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KAPITEL

1. Jura Soyfer: Das Dachaulied
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2. Theodor Kramer: Der Ofen von Lublin (22.8. 1944)
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3. Fred Wander: Der Siebente Brunnen. Erzählung
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4. Fred Wander: Gesichter (Kap. XI). In: Der siebente Brunnen. Erzählung (1972)
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5. Anhang
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Herbert Staud:
Holocaust und Literatur


Wander, Fred zeigen

Erst im Alter von 55 Jahren hat Fred Wander seine literarischen Erinnerungen an Auschwitz und Buchenwald veröffentlicht. Christa Wolf, die bekannte kritische literarische Stimme aus der ehemaligen DDR, hat im Jahre 1972 in ihrem Nachwort zur Erstausgabe von Wanders "Erzählung" geschrieben:

"Fred Wander, seit langem Autor, tritt mit dem 'Siebenten Brunnen' als über Fünfzigjähriger in die Literatur ein. Zu der moralischen Legitimation des Dabeigewesenen kommt die Legitimation des Schriftstellers, der den Stoff seines Lebens aufschreibt. [...] der Autor, der seine Zeugenschaft ernst nimmt: Wenigstens einige aus diesem Heer der Anonymität entreißen, in der man sie umkommen lassen wollte. Wenigstens einige Namen aufrufen, einige Stimmen wiedererwecken, einige Gesichter aus der Erinnerung nachzeichnen. Sie zu idealisieren, hat er nicht nötig, und es kommt ihm nicht in den Sinn: Wie käme er dazu, sie als konkrete, einmalige Erscheinungen zu verleugnen? Er schildert sie, unterschiedlich, wie sie sind, Starke und Schwache, sich Auflehnende und Passive, Fromme und Ungläubige, Stolze und Demütige, Junge und Alte, Juden aus ganz Europa und Franzosen, Russen, Ukrainer, Polen. Er beschreibt, wie sie zu leben und zu überleben versuchen, kollektiv erprobte Techniken und die geheimen Methoden der einzelnen. "Wovon der Mensch lebt." Er sieht sie sterben, fast alle."

Auf dem Umschlag der Ausgabe des Luchterhand-Verlages sind die Namen jener Menschen verzeichnet, die Fred Wander der "Anonymität entreißt, in der man sie umkommen lassen wollte": Mendel Teichmann, Erich Pechmann, Leon Feinberg, Modche Rabinowicz ...

Fred Wander hat einmal in einem Interview gesagt: "Nicht die physisch Starken haben Auschwitz überlebt, sondern die scheinbar Schwachen, aber die psychisch Starken kamen mit dem Leben davon." "Der siebente Brunnen" wurde zu recht in eine Reihe gestellt mit so wertvollen Texten wie "Das siebente Kreuz" von Anna Seghers, "Jakob der Lügner" von Jurek Becker oder "Die große Reise" von Jorge Semprun. Eine der beeindruckendsten Passagen, die wir Ihnen hier zur Lektüre anbieten, ist das 11. Kapitel des Buches. Fred Wander nannte es - mit gutem Grund - "Gesichter".

Aufgabe:

Ihre Aufgabe wird es sein, nach der intensiven Lektüre des Kapitels und mit Hilfe einiger weiterführender Informationen eine eigenständige "Interpretation" zu verfassen.

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