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KAPITEL

1. Zum Stand der Forschung
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2. Mexiko
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3. Brasilien - Paul Frischauer, Stefan Zweig
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4. Liberaler Humanismus - politische Utopie - blutige Geschichte
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5. Alfredo Bauer
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6. Fritz Kalmar - Heimweh nach Österreich
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7. Trude Krakauer - Niewiederkehr
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8. Österreichische Exilschriftsteller/innen in Lateinamerika
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9. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Zwischen Heimweh und neuer Erkenntnis - Österreichische Exilliteratur in Lateinamerika


Alle, die in Mexiko waren, sind dem Lande mit großer Zuneigung verbunden. Lassen wir es Lenka Reinerová stellvertretend für die anderen sagen:

"Was immer ich über Mexiko höre, berührt mich. Als wir, Menschen aus verschiedenen, vom Krieg überfallenen Ländern Europas im Land der von den Europäern weiß Gott nicht jederzeit milde, geschweige denn großzügig behandelten Indios Zuflucht fanden, wurden wir hochherzig aufgenommen. Gewiß, die Bürger der Vereinigten Staaten von Mexiko hatten ihre revolutionären Erfahrungen, wußten, was gnadenlose Unterdrückung, aber auch was zielbewußter Widerstand vermögen, und sie haben es bis heute nicht vergessen. Dennoch: Da kam eine bunt zusammengewürfelte Menschenmenge über das Meer, sprach nicht eine, sondern gleich mehrere fremde Sprachen, brachte andere Lebensgewohnheiten mit, hatte eine andere Hautfarbe, ließ sich bei ihnen nieder, und niemand, weder die Einheimischen noch die gerade Angekommenen wußten, ob sie kurze oder lange Zeit oder gar für immer dableiben würden. Aber keiner fragte danach, niemand zeigte Ungeduld, selbst die Behörden kamen den in ihr Land geflüchteten Menschen verständnisvoll entgegen." (Reinerová 1998, 3)

Die Hauptmasse der Flüchtlinge in Mexiko waren nicht Deutsche und Österreicher, sondern etwa 40.000 Spanier, Anhänger der Spanischen Republik, die hier nach dem Triumph Francos (1938) eine Zuflucht fanden.

Friedrich Katz, der in Chicago lebende Historiker, Sohn des schon erwähnten Schriftstellers Leo Katz, blieb Mexiko mit seinem ganzen wissenschaftlichen Werk verbunden, zuletzt mit seiner großen Biographie des Revolutionsführers Pancho Villa, die Carlos Fuentes, selbst vielseitig historisch und auch archäologisch interessiert, "ein Meisterwerk zeitgenössischer Geschichtsschreibung" nannte. Eine für Friedrich Katz von mir angestrebte Ehrung, die er vor zwei Jahren noch akzeptiert hätte, blieb dem 1927 in Wien Geborenen jedoch versagt, da seinem wissenschaftlichen Werk der Österreich-Bezug fehle, wie die offizielle Version lautete.

Katz, Friedrich zeigen

Mexiko nimmt Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre allerdings eine Sonderstellung ein. Es ist das Land, in dem zu dieser Zeit große Reformen im Bildungswesen und zum Teil auch in den Eigentumsverhältnissen in Angriff genommen wurden. Es herrschte politische und gesellschaftliche Aufbruchstimmung, die die Akkulturation der Flüchtlinge aus der geschlagenen Spanischen Republik und der Hitlerflüchtlinge aus Deutschland und den vom Nationalsozialismus überwältigten Ländern begünstigte. (vgl. Kloyber 1998, 12-20 und 28-32)

Austria Libre: organo de los autriacos anti-nazis de Mexiko zeigen

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