Krakauer, Trude (Gertrud)
* 1902-05-30 Wien (A)
† 1995-12-25 Bogotá

Geboren am 30.5. 1902 Wien als Tochter des Kinderarztes Dr. Heinrich Keller; Mutter Nelly, geb. Winter. Der Vater konvertierte unter dem Einfluss der Philosophie Moses Mendelssohns vom Judentum zum Protestantismus, war sozialdemokratischer Bezirksrat und Romanautor. Trude Krakauer wuchs in 6. Bezirk auf, besuchte die evangelische Volksschule am Karlsplatz und anschließend das Realgymnasium in der Albertgasse. Engagement in der sozialistischen Jugendbewegung. 1920 absolvierte sie einen einjährigen Kurs an der Fürsorgeschule der Stadt Wien; danach Beginn eines Medizinstudiums. Nach vier Semestern wechselte sie zum Studium der Staatswissenschaften. Ihre Lehrer waren Othmar Spann, Hans Kelsen; sie reichte eine Dissertation bei Max Adler ein, schloss sie aber nicht ab. Neben dem Studium Arbeit als Englischkorrespondentin für sozialdemokratische Stellen. Freundschaft mit Herta und Friedrich Scheu. Begann in dieser Zeit zu schreiben. Beeinflusst von Dostojewski und Karl Kraus, dessen Vorträge sie bis 1934 besuchte. Arbeit als Sekretärin. Ihr Bruder, Stefan Keller, geboren 1906, Redakteur der AZ, beging in einer schweren Lebenskrise 1934 Selbstmord.

Nach dem "Anschluss" verliert sie ihre Stellung, der Vater erhält Berufsverbot. Durch ihre Jugendfreundin Thea Weiss erhält sie ein kolumbianisches Arbeitsvisum; Versuche, in andere Länder zu exilieren, scheiterten. Ende Dezember 1938 Ankunft in Kolumbien. Arbeit als Übersetzerin und Sekretärin in Bogotá. Heirat mit Dr. Emil Krakauer, Chemiker, geboren in Nikolsburg (Mähren).

Aktiv im "Comité de los Austríacos Libres", für das sie zusammen mit der deutschen Schriftstellerin Margot Neumann-Hermer Literaturlesungen und andere Vorträge vorbereitet. 1952-77 Arbeit in der deutschen Handelsvertretung, später Botschaft. Übersetzte lateinamerikanische Autoren ins Deutsche, so Jorge Guillén, Guillermo Valéncia, León de Greiff, Rubén Darío, José Asunción Silva, Rafaél Pombo. Krakauers eigene Dichtungen und Prosa blieben unveröffentlicht. Ein einziges Mal besucht sie Anfang der 1980er Jahre Wien. Gedichte in "Mit der Ziehharmonika" (Nr.3/1994). Am 25.12. 1995 starb Trude Krakauer in Bogotá.

Bearbeitet von Karl Müller, Salzburg.

 

Multimedialinks:

Krakauer, Trude zeigen

Krakauer, Trude zeigen

Krakauer, Trude: Gedichte zeigen

 

Forschungsliteratur:

Bolbecher, Siglinde Luftwurzeln in Kolumbien: Gertrud Krakauer (o.V., 1994) zeigen

Bolbecher, Siglinde; Kaiser, Konstantin Lexikon der österreichischen Exilliteratur (2000) zeigen

Douer, Alisa; Seeber, Ursula (Hg.) Wie weit ist Wien (Picus Verlag , 1995) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

  

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