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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


Der Künstler Raoul Hausmann lässt sich mit einem kristallinen Gestein vergleichen. Er überrascht mit immer neuen Perspektiven: Schriftsteller, Maler, Optophonet, Photograph, Tänzer, Philosoph, Erfinder, Kunstkritiker, Wissenschaftler, aber auch Kritiker traditioneller Geschlechterrollen, Kosmopolit zu einer Zeit, als die Staaten Europas von Nationalismus und Kriegslust überschwemmt waren, und zäher Kämpfer gegen Spießbürgerlichkeit und für einen neuen Menschen. Manche Kristallflächen erscheinen noch recht trüb, andere gänzlich undurchsichtig, nicht nur infolge von Dokumentenverlusten durch wiederholte Emigration, sondern auch aufgrund der Unmenge der vorhandenen Materialien und aufgrund des Schaffensprozesses des Künstlers, der sich u. a. durch die Zerstörung der eigenen Werke vollzog.

Dadaismus zeigen
Dadaismus zeigen
Hausmann, Raoul zeigen

Das Licht der Welt, welches ihm später zum Gegenstand optophonetischer Betrachtungen wird, erblickt Hausmann am 12. Juli 1886 in Wien im Straßenhof 6 in der Grüngasse 13. Er ist das zweite eheliche Kind von Irene Gabriela Hausmann, geborene Petke, und Viktor Hausmann, einem akademischen Maler. Am 25. Juli folgt die Taufe auf den Namen Raoul Josef. Das Leben mit den "Parzen, die Vater und Mutter spielten" (Hausmann 1968, zit. bei: Brandes/Erlhoff, 1989, 11) bleibt ihm als frei und ungezwungen in Erinnerung:

"Meine Kindheit war recht glücklich, da sich meine Eltern nicht um mein Privatleben kümmerten. Man ließ mich alles tun, was mir durch den Kopf ging. Mein Vater war sehr liberal, ich wurde nie unterdrückt. Meine Mutter betrachtete ich wie eine schöne Dame, sehr weit weg, fremd." (Hausmann 1970, zit. bei: Bartsch/Koch, 1996, 12)

Trotz des distanzierten Verhältnisses zu den Eltern erstaunt es, wie wenig deren Selbstmord im Februar 1920 den Sohn zu bewegen scheint. Der Kontakt zur Schwester Mira brach bereits 1916 ab.

Nach dem Umzug der Familie nach Berlin im Jahr 1900 besucht Raoul nicht mehr die Schule und bildet sich autodidaktisch weiter. Künstlerische Leitlinien findet er im Vater, ferner im Studium von Anatomie und Aktzeichnen in den von Arthur Lewin-Funcke geleiteten Studien-Ateliers für Malerei und Plastik in Berlin von 1908 bis 1911. 1912 veröffentlicht er in der Zeitschrift "Der Sturm", später in verschiedenen Zeitschriften in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Spanien, Frankreich und England.

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