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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Erste Kontakte mit einer fremden Kultur
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3. Probleme in der neuen Heimat
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4. Politik im Exil
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5. Schmerzlicher Neuanfang
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6. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Österreichische Emigration in Kolumbien


Für die "Free Austrians of Colombia" (Bericht in der englischen Zeitung "The Star", 13. April 1943) und für das österreichische internationale Exil war es ein Anliegen, einen Beitrag zur Unterstützung der Alliierten zu leisten.

Am 12. November 1944, dem Jahrestag der Ausrufung der 1. Republik, hielt Franz Lichtenberg eine Festrede, die im kolumbianischen Radio gesendet wurde, in der er Demokratie und "Nationalfaschismus" gegenüberstellte und sich für die Zukunft nur einen Staat vorstellen konnte, der "das Recht gibt an seinem Aufbau entscheidend mitzuwirken und die Sicherheit der persönlichen Freiheit garantiert." (DÖW, Akt 6426) Nach Kriegsende hat das "Comité de los Austriacos" eine Reihe von Hilfsaktionen initiiert. Zunächst wurde eine Schuh- und Kleidersammlung für Opfer der Nationalsozialisten durchgeführt, allerdings war der Transport noch sehr schwierig und die Sendung blieb in Paris hängen. Es wurde Geld aufgebracht, um Kaffee und Südfrüchte zu schicken, eine große Zahl Carepakete ging an Stadtrat Afritsch zur Verteilung. Elfi Lichtenberg, bis zu ihrer Entlassung 1934 als Jugendfürsorgerin in Wien, bemühte sich im Kontakt mit Eva Kolmer, Free Austrian Movement in GB, und Karl Grünberg, Comité Central Austriaco de América Latina in Montevideo, um eine Erholungsaktion für geschwächte österreichische Kinder, die aber an den Transportproblemen scheiterte. (DÖW, Akt 6426)

Toynbee, Arnold zeigen

Diese Beispiele vermitteln, was eine zahlenmäßig kleine, aber motivierte, politisch konstruktive Exilgemeinschaft vermochte. Die meisten Exilant/innen wollten zurück, was sich zum Teil als ebenso schwierig herausstellte wie die Emigration. Bereits 1944 bemühte sich eine "Comisión de los Austriacos" in Bogotá um eine Zusammenarbeit mit der UNRRA, um nicht nur Spenden, sondern auch Rücktransporte für die Nachkriegszeit zu organisieren. Eduardo Santos, Vizepräsident der UNRRA, unterstützte die Österreicher/innen dabei, was aber nicht half. So wurden die Rückkehrer quasi wie Ausländer behandelt, die aber noch dazu keine offizielle Vertretung hatten. Um ein Permit nach Wien zu erlangen, musste der Wohnsitz, der in den meisten Fällen arisiert worden war, und der Bezirk angeben werden, damit die zuständige Alliierten Behörde ihre Einreisebewilligung gab.

Ausschnitt aus der Zeitschrift "Zeitspiegel" vom 19. Jänner 1946 zeigen

Meldungen im "Zeitspiegel" (London, 19.1. 1946) über Sammlungen in Südamerika, u. a. in Kolumbien. Mangels an Transportschiffen bzw. der fortdauernden militärischen Seehoheit kamen die Spenden nicht nach Österreich. Auch das gesammelte Geld für den Ankauf von Kaffee wurde anderwertig verwendet.

Reichel-Dolmatoff, Gerardo zeigen

Gerardo (Gerhard) Reichel-Dolmatoff, Anthropologe und Archeologe. 1912 in Salzburg geboren, Studium in Wien, München und Paris. 1939 über eine Einladung des kolumbianischen Präsidenten Eduardo Santos Emigration nach Kolumbien. Gründete das Departamento de Antropologia de la Universidad de los Andes in Bogotá. Mit seinen jahrzehntelangen ethnologischen Studien über die indianischen Ureinwohner Kolumbiens in den Regionen der Karibikküste, des Pazifik und des Amazonas-Tieflandes und vor allem durch seine Aufenthalte bei den indigenen Kogis und Arhuacos (Sierra Nevada de Santa Marta) hat er einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der kolumbianischen Geschichte geleistet. Seit 1974 Professor an der University of California in Los Angeles. Berühmt am amerikanischen Kontinent durch seine zahlreichen ethnologischen und anthropologischen Publikationen. 1991 erschien seine Autobiographie "Indios de Colombia". Diese so wie sein umfassendes Werk ist nicht ins Deutsche übersetzt. Gerardo Reichel-Dolmatoff starb am 16. Mai 1994.

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