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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Zur Situation der Theaterschaffenden in Österreich nach dem "Anschluss" - Wege ins Exil
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3. Überblick
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4. Österreichisches Exiltheater in Großbritannien
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5. BBC
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6. Das österreichische Exiltheater in den USA
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7. Hollywood
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8. Anhang
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Ulrike Oedl:
Theater im Exil - Österreichisches Exiltheater


In der unmittelbaren Nähe Hollywoods haben sich viele Emigranten niedergelassen, man denke dabei nur an die "Prominenz" der deutschsprachigen Literatur wie die Brüder Mann, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Franz Werfel und viele andere. Hier an der Westküste gab es keine Theaterszene wie in New York, doch Hollywood, die riesige Unterhaltungsmaschinerie bedurfte ständig neuer talentierter Mitarbeiter. Die meisten von ihnen kamen mit nichts als der vagen Hoffnung auf Beschäftigung, doch einige von ihnen verdankten ihre Rettung Hollywood, besser gesagt, den großen Studios wie Metro, Warner und Universal. Sie ermöglichten durch das Ausstellen befristeter Arbeitsverträge einer Reihe von bekannten Schriftstellern, die in Lissabon gestrandet waren, die lebensrettende Weiterreise in die USA. (Aufbau 1944) Hollywood profitierte aber umgekehrt in einem nicht unbeträchtlichen Ausmaß von der Arbeit der Emigranten. Wie groß die Bereicherung durch die Emigranten für den amerikanischen Film zwischen 1934 und 1944 war, zeigt die bei weitem nicht vollständige Aufzählung von ein paar Namen.

Feuchtwanger, Lion zeigen
Feuchtwanger, Lion zeigen

Mit Glück und noch besser Beziehungen war es beispielsweise möglich, einen Job als Drehbuchautor zu ergattern. George Tabori, Gina Kaus, Wolfgang Reinhardt, Friedrich Torberg, Géza Herczeg, George Froeschel, Vicki Baum, um nur einige wenige zu nennen, haben sich mehr oder weniger erfolgreich darin versucht.

Baum, Vicki zeigen
Viertel, Salka zeigen
Tabori, George zeigen
Tabori, George zeigen
Tabori, George zeigen
Kaus, Gina zeigen
Baum, Vicki zeigen
Mann, Heinrich zeigen
Werfel, Franz zeigen
Mahler-Werfel, Alma zeigen
Mann, Thomas zeigen
Salten, Felix zeigen

Relativ erfolgreich damit war z. B. die Schauspielerin Salka Viertel, die durch ihre Freundschaft mit Greta Garbo "verursacht", Autorin einiger Garbo-Filme, u. a. von solchen mit so genannten "europäischen Themen" wie "Anna Karenina" (1935) oder "Maria Walewska" (1937), wurde. Sicherlich das Beispiel für einen durch das Exil erzwungenen Berufswechsel, und erfolgreich - zumindest solange die Garbo Filme drehte und Salka Viertel noch nicht den Verdächtigungen durch den McCarthy-Ausschuss ausgesetzt war. Diese beendeten ihre Karriere schlagartig. Auch für Schauspieler gab es immer wieder die Gelegenheit - meist kleine - Filmrollen zu ergattern, einige waren sogar recht gut beschäftigt. Ihnen kam dabei sicherlich auch die Tatsache zugute, dass Hollywood in den Kriegsjahren mit einer Reihe von Antinazifilmen seinen propagandistischen Beitrag zum Kampf gegen die Nazidiktatur beisteuerte. Ernst Deutsch (1890-1969), ein Schulfreund Franz Werfels, von Berthold Viertel "entdeckt" und für die "Freie Volksbühne" in Wien engagiert und in der Folge einer der ganz Großen des deutschsprachigen Theaters, spielte ab 1942, unter dem Pseudonym Ernest Dorian, häufig Nazis und Offiziere. Auch der bereits erwähnte Fritz Kortner war in diesen Genre erfolgreich. Doch neben diesem einträglichen Broterwerb beteiligte sich Ernst Deutsch, wie andere Schauspielerkollegen auch, an kulturellen Projekten des Exils. So spielte er neben den, ebenfalls als Filmschauspielern erfolgreichen Alexander Granach und Leo Reuß (Lionel Royce) in der englischsprachigen "Wilhelm Tell"-Inszenierung Leopold Jeßners (Los Angeles 1939). Ab 1941 wirkte er an den Künstlerabenden des "Jewish Club of 1933" in Los Angeles mit (1943 Lesung "Dichtung der Emigration"), gehörte zum Beirat der "Players from Abroad", beteiligte sich am Radioprogramm des "Aufbau" "We fight back". 1946 trat er an der "Freien Deutschen Bühne" in México D. F. als Oswald in Ibsens "Gespenstern" auf (Regie P. W. Jacob). 1947 kehrte er nach Österreich zurück, wo er Ensemblemitglied des Burgtheaters wurde. Der u.a. am Theater in der Josefstadt tätige Schauspieler Paul Henreid hatte neben Humphrey Bogart eine der männlichen Hauptrollen in "Casablanca" unter der Regie des ebenfalls emigrierten Michael Curtiz (vormals: Michael Kertész) inne. Bei dieser Produktion finden sich die Namen vieler aus Österreich emigrierten Künstler, wie Peter Lorre, Szöke Szakáll, Max Steiner für die Musik.

Granach, Alexander zeigen
Granach, Alexander zeigen

Der "Aufbau" eine der wichtigsten Zeitungen des deutschsprachigen Exils in den USA, berichtet über "Casablana":

"Die Wissenden - Du und ich - Menschen eines aus den Fugen gegangenen Europa, haben (...) die Pflicht, (...) aufklärend zu wirken. Kann sich der durchschnittliche amerikanische Kinobesucher eine Vorstellung von der Wichtigkeit eines Exitvisums machen? Auch, wenn dieses für einen von der Gestapo bis nach Nordafrika verfolgten Tschechen und seiner Frau, zwei prominente Mitglieder der antinazistischen Untergrundbewegung, bestimmt ist? (...) Es sind in diesem Film so viele frühere deutsche und österreichische Schauspieler vereint, dass man eine Voraussage machen kann: wenn dereinst wieder freie Filme in einem nazireinen Deutschland gezeigt werden können, so werden diese in Hollywood gedreht werden. Denn Hollywood verfügt heute über die Elite deutschsprachiger Schauspieler (und Filmautoren und Regisseure." (Aufbau, 4.12. 1942)

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