1953) zeigen

Kulturgeschichte der Neuzeit (Beck, 1927) zeigen

Kulturgeschichte des Altertums: Leben und Legende der vorchristlichen Seele (Helikon, 1936) zeigen

Kulturgeschichte Griechenlands (Zürich / München, 1949) zeigen

Selbstanzeige (Löcker, 1983) zeigen

Wozu das Theater? (Beck, 1965) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Freidell, Egon: Kultur ist Reichtum an Problemen (Haffmanns, 1989) zeigen

Friedell, Egon: Aphorismen und Briefe (List, 1961) zeigen

Friedell, Egon: Aphorismen zur Geschichte (Prachner, 1955) zeigen

Friedell, Egon: Briefe (Prachner, 1959) zeigen

Friedell, Egon: Das Friedell-Lesebuch (Beck, 1988) zeigen

Friedell, Egon: Der historische Jesus Christus (Pallas, 1947) zeigen

Friedell, Egon: Ecce Poeta (Diogenes, 1992) zeigen

Friedell, Egon: Friedell-Brevier (Erwin Müller, 1947) zeigen

Friedell, Egon: Goethe und die Journalisten (Beck, 1988) zeigen

Friedell, Egon: Meine Doppelseele (Löcker, 1985) zeigen

Haage, Peter: Der Partylöwe, der nur Bücher fraß (Claassen , 1971) zeigen

Haage, Peter: Egon Friedell und der Journalismus (Diss., 1964) zeigen

Illig, Heribert: Schriftspieler-Schausteller (Löcker, 1987) zeigen

Innerhofer, Roland: Kulturgeschichte zwischen den beiden Weltkriegen (Böhlau, 1991) zeigen

Koch, Joachim: Kulturgeschichte als Erkenntnismodell: Egon Friedells "Kulturgeschichte der Neuzeit" 1993. (Röhrig, 1991) zeigen

Lorenz, Wolfgang: Egon Friedell (Edition Raetia , 1994) zeigen

Wiseman, Raymond: Egon Friedell: Die Welt als Bühne (Finck , 1987) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

   

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