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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)

Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph


Als Ibiza im September 1936 bombardiert wird, flieht Hausmann mit Hedwig nach Zürich, doch schon im Januar 1937 erhalten sie einen Ausweisungsbescheid und reisen nach Prag. Der drohende Einmarsch Hitlers im Juni 1938 zwingt sie zu erneuter Emigration, die nun über Zürich nach Paris führt, wo das Ehepaar bis zum Beginn der Verhaftung deutscher Emigranten 1939 bleibt. Neue Zuflucht bietet Peyrat-le-Chateau. Hier wird Bekanntschaft mit Marthe Prevot gemacht, die Hausmann und Hedwig im November 1944 nach Limoges begleitet, wo sie endlich einen Ruhepunkt finden:

"Ich mußte immer alle Orte verlassen, ich war immer auf der Flucht und ohne Bleibe." (Hausmann o. J., zit. nach Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994,14)

Dass die Emigrationsjahre in ärmlichsten Verhältnissen überstanden werden, versteht sich fast von selbst. 1945 entzieht der tschechische Staat Hausmann wegen der deutschen Muttersprache die tschechische Staatsbürgerschaft und er bleibt staatenlos, bis er "wegen der Einschränkungen, die ein Emigranten-Dasein mit sich führt", (Hausmann o. J., zit. nach Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994, 20) die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt.
Die Kehrseite der Medaille für diesen mühseligen und ruhelosen Lebensweg ist die Prägung durch verschiedene Sprachen: Deutsch, Tschechisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Latein. Die Arbeiten Hausmanns sind trotzdem vor allem auf Deutsch und Französisch verfasst.

Eine sich seit langem verschlechternde Sehschwäche Hausmanns führt 1949 zur Erkrankung an grauem Star. Bei der Kämpfernatur Hausmann ist dies keineswegs ein Grund zur Resignation, sondern Auslöser für die Suche nach neuen Möglichkeiten und Techniken. Beinahe blind, arbeitet er auch in seinen letzten Jahren fleißig mit den ihm schon lange vertrauten Techniken, die er z. B. um Tastbilder und Collagen aus verschieden strukturierten Materialien ergänzt. Zusätzlich führt er bis zuletzt regen Briefwechsel. Zu seinen "Brieffreunden" zählen nicht nur Eugen Gomringer, Kurt Schwitters oder Moholy-Nagy, sondern auch Mitglieder der "Wiener Gruppe" und des "Forum Stadtpark Graz", wie etwa Ernst Jandl, Andreas Okopenko oder Friederike Mayröcker.

Wiener Gruppe zeigen

Gomringer, Eugen zeigen

Wie schon in Berlin, stoßen die wenigen Arbeiten der Exiljahre, die veröffentlicht werden, nichtsdestotrotz eher auf skeptisch-ablehnende Resonanz. Zumeist wird Hausmann ignoriert oder vergessen.


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