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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


"Nach Wien kommen? Wissen Sie, nach 50 Jahren Unverständnis, nicht durch das Publikum, sondern durch meine sogenannten Freunde, habe ich gar keine Lust, anderes zu tun, als, wenn möglich, täglich zu schreiben oder zu zeichnen (denn ich halte zeichnen für wichtiger als malen) und mich nicht im geringsten um "Welt" oder "Ruhm" zu bekümmern. Ich vergnüge mich sehr gut ganz allein. Ich fahre nicht einmal mehr nach Paris." (Hausmann 1967, In: neue texte 36/37, 7)

Sogar auf Ausstellungen, soweit sie außerhalb Frankreichs stattfanden, verzichtete er aufgrund der ständigen Probleme mit dem Zoll und der Versicherung, und da es immer wieder Probleme mit Verlusten oder Beschädigungen gab. Die Gegebenheiten hinnehmend suchte er umso intensiver die künstlerischen Ausdrucksmittel, und so ist Hausmanns Antwort auf 'seine Zeit', in der er weder besonders geschätzt, noch besonders be- oder anerkannt war, auf unzähligen Seiten geschrieben und gekritzelt, auf Blättern gezeichnet, auf Leinwänden gemalt, auf Photopapier, mitunter sogar auf Ton- oder Videoband festgehalten - in sich selbst verzweigt und eingebettet, indem Altes zerstört und Neuem einverleibt wurde - den Schaffensprozess über das Resultat erhebend. Seine starke Persönlichkeit hielt ihn immer aufrecht - vor allem im Glauben an sich selbst - und gab die Kraft zum Weitermachen:

"Nichts ist heute überflüssiger, als ein Künstler. Ich weiss, welche lächerliche Rolle man spielt, aber, ich kann und will nicht darauf verzichten." (Hausmann 1965, in: neue texte 36/37, 4)

Das Phänomen der Zeit übte auf Hausmann immer schon Faszination aus, und so hätte er sicherlich mit Interesse verfolgt, wie die Zeit der entdeckten Künstlerpersönlichkeit begann, als seine Zeit der physischen Existenz (beinahe) abgelaufen war. Es wurde und wird publiziert, ausgestellt, zitiert, rezitiert, u.a. am 17.10.1978 sieben Lautgedichte Hausmanns - 'L'Inconnu', 'Quadrel', 'Opossum', 'Oiseautal', 'Kp'erioum', 'Cauchemar' und 'R.L.Q.S.' - beim 'steirischen herbst', und zum 100. Geburtstag brachte die 'Welt der Literatur' ein Feature. Wie es weitergehen mag, ist ungewiss, doch schon die heutige Auseinandersetzung wäre für Hausmann sicherlich ein Grund für ein befreiendes, dadaistisches Lachen ...

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