Bergner, Yosl (Jossel)
*1921-01-10 1920-10-13

Sohn des jiddischen Dichters Melech Rawitsch (eigentlich: Sacharja-Chana Bergner) und der Sängerin Fania Bergner. Enkel von Hinde Bergner, der Verfasserin der Autobiographie "In den langen Windernächten" (in deutscher Übersetzung von Armin Eidherr, Salzburg 1995).
Jossel Bergner kam schon 1921 nach Warschau, wohin sein Vater mit der Familie zog, um in diesem damaligen Zentrum der jiddischen Literatur zu leben. In seiner frühen Kindheit verbrachte Jossel einige Jahre in Radymno, Galizien, bei seinen Großeltern. Seine ganze Schulzeit war er in Warschau. Er besuchte die Jiddische Volksschule, die Technische Schule der Jüdischen Gemeinde und studierte Malerei u. a. bei dem Maler Hirsz Altman.
1937, siebzehn Jahre alt, emigrierte er auf Wunsch seines Vaters nach Australien, wo er sich als Hilfsarbeiter durchschlug und an der Kunstschule der National Gallery of Victoria in Melbourne sein Studium der Malerei fortsetzte. Seine Bilder (u. a. von Aborigines) inspirierten in den 1940er Jahren zahlreiche australische Maler und trugen zur Herausbildung einer spezifisch australischen Moderne bei.

Im Zweiten Weltkrieg diente er, von 1941-1946, in der australischen Armee und setzte dann seine Studien fort. Gehörte - zusammen mit Noel Counihan und Victor O'Connor - zur Gruppe der "Social Realists". 1948 verließ er Australien, hielt sich zuerst in Paris, Montreal und New York auf und ging 1950 nach Israel. Dort wohnte er zuerst in Safed, bis er 1957 nach Tel Aviv übersiedelte, wo er bis heute mit seiner Frau, der Malerin Audrey Bergner (geb. Keller), lebt. Hier begann auch seine Arbeit für jiddische und hebräische Theater (u. a. für die Habima), für die er Bühnenbilder und Kostüme entwarf - so etwa zu den Stücken des bedeutenden hebräischen Dramatikers Nissim Aloni. Weiters illustrierte er zahlreiche Bücher der Weltliteratur, besonders auch der jiddischen und hebräischen. Unter den Auszeichnungen, die er erhielt, sind u. a. der Dizengoff-Preis für Malerei, der Israel-Preis für Malerei und der Beit Shalom Aleichem Scheiber Preis für Literatur und Kunst.

Hier eine kleine Auswahl von Jossel Bergners zahlreichen Ausstellungen:
1939: Ausstellung an der Universtät Melbourne zusammen mit den Malern Arthur Boyd und Noel Counihan.
1946: Ausstellung "Three Realist Artists" in der Myer Art Gallery in Melbourne mit Noel Counihan und Victor O'Connor.
1953: Gemeinschaftsausstellung mit Elazar Halivni und Audrey Bergner im Museum of Modern Art in Haifa.
1956: Vertreten im Israel-Pavilion der 28. Biennale in Venedig.
1957: Vertreten im Israel-Pavilion der 4. Biennale in Sao Paulo, Brasilien.
1958: Teilnahme an der Ausstellung "Modern Israeli Painting" im Arts Council of Great Britain, London, und an der 29. Biennale in Venedig und vertreten in der Ausstellung "Modern Australian Art" im Museum of Modern Art of Australia in Melbourne.
1960: Ausstellung in der Gallery One in London.
1962: Vertreten im Israel-Pavilion der 31. Biennale in Venedig und in der Ausstellung "Rebels and Precursors - Aspects of Painting in Melbourne 1937 - 1948" in der National Gallery of Victoria, Melbourne, und der Art Gallery of New South Wales, Sydney.
1969: Ausstellung in der Bineth Gallery in Tel Aviv.
1975: Ausstellung "Paintings: 1955-75" im Tel Aviv Museum, Helena Rubinstein Pavilion. Vertreten in der Ausstellung "Jewish Experience in the Art of the 20th Century" im Jewish Museum, New York.
1976: Ausstellung "Peintures d'Apres Franz Kafka" in der Galerie Hardy, Paris.
1980: Ausstellung "Pioneers and Flowers" in der Aberbach Gallery in New York.
1983: Retrospektiv-Ausstellung in der Parke Gallery, Tel Aviv.
1985: Retrospektiv-Ausstellung in der National Gallery of Victoria, Melbourne.
1990: Retrospektiv-Ausstellung in der BMG Fine Art Gallery in Adelaide, Australien.
1992: "Paintings to Kafka" im Karolinum in Prag (für die Kafka-Gesellschaft).
1993: Retrospektiv-Ausstellung 1939-90 in der Gallery of Contemporary Art und in der Kozminsky Gallery in Melbourne.
2000: Retrospektiv-Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art.

Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.

 

Multimedialinks:

Bergner, Yosl zeigen

Bergner, Yosl zeigen

Bergner, Yosl: zeigen

Motive in den jiddischen Bibliografien der Bergner-Familie zeigen

 

Werkverzeichnis:

What I Meant to Say (Hed Arzi Book Publishing , 1997) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Aloni, Nissim: The Longing and the Grotesque (Ketter Publishing House, 1981) zeigen

Rawitsch, Melech: Das Geschichtenbuch meines Lebens (Otto Müller, 1996) zeigen

Rawitsch, Melech: majn lekssikon (o.V., 1958) zeigen

Reid, Barrett : Modern Australian Art: A Melbourne Collection of Paintings and Drawings (o.V., 1958) zeigen

Rubin, Carmela: Yosl Bergner - Painter (Tel Aviv Museum of Art , 2000) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

   

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