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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Erste Kontakte mit einer fremden Kultur
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3. Probleme in der neuen Heimat
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4. Politik im Exil
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5. Schmerzlicher Neuanfang
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6. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Österreichische Emigration in Kolumbien


Die persönlichen politischen Anschauungen der Österreicher/-innen in Kolumbien spiegelt das politische Spektrum der 1. Republik wider: von linken, liberal eingestellten jüdischen Demokraten bis zu den verschiedenen nationalösterreichisch eingestellten Konservativen unterschiedlicher Couleurs - habsburgische Legitimisten, Christlich-Klerikale und Austrofaschisten. Als Einzelpersonen versuchten sie zu den jeweiligen Exilorganisationen Kontakte zu knüpfen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Dr. Carlos Hecht (Cali), Sohn von Dr. Robert Hecht, dem juristischen Berater von Dollfuß und Mitautor der 'Ständeverfassung 1934', pflegte Verbindungen zu dem "Austria Office" (Zusammenschluss von Monarchisten und der sozialdemokratischen Dissidentengruppe um Herbert Allina unter dem Protektorat von Sir George Franckenstein, London) (vgl. Maimann 1975, 107) und der legitimistischen "Austrian League", deren Sekretär Dr. Otto Hecht war. (vgl. Maimann 1975, 95) Beide Organisationen strebten 1940 die Bildung einer österreichischen Exilregierung an, was nicht gelang.

Dr. Robert Hecht wurde im März 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und im KZ Dachau ermordet.

Der Maler und Sozialdemokrat Franz Lichtenberg suchte Anschluss beim "Austrian Labor Committee" (Julius Deutsch, New York). Julius Deutsch empfahl ihm die international ausgerichteten sozialistischen "Free World Organisation". (Brief vom 24. Februar 1942 von Julius Deutsch an Franz Lichtenberg. DÖW, Akt 6426)

Paul Engel, der im Exil unter dem Schriftstellernamen Diego Viga bekannt wurde, hatte als einer der wenigen österreichischen Emigranten durch seine Tätigkeit als Vertreter der US-Firma Mead Johnson & Co Gelegenheit, durch Kolumbien zu reisen und Kontakte herzustellen.

"Ich wollte, daß die Linken unter den Österreichern die Leitung übernehmen und die alten Heimwehrler den Mund schließen sollten. [...] Wir mußten ja auch politisch wirken, aufklären, dem Nazieinfluß unter den Kolumbianern entgegenwirken; ..." (Aus unveröffentlichten biographischen Notizen von Paul Engel; zit. nach Felden 1987, 96)

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