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KAPITEL

1. Hermynia Zur Mühlen
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2. Ewiges Schattenspiel
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3. Als der Fremde kam
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4. Reise durch ein Leben
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5. Unsere Töchter die Nazinen
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6. Die Übersetzertätigkeit von Hermynia Zur Mühlen
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7. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Hermynia Zur Mühlen (1883-1952)


Erstmals auf deutsch und in Buchform erschien "Unsere Töchter die Nazinen" 1935 im linkskatholischen Wiener Gsur-Verlag, den Ernst Karl Winter leitete. Zuerst war das Buch allerdings in norwegischer Übersetzung im Tien Norks Forlag in Oslo erschienen. (vgl. Altner 1997, 150)

Als Vorabdruck war er 1934 in der sozialdemokratischen saarländischen Zeitung "Deutsche Freiheit" veröffentlicht worden. Da Hermynia Zur Mühlen Nazi-Deutschland erst kurz zuvor verlassen hatte, zeichnet dieser Roman ein relativ wahrheitsgetreues Bild der damaligen Situation (Thunecke 2000, 145), vor allem aber, trotz der illusionären Hoffnung auf Widerstand von Innen heraus, eine bedrückende Vision der sich rasch durchsetzenden Gewalt- und Terrorpraxis des Regimes, z. B. aus dem Mund der tief geschockten Gräfin Agnes.

"Ich sah, wie alle Menschen, die anständig und gut waren, ausgetrieben wurden, gemartert, gequält. Heimatlose, Flüchtlinge, die durch ihre bloße Gegenwart in den anderen Ländern die Schmach Deutschlands verkündeten. Ich sah uns in einem Abgrund versinken ..." (Unsere Töchter, die Nazinen; Neuausgabe 2000, 57)

"Wie aus einem Brief ihres Lebensgefährten Stefan I. Klein hervorgeht, ist der Roman sofort nach Hermynia Zur Mühlens Rückkehr in ihre Geburtsstadt Wien - am 1. April 1933 - begonnen und geschrieben worden und zählt somit zu den frühesten Zeugnissen der Exilliteratur überhaupt." (Siegel 1995, 130f.)

Der Handlungszeitraum erstreckt sich vom 3. Jänner 1933 bis zum Sommer des selben Jahres. Handlungsort ist eine süddeutsche Kleinstadt am Bodensee, der allerdings das österreichische Gmunden, das Zur Mühlen aus ihrer Jugend vertraut war, zum Vorbild gedient haben dürfte. Die Handlung wird aus drei Perspektiven (Kati Gruber - eine Arbeiterin, Gräfin Agnes Saldern und die Frau des Arztes Martha Feldhüter) erzählt, wobei die unterschiedlichen politischen Einstellungen und Sehnsüchte die Darstellung bestimmen. Die Frauen erzählen jeweils über ihre Töchter. Kati Grubers Tochter Toni wendet sich von ihrem sozialdemokratischen Elternhaus ab um zunächst dem Kommunismus zu folgen. Davon enttäuscht, wendet sie sich den Nationalsozialismus zu, wie ihre Mutter mit Schrecken feststellt. Als Toni bei den ersten Ausschreitungen gegen Juden und Nazigegnern sieht, wozu die Nationalsozialisten, vor allem die SA, fähig sind, schließt sie sich dem Widerstand an.

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