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KAPITEL

1. Begriffsbestimmung und Bedingungen des Exils
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2. Von der Dauer des Exils
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3. Sprache
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4. Selbstmord
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5. Ausblick
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Exil - Aspekte und Kontexte


Für die meisten Exilanten endet das Exil nicht mit dem Ende des Krieges. Die Folgen sind für sie weiterhin spürbar. Für viele ist eine Rückkehr nach Österreich oder Deutschland auch nach dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten undenkbar.

Wie der Beginn so ist auch das Ende der Periode der Exilliteratur umstritten. Konrad Feilchenfeldt (1986) legt in seiner Einführung den Zeitrahmen von 1933 bis 1945 fest und begründet dies durch die politischen Gegebenheiten. Wulf Koepken und Michael Winkler schließen sich dieser Einschätzung als Herausgeber eines Bandes zur Exilliteratur mit dem Titel "Exilliteratur 1933-1945" (1989) an. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und die Dokumentationsstelle für neuere Österreichische Literatur (1977) setzen die Dauer des Exils von 1934 bis 1945 fest. H. A. Walter (1984) weitet den Zeitraum von 1933 bis 1950 aus. Als Endpunkt dient ihm das Datum der Gründung der BRD und der DDR. Was das Ende des Exils anbelangt, ist Ernst Loewy zuzustimmen. In seinem Aufsatz "Von der Dauer des Exils" weitete er die Dauer des Exils bis in die Gegenwart aus.

"Denn auch das Exil im engeren, im emphatischen, das heißt vor allem, sich als Ausnahmezustand verstehenden Sinn, läßt sich nicht allein durch den Kalender definieren. Es entspricht nicht nur äußeren Normen, sondern auch inneren Befindlichkeiten. Sie können auch nach dem Entfallen der äußeren Gründe für das Verbleiben im Ausland wirksam bleiben. In diesem Sinne sind allerdings viele der deutschen Exilschriftsteller, wo immer sie sich auch befanden oder noch befinden, ihr ganzes Leben im Exil geblieben." (Loewy 1990, 34)

Ruth Klüger

Es gab auch Autoren, wie Ruth Klüger, die erst nach 1945 ins Exil gingen, aus dem einfachen Grund, weil sie vorher in KZs interniert waren und nur knapp dem Tod entgingen. Die Begründung, dass man nicht mit Menschen, die die eigene Vernichtung planmäßig und kalt vorangetrieben haben, in ein und demselben Land leben möchte, ist nachvollziehbar.

In ihren Erinnerungen "weiter leben" (1992) schildert Ruth Klüger ihre Erlebnisse in deutschen Konzentrationslagern. Sie war noch ein Kind, als sie und ihre Mutter von den Nationalsozialisten interniert wurden. Ruth Klüger überlebte und emigrierte nach ihrer Befreiung in die USA Sie ist ein Beispiel dafür, dass das Exil nicht auf die Zeit zwischen 1938 und 1945 beschränkt ist.

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