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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


Als Richard Huelsenbeck 1917/18 aus Zürich, dem Geburtsort des Dadaismus, re-emigrierte, brachte er die 'meteorologischen Elemente' mit, auf die Berlin gewartet hatte:

"Ein sehr blauer Himmel und 'bum', eine kleine Wolke und Regen. Genau das war Dada." (Hausmann 1970, zit. nach Bartsch/Koch 1996, 13)

Für den Dadaismus war es gleichgültig, "ob er Dada oder Bebe, Sisi oder Ollolo genannt worden wäre" (Hausmann 1921, zit. nach Erlhoff 1982, Texte 1, 166). "Dada ist mehr als Dada"), es brauchte lediglich eine Bezeichnung für das, was schon zu pulsieren begonnen hatte - Dada-Berlin, das die gesellschaftskritisch-verspottende Rolle der Züricher Exil-Dadaisten, bedingt durch das Miterleben des repressiven Charakters von Institutionen und Organisationen im Ersten Weltkrieg, um eine politisch-psychologische Dimension erweiterte.

Dieses Kompositum entsprach der Persönlichkeit Hausmanns, der sich auf der Plattform des Dadaismus vollends zu entfalten begann: Während vor 1918 lediglich zwei von Hausmann verfasste Artikel gedruckt wurden, so zählte er nun neben Johannes Baader, Otto Grosz, Richard Huelsenbeck und John Heartfield, aber auch Walter Mehring, Franz Jung, Wieland Herzfelde, Carl Einstein, Jefim Golyscheff, Salomo Friedländer und Hannah Höch, mit der Hausmann von 1915 bis 1922 eine Beziehung führte, zu den wichtigsten Berliner Dadaisten. Er gründete 1918 gemeinsam mit Huelsenbeck und Jung den 'Club Dada' als 'Standarte des Internationalismus', war Mitverfasser, bzw. Mitunterzeichner der wichtigsten dadaistischen Manifeste, nahm an Soireen und an der Eröffnung der 'I. Internationalen Kunstausstellung' in Düsseldorf vom 28. Mai bis 3. Juli 1922 im Warenhaus Leonhard Tietz teil - u. a. Affront gegen den zur Handelsware degradierten Wert von Gegenständen, Kunst, aber auch von Mensch und Tier.

Heartfield, John zeigen

Publikations- und Präsentationsmöglichkeiten, vor allem für Gedichte, Aufsätze, Satiren und Manifeste, boten sich zudem durch die zahlreich entstehenden Zeitschriften, darunter ?Der Dada? von Hausmann selbst herausgegeben, oder "Der Gegner", an deren Herausgabe Hausmann mitwirkte. Auch Plakate zählten zu den beliebten massenmedialen Instrumenten, und vor allem der sich in der Bevölkerung konsolidierende Rundfunk war strukturell für experimentell-dadaistische Versuche sehr attraktiv. Keineswegs "Berufsdadaist", lebte Hausmann den Dadaismus durch Trennung von jeder Konvention, durch In-Frage-Stellen eingebürgerter Axiome und durch die unermüdliche Demonstration, dass alles auch ganz anders sein könnte. Erklärtes Ziel war eine "dadaistische" Lebensauffassung und -haltung in einem kreatürlich-natürlichen Sinn, man wollte "lachen, lachen, und tun, was uns unsere Instinkte heißen." (Hausmann 1919, zit. nach Erlhoff 1982, Texte 1, 41 "Pamphlet gegen die weimarische Lebensauffassung").

Hausmann, Raoul: Pamphlet gegen die weimarische Lebensauffassung zeigen

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