Ausländer, Rose
* 1901-05-11 Czernowitz (Bukowina, RO)
† 1988-01-03 Düsseldorf (D)

(geb. Rosalie Beatrice Scherzer)

Aufgewachsen in Czernowitz, Hauptstadt der Bukowina, in einem deutschsprachigen jüdischen Elternhaus. Nach der Volksschule bis 1919 Besuch eines Mädchenlyzeums in Czernowitz und Wien. 1916 flieht die Familie vor der russischen Okkupation nach Wien. Rückkehr in die Bukowina (nunmehr Rumänien), Matura. 1919/20 Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Czernowitz, ohne Abschluss. Mitglied im Ethischen Seminar, grundlegend beeinflusst von dem Philosophen Constantin Brunner, der, von Spinoza ausgehend, den jüdischen Monotheismus in eine Allreligion umdeutete. 1921 Auswanderung gemeinsam mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer in die USA. Journalistin und Schriftstellerin. In Minneapolis/St. Paul Hilfsredakteurin bei "Westlicher Herold" und Mitarbeiterin bei der Anthologie "Amerika Herold Kalender", in der sie auch eigene Gedichte publizierte. 1922 Übersiedlung nach New York. 1923 Heirat mit Ignaz Ausländer; Trennung 1926. Arbeit als Bankangestellte. 1926 US-Bürgerin. 1926-28 wieder in Czernowitz, Pflege der erkrankten Mutter. Ende 1928 mit ihrem Lebensgefährten Helios Hecht wieder nach New York. Veröffentlichung von Gedichten in der "New Yorker Volkszeitung" und im "Vorwärts". Anfang 1931 Rückkehr nach Czernowitz, bis 1940 Redakteurin des "Czernowitzer Morgenblattes". 1934 Aberkennung der US-Bürgerschaft wegen dreijähriger Abwesenheit. 1935 Trennung von Helios Hecht. Anfang 1939 Reise nach Paris und New York, kehrte aber nach Czernowitz zurück, um ihrer kranken Mutter beizustehen. Im selben Jahr erschien mit Unterstützung von Alfred Margul-Sperber ihr erster Gedichtband "Der Regenbogen".

Oktober 1941-44: Arbeitssklavin im Czernowitzer Ghetto, seit 1943 in einem Versteck, um der Deportation zu entgehen. Bekanntschaft mit Paul Celan. Im Frühjahr 1944 fiel die Bukowina wieder an die SU; Rose Ausländer arbeitete in der Stadtbibliothek Czernowitz. Im September wieder nach New York; Ankunft im Oktober. 1947 Tod der Mutter, körperlicher Zusammenbruch. 1948-56 schrieb Rose Ausländer ihre Gedichte nur in engl. Sprache. Von 1953-61 Fremdsprachenkorrespondentin bei einer Speditionsfirma in New York. Seit 1949 erneut US-Bürgerin. 1957 Wiedersehen mit Paul Celan in Paris - Diskussion über moderne Lyrik, Gedicht und Shoa. Rückkehr zu ihrer Muttersprache. 1963 Aufenthalt in Wien, wo ihre erste Buchpublikation seit 1939 erschien. 1965 Niederlassung in Düsseldorf. Die in rascher Folge erscheinenden Gedichtbände fanden große Beachtung und brachten ihr im Alter literarischen Ruhm.

Die letzten 16 Lebensjahre (ab Ende 1972) verbrachte sie, schwer erkrankt, im Nelly-Sachs-Haus, dem Elternheim der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, wo sie noch einen großen Teil ihres Werkes verfasste (ab 1978 ständig bettlägrig). Verfolgung und die Shoa sowie die Erfahrung des ewigen Exils, wo nur das "Wiederwort" Geborgenheit bietet, blieben grundlegende Motive ihrer Lyrik. Ihre Gedichte finden internationale Beachtung.

Angaben nach: Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 49 ff./ Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.

 

Multimedialinks:

Ausländer, Rose zeigen

Ausländer, Rose zeigen

Ausländer, Rose zeigen

Ausländer, Rose zeigen

 

Werkverzeichnis:

36 Gerechte (Hoffmann & Campe , 1967) zeigen

Andere Zeichen (Concept, 1975) zeigen

Aschensommer (DTV, 1978) zeigen

Blinder Sommer (Bergland, 1965) zeigen

Der Regenbogen (Literaria, 1939) zeigen

Gesamtwerk in Einzelbänden (Fischer) zeigen

Im Atemhaus wohnen (Fischer, 1981) zeigen

Immer zurück zum Pruth (Fischer, 1989) zeigen

Jeder Tropfen ein Tag (Fischer, 1990) zeigen

Mein Venedig versinkt nicht (Fischer, 1982) zeigen

Mutterland Einverständnis (Fischer , 1982) zeigen

Noch ist Raum (Gilles und Francke, 1976) zeigen

Sieben neue Tage (Evangelische Verlagsanstalt , 1990) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Braun, Helmut Ich bin fünftausend Jahre jung (Radius, 1999) zeigen

Braun, Helmut Mutterland Wort (Rose Ausländer-Stiftung , 1999) zeigen

Braun, Helmut Rose Ausländer (Fischer, 1991) zeigen

Helfrich, Cilly Es ist ein Aschensommer in der Welt (Beltz Quadriga , 1995) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG