Horváth, Ödön von
* 1901-12-09 Fiume (Rijeka/Ungarn, heute Kroatien)
† 1938-06-01 Paris

Verbringt Kindheit und Jugend in Belgrad, Budapest, München, Preßburg, Wien, wo er 1919 maturierte. Ab 1919 philosophische und germanistische Studien an der Universität München. Seit 1923 entstanden die Prosaskizzen "Sportmärchen", die ab 1924 u. a. in "Simplicissimus", "Berliner Volkszeitung" publiziert werden. Ab 1924 vorwiegend in Berlin, dazwischen ausgedehnte Aufenthalte im bayrischen Murnau, dem elterlichen Sommersitz. 1926 Arbeit an "Zur schönen Aussicht", 1927 "Die Bergbahn". 1928 "Sladek oder Die schwarze Armee" (später "Sladek, der Reichswehrmann"); Material für das gegen die heimliche deutsche Wiederaufrüstung gerichtete Stück erhielt Horváth bei Recherchen bei der von Carl von Ossietzky geleiteten "Deutschen Liga für Menschenrechte". 1928 Spanien-Reise. 1929 Vertrag mit Ullstein, durch den er als freischaffender Schriftsteller leben konnte. 1930 Veröffentlichung des ersten Romans "Der ewige Spießer". 1931 erfolgreiche Uraufführung von "Italienische Nacht" (1930) am Theater am Schiffbauerdamm, "Geschichten aus dem Wiener Wald" (1931) am Deutschen Theater in Berlin und 1932 von "Kasimir und Karoline" am Schauspielhaus Leipzig.

Die SA durchsucht das Haus der Eltern, Horváths Stücke werden in Deutschland nicht mehr gespielt. Nach Hitlers Machteinsetzung vermeidet Horváth politische Stellungnahmen; zieht im Mai 1933 die Unterschrift unter ein Solidarität "für verfolgte deutsche Literatur" forderndes Telegramm an den in Ragusa tagenden internationalen PEN-Kongress wieder zurück; Oskar Maria Graf reagiert mit einem offenen Brief in der Arbeiter-Zeitung. Auch lehnt er die Mitarbeit an der von Klaus Mann herausgegebenen antinazistischen Monatszeitschrift "Die Sammlung" ab. Im März 1934, in der Hoffnung auf Verdienstmöglichkeiten, Rückkehr nach Berlin, die Märchenposse "Himmelwärts" erscheint. Zunehmende finanzielle Probleme. 1934-37 arbeitet er unter dem Pseudonym H. W. Becker an Drehbüchern zu mehreren österreichischen Filmen mit. Ab September 1935 in Wien. 1936 Fertigstellung der Stücke "Don Juan kommt aus dem Krieg", "Der jüngste Tag", "Figaro läßt sich scheiden"; Aufenthalt in Henndorf (Salzburg) und Wien; in Deutschland Aufenthaltsverbot. Uraufführung von "Glaube Liebe Hoffnung" unter dem Titel "Liebe, Pflicht und Hoffnung" im "Theater der 49" (Wien). Abschluss seines letzten Stückes "Pompeji". Sommer 1937 in Henndorf, dort Arbeit an "Jugend ohne Gott". Der erfolgreiche, in mehrere Sprachen übersetzte Roman erscheint wie sein letzter, "Ein Kind unserer Zeit", 1938 beim Exilverlag Allert de Lange. Sein schriftstellerisches Interesse verlagert sich zu epischen Formen. Ende Jänner 1938 nach Wien; "Jugend ohne Gott" auf der "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums". Flucht nach Paris, wo Ödön von Horváth am 1. Juni während eines Gewittersturms von einem herabstürzenden Ast erschlagen wird. Bei der Beisetzung auf dem Friedhof St. Ouen am 7. Juni sprechen u. a. Joseph Roth, Erwin Piscator, Franz Werfel und Carl Zuckmayer. Seit 1988 Ehrengrab auf dem Heiligenstädter Friedhof in Wien.

Angaben nach: Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 324 ff. (U. Oedl)/Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.

 

Multimedialinks:

Horváth, Ödön von zeigen

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Werkverzeichnis:

Der ewige Spießer (Propyläen, 1930) zeigen

Ein Kind unserer Zeit. (Allert de Lange, 1938) zeigen

Gesammelte Werke (Suhrkamp, 1988) zeigen

Geschichten aus dem Wiener Wald (Propyläen, 1931) zeigen

Italienische Nacht (Propyläen / Arcadia , 1931) zeigen

Jugend ohne Gott (Allert de Lange, 1938) zeigen

Kommentierte Werkausgabe in Einzelbänden (Frankfurt am main, 1983) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Fritz, Axel Ödön von Horváth als Kritiker seiner Zeit (Paul List , 1973) zeigen

Krischke, Traugott Horváth-Chronik: Daten zu Leben und Werk (Suhrkamp, 1988) zeigen

Krischke, Traugott Ödön von Horváth (Heyne, 1980) zeigen

Krischke, Traugott Ödön von Horváths Prosa (Suhrkamp, 1989) zeigen

Krischke, Traugott Materialien zu Ödön von Horváth (Suhrkamp, 1970) zeigen

Krischke, Traugott Ödön von Horváth (Suhrkamp, 1981) zeigen

Krischke, Traugott Ödön von Horváths Stücke (Suhrkamp, 1988) zeigen

Lunzer, Heinz; Lunzer-Talos, Victoria; Tworek, Elisabeth Horváth (Residenz, 2001) zeigen

Schnitzler, Christian Der politische Horváth (Peter Lang , 1990) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

  

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