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KAPITEL

1. Biographische Daten und Kontexte
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2. Hilde Spiel - Die hellen und die finsteren Zeiten - Erinnerungen 1911 - 1962
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3. Hilde Spiel - "Der kleine Bub Desidere" - Frühe Erzählungen
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4. Hilde Spiel - "Kati auf der Brücke", 1933
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5. Hilde Spiel - "Fanny von Arnstein oder Die Emanzipation"
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6. Hilde Spiel - "Lisas Zimmer"
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7. Hilde Spiel - "Welche Welt ist meine Welt?"
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8. Hilde Spiel - "Rückkehr nach Wien" - Ein Tagebuch
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9. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Hilde Spiel (1911-1990)


"The Darkened Room" erschien zuerst 1961 in englischer Sprache. Erst vier Jahre später, 1965, wurde der Roman unter dem Titel "Lisas Zimmer" auch auf deutsch veröffentlicht. Die Handlung des Romans spielt im New York der Nachkriegsjahre. Die Ich-Erzählerin Lele, eine junge lettische Frau, deren Familie von SS-Männern und Rotarmisten brutal ermordet worden war, arbeitet als Dienstmädchen bei europäischen Emigranten, die in ihrer Heimat wohl zur Boheme gehört haben, und nun so zu tun versuchen, als hätte sich nichts geändert.

Spiel, Hilde: The Darkened Room zeigen

Allerdings hat sich alles geändert. Der eigentliche Mittelpunkt der Erzählung ist Lisa Leitner Curtis und ihr Zimmer, in dem sie sich vor der Neuen Welt verschanzt. Dieser mit allen Attributen lasziver Weiblichkeit ausgestattete Raum und seine ständig kränkelnde, unter psychischen Krisen, Depressionen leidende Bewohnerin sind ein letzter Nachhall der Dekadenz der europäischen Jahrhundertwende, die in der Kühle und Modernität, in der Schnelligkeit Amerikas keine Chance hat.

"Das Zimmer mit seinem Geruch nach Parfüm, schalem Zigarettenrauch, verwelkten Blumen und benutzten Laken erinnerten mich an etwas Altmodisches: ein Boudoir. Die Möbel waren alt, groß, schön geschwungen und einfach, mit verblasstem Grün und Hellrot bemalt, an dem da und dort Spuren goldener Bordüren sichtbar waren." (Spiel, 1990 26 f.)

Dieser Raum ist gleichzeitig das letzte Refugium des Fin de Siècle und ebenso wie der große Schrankkoffer, den Lisa im Keller versteckt, letzte Reserve einstigen Reichtums, der nun nach und nach veräußert wird, weil man auch finanziell in der neuen Umgebung nicht Fuß fassen kann.

Diese schöne, neue Welt verkörpert sich in der Figur von Lisas Mann Jeff. Er steht mit beiden Beinen fest in der puritanischen Weltsicht. Wiewohl anfänglich von Lisas Morbidität angezogen und korrumpiert, findet er wieder zum "american way of life" zurück, heiratet nach Lisas Tod Lele und zieht mit ihr nach Kalifornien.

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