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KAPITEL

1. Das Trauma des Exils und die Orte des Traumas
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2. Wiederbegegnungen mit der ehemaligen "Heimat"
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3. Die geteilte Topographie des Erinnerns
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4. Anhang
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Jacqueline Vansant:
Exil, Rückkehr, Heimkehr - Topographien des Erinnerns

Wiederbegegnungen mit der ehemaligen "Heimat"


Nur ganz wenige der um rund 130.000 geschätzten jüdisch-österreichischen Exilant/inn/en kehrten nach 1945 nach Österreich zurück. Die Schätzungen liegen zwischen 4.500 und 15.000. Auf jeden Fall war die Rückkehr in die Heimat nicht leicht, auch wenn die Zurückkehrenden auf die Wiedergewinnung ihrer Heimat und ihres Selbst hofften. Einige verfassten ihre Lebensgeschichten, u. a.: der Schriftsteller Ernst Lothar ("Das Wunder des Überlebens", 1960), der Diplomat Hans J. Thalberg ("Von der Kunst, Österreicher zu sein", 1984), die Sozialdemokratin Stella Klein-Löw ("Erinnerungen: Erlebtes und Gedachtes", 1980), die Mutter und Hausfrau Franziska Tausig ("Shanghai Passage", 1987), die Schriftstellerin Hilde Spiel ("Die hellen und die finsteren Zeiten, 1989 und "Welche Welt ist meine Welt?", 1990), die Schriftstellerin Elisabeth Freundlich ("Die fahrenden Jahre", 1992), und die Pädagogin Minna Lachs ("Warum schaust du zurück?", 1986, "Zwischen zwei Welten", 1992).

Die genannten Autor/inn/en kehrten alle zwischen 1945 und 1950 nach Österreich zurück, auch wenn sich Hilde Spiel erst um 1963 endgültig in Österreich niederließ.

Aufgabe:
Lesen Sie nun folgende Ausschnitte aus einer Auswahl der Memoiren, bevor Sie gebeten werden, in unserem ARBEITSBLATT einige Fragen zu beantworten.

Ernst Lothar

In "Das Wunder des Überlebens" schildert Ernst Lothar (1890-1974) die überwältigenden Gefühle seiner Wiederbegegnung mit seinem geliebten Salzburg:

Lothar, Ernst zeigen

"Beim Einfahren standen der Gaisberg, der Untersberg, die Hohensalzburg, die Türme und Kuppeln der Kirchen klar und herrlich gegen den Himmel. Jäh verschwand der Zwiespalt der Empfindungen, es zählte nicht, was sich der Wiedersehenslust entgegenwarf - die Wunder des Zurückgekehrtseins und des Überlebens geschahen wunderbarer, als man an sie geglaubt hatte. Im sacht ergrauten Licht zeichnete er sich ab, der stolz bescheidene Untersberg [...]; der waldige Gaisberg, lächerlich unscheinbar, gemessen an den Waldbergen von Maine, doch zauberischer als die geheimnislosen; ohne Drohung zackte die Hohensalzburg, die lieblichste der Festungen, sich empor; Kirchenuhren schlugen die neunte Stunde und Glocken läuteten mit einer Harmonie, die es sonst nirgends gab, weil sie Mozart hieß. Dass auf unserer Fluchtfahrt auch hier Spruchbänder des Hasses hingen, läuteten sie hinweg." (Ernst Lothar: Das Wunder des Überlebens 1960, 288)

Lothar, Ernst zeigen


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