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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Erste Kontakte mit einer fremden Kultur
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3. Probleme in der neuen Heimat
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4. Politik im Exil
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5. Schmerzlicher Neuanfang
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6. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Österreichische Emigration in Kolumbien


Durch seine gute Bekanntschaft mit Erich Arendt, dem Sekretär der deutschen "Antinationalsozialistischen Freiheitsbewegung" (ANFB) in Bogotá, beteiligte er sich an deren Veranstaltungen und war Vermittler zwischen österreichischen und deutschen Exilgruppen.

Entscheidend für die gesamte Emigration aus Österreich waren jedoch nicht parteipolitische Auseinandersetzungen und historische Rechnungen, sondern praktische politische Lebensfragen und der Konsens über die Wiedererrichtung eines unabhängigen, demokratischen Österreich. (vgl. Goldner 1977, 250)

Das österreichische Konsulat war nach dem "Anschluss" auf Wunsch des kolumbianischen Außenministeriums geschlossen worden. Trotzdem wurden amtliche Bestätigungen, welche von den Österreicher/innen verlangt wurden, von Konsul Brunner-Lehenstein weiter ausgestellt und de facto anerkannt. Die ersten organisatorisch zusammenhängenden Aktivitäten bestanden in Sammlungen und Hilfe für das Rote Kreuz. Anfang 1941 wurde die überparteiliche österreichische Vereinigung "Comité de los Austriacos en Colombia" gegründet. Der Leitung gehörten als Präsident Koloman Brunner-Lehenstein, als Sekretär Heinz Ungar und weiters Franz Lichtenberg, Dr. Heinrich Kreisler und Dr. Peter Müller an. (Bericht von Franz Lichtenberg. DÖW Akt 6426, 2 und 8)

Nach einem im National Archive, Washington, aufliegendem Bericht vom 21. Dezember 1942, Nr. C12767, der einen Überblick über die "Free Austrian" Organisationen und Aktivisten gibt, wird auf die Zusammenarbeit des "Comité de los Austriacos libres" mit dem "Austrian National Committee" (USA) unter der Leitung von Graf Ferdinand Czernin und dem "Austria Office" (GB) hingewiesen.

Das "Comité" erreichte im Laufe der Zeit, dass es von den kolumbianischen Behörden, aber auch von den Vertretungen der Alliierten respektiert wurde. So behielten die österreichischen Pässe auch nach Ablauf ihre Gültigkeit. Österreichischen Exilanten, die einen deutschen Pass hatten, wurden nicht als deutsche Staatsbürger behandelt. In einem sehr entschiedenen Brief an den Generalsekretär der Polizeidirektion fordert Koloman Brunner-Lehenstein, dass die Nationalität "einheitlich als 'österreichisch' anerkannt und als solche auf jeglichem Dokument, jeder amtlichen Urkunde verzeichnet werde." Als Gründe führt er die Okkupation durch das Deutsche Reich an, und dass ja auch Franzosen, Belgier, Polen usw. nicht als deutsche Staatsbürger behandelt würden. Das hieße die Annexionen zu akzeptieren. (Brief von Koloman Brunner-Lehenstein an Doktor Luis Eduardo Páez vom 20. September 1943 [span.] DÖW, Akt 6426) Der politische Hintergrund war, dass die kolumbianische Regierung ohne Unterschied zunächst alle Deutschen als "feindliche Ausländer" behandelte; ihre Bewegungsfreiheit einschränkte und Vermögen beschlagnahmte.

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