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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


Unter Todesdrohungen wurden sie 1934 zu Zahlungen angewiesen und flüchteten - Vera Broido dabei nicht nur von der Insel, sondern auch vor der nicht mehr funktionierenden Beziehung zu dritt nach London, Raoul und Hedwig Hausmann bis zum 1. Juli 1935 nach Paris, worauf sie wieder nach Ibiza zurückkehrten und von Hedwigs Familie finanziell unterstützt wurden. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Spanien stellte sich Hausmann an die Spitze des antifaschistischen Komitees der Ausländer und sah sich nach einem Bombardement im September 1936 wieder vor die Wahl erneuter Flucht oder sicherem Tod gestellt. Nach sechs Tagen und Nächten des Herumirrens - ein Aufenthalt im Haus war lebensgefährlich - entkamen sie auf dem Torpedoboots-Zerstörer "Falke" und erreichten über Alicante und Barcelona Neapel im Wissen, "dass es mit uns zu Ende ist über kurz oder lang." (Hausmann 1936, In: Lindlar/Bartsch/Koch 1996, 311). Dass es doch noch etwas länger dauern sollte, war u. a. dem tschechischen Konsul zu verdanken, der die Reise über Rom nach Zürich bezahlte, wo sie im Oktober 1936 ankamen. Unterstützungen aus Berlin und der Versatz von Schmuckstücken Hedwigs reichten gerade zum Leben, das durch eine Ausstellung der Photos von Ibiza im Züricher Kunstgewerbemuseum im Januar 1937 nur kurz erhellt wurde:

"Ende Januar erschien die Polizei, da ich ihr nicht angeben wollte, wovon ich lebe, erklärte sie, ich sei kommunistischer Agent und ich erhielt einen Ausweisungsbefehl" (Hausmann o. J., In: Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994, 19)

Dieser war Anlass, die auf Ibiza entstandenen Spekulationen vom erfolgreicheren Leben in Prag auf ihre Tauglichkeit zu untersuchen: das Testergebnis war negativ. Sprachliche Barrieren standen den erhofften Einkünften im Wege, und auch nach deren allmählicher Überwindung, als er mit Photographie etwas Geld verdiente und eine Photo-Ausstellung organisiert werden konnte, war die finanzielle Lage beklemmend, zumal auch noch Rückzahlungen zu tätigen waren; trotzdem nahm Hausmann eine Lehrstelle an der Kunstgewerbeschule in Bratislava wegen zu schlechter Bezahlung nicht an.

Kaum in Prag akklimatisiert, machte der drohende Einmarsch Hitlers im Juni 1938 einen neuerlichen Ortswechsel nötig. Raoul und Hedwig Hausmann flogen zuerst nach Zürich, dann nach Paris. Die gewünschte Weiterreise nach Chicago, um die von Moholy-Nagy angebotene Lehrstelle am 'New Bauhaus' anzunehmen, scheiterte an der Bürgschaftserklärung für die Einwanderung, und so blieben sie in Paris:

"In Paris verdiente ich Geld mit fotografischen Arbeiten und ausserdem schrieb ich Artikel über mittelmeerische Bauernarchitektur, die ich veröffentlichen konnte, und ich begann mein zweites Buch 'Hyle'." (Hausmann o.J., In: Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994, 19)

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