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KAPITEL

1. Zum Stand der Forschung
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2. Mexiko
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3. Brasilien - Paul Frischauer, Stefan Zweig
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4. Liberaler Humanismus - politische Utopie - blutige Geschichte
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5. Alfredo Bauer
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6. Fritz Kalmar - Heimweh nach Österreich
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7. Trude Krakauer - Niewiederkehr
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8. Österreichische Exilschriftsteller/innen in Lateinamerika
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9. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Zwischen Heimweh und neuer Erkenntnis - Österreichische Exilliteratur in Lateinamerika


Schwieriger war die Situation in Brasilien, wo Gétulío Vargas mit Geheimdienstmethoden herrschte. Paul Frischauer, der österreichische Exilant, sollte sein Hagiograph werden. ("Presidente Vargas", 1943) Frischauers wechselreiches Schicksal wurde von Ursula Prutsch und Klaus Zeyringer beschrieben. (vgl. Prutsch, Zeyringer 1997) Während Frischauer seine Illusion, in Gétulio Vargas einen großen Politiker zu sehen, oder die kalkulierte Einschmeichelung im Auftrag des britischen Secret Service einigermaßen heil überstand, zerbrach der in Brasilien hochgeachtete Stefan Zweig. In seinem "Brasilien. Ein Land der Zukunft" (1941) hat Zweig, so schreibt Johann Holzner, "eine Gegenwelt gefunden zu jener Welt, aus der er in den letzten Jahren seines Lebens immer weiter sich entfernt hat [...] Gegenbild zu der Behauptung, daß unterschiedliche kulturelle Lebensformen in einer geschlossenen Gemeinschaft notwendig zusammenprallen und endlich scheitern müßten." (Holzner 1998, 173)

Frischauer, Paul zeigen

Aber dies war, so scheint es, für Brasilien selbst nicht der entscheidende Punkt. Dem Traum von einer Menschheit, in dem die Nationen nicht in getrennten Gräbern liegen wollen, nachdem sie sich im Leben schlecht und recht toleriert oder auch nicht toleriert haben, widersprach die wirkliche soziale Spannung des Landes. Sie hat Alfredo Bauer, der im Februar 1939 als 15jähriger nach Buenos Aires gekommen ist, in seinem Stefan Zweig-Roman "Der Mann von gestern und die Welt" (spanisch 1990) gegen den geliebten Stefan Zweig geltend gemacht, nicht im Sinne des Übergehens von Täuschung in Enttäuschung, sondern im Sinne des Aufzeigens der Möglichkeiten und Grenzen des von und mit Stefan Zweig geführten Humanismus-Diskurses. Der liberale Humanismus, als dessen Repräsentant sich Stefan Zweig darstellt, hat für Alfredo Bauer seine Grundlage in den Idealen der Französischen Revolution, auch wenn Zweig der Verwirklichung dieser Ideale - es sei an seine Romane "Joseph Fouché" und "Marie Antoinette" erinnert - skeptisch gegenüberstand.

Bauer, Alfredo zeigen

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