Loos, Adolf
*1870-12-10 Brünn (Brno, CZ)
†1933-08-23 Kalksburg (heute Wien, A)

Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Dresden gab Adolf Loos ein Aufenthalt in den USA (1893-1896) die entscheidenden Anregungen für seinen architektonischen Stil. Er wurde maßgeblich von der Chicagoer Schule beeinflusst.

Zwischen 1920 und 1922 war L. Leiter der Siedlungsbauten der Stadt Wien, in die Jahre 1923 bis 1926 fiel sein Paris-Aufenthalt. In Wien wurde L. vor allem von Otto Wagner beeinflusst. Sein sachlicher, auf jedes Ornament verzichtender Stil ist von kubistischen Elementen bestimmt. Die Flächen werden unter Verwendung kostbarer Materialien gestaltet. Besonderes Gewicht legte er auf die Raumplanung. L. gestaltete auch Innenräume und Einrichtungsgegenstände. Sein Einfluss auf die moderne Architektur zeigt sich vor allem im sogenannten "International Stil".

L. besuchte die Staatsgewerbeschule in Reichenberg, bevor er 1890 sein Studium an der Technischen Hochschule in Dresden aufnahm. Danach verbrachte er drei Jahre in den Vereinigten Staaten, besuchte die Weltausstellung in Chicago und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten u. a. als Maurer, Parkettleger und Bauzeichner durch. 1896 kehrte er zurück und ließ sich in Wien nieder. Einfluss gewann er zunächst durch seine schriftstellerische Tätigkeit. Ab 1897 publizierte er vor allem in der Wiener "Neuen Freien Presse". Unter den Titeln "Ins Leere gesprochen" (1921) und "Trotzdem" (1931) wurden diese Artikel später gesammelt herausgegeben. Immer wieder wandte er sich gegen das Ornament, das er als überflüssig und nicht mehr zeitgemäß empfand. Die radikale Verfechtung seiner Thesen und der polemische Artikel "Die Potemkinsche Stadt"(???) führten schließlich zum Bruch mit den führenden Architekten der Wiener Secession, Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich. 1903 wurde L. Herausgeber der Zeitschrift "Das andere - ein blatt zur einführung abendländischer kultur in österreich", von der jedoch nur zwei Ausgaben erschienen sind. Erste Achtungserfolge brachten der Umbau des "Café Museum" in Wien, das aufgrund der Schmucklosigkeit den Spitznamen "Café Nihilismus" bekam, und der diszipliniert-elegante Innenausbau für das Maßatelier Knize. 1907 erhielt er den Auftrag für die "Kärntner Bar", ein kleines, durch Spiegel geschickt geweitetes Lokal, das sich über eine spektakuläre Fassade als "American Bar" zu erkennen gab: Vier Marmorpilaster tragen das schräge Dach mit einem Sternenbanner aus farbigem Glas. 1908 veröffentlichte er seine berühmte Schrift "Ornament und Verbrechen", ein leidenschaftliches Plädoyer für die schöne zweckbestimmte Form. Mit dem Haus am Michaelerplatz (1909-1911) demonstrierte er, was er damit meinte: Der Geschäftsbereich im unteren Teil wurde mit grünweißem Cipollino-Marmor verkleidet, der obere Wohnteil schlicht kalkverputzt. Die Fenster waren ohne jede Rahmung, wie ausgestanzt. Das Projekt wurde heftig angefeindet, und auf Anordnung des Stadtbauamtes wurde der Bau immer wieder eingestellt. Gleichzeitig arbeitete L. an der Villa Steiner in Wien, die ihre Größe zur Straßenseite hinter einem tief heruntergezogenen Tonnendach versteckte. Ohne staatliche Genehmigung gründete er 1912 eine Bauschule, in der er seine Schüler, darunter auch Richard Neutra und Rudolf M. Schindler, unentgeltlich unterrichtete. 1920 wurde L. leitender Architekt des Siedlungsamtes in Wien, gab diese Position allerdings schon 1922 wieder auf und übersiedelte nach Paris. Er hielt Vorträge an der Sorbonne und realisierte das Wohn- und Atelierhaus des Dadaisten Tristan Tzara (1925/1926). 1928 entwarf er für Josephine Baker ein Eckhaus mit einer Verkleidung aus schwarzen und weißen Marmorstreifen, das Projekt wurde aber nicht realisiert. Zu den bedeutendsten Bauten seines Spätwerks zählen das Haus Moller in Wien (1927/1928) und das Haus Müller in Prag (1930), deren Wirkung er erneut aus der Spannung von edlem Material und strenger Form entwickelte.

Bearbeitet von Wilhelm Kuehs, Klagenfurt.

 

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Werkverzeichnis:

Die Potemkinsche Stadt (Georg Prachner Verlag, 1983) zeigen

Ins Leere gesprochen 1897 - 1900 (Editions Georges Crés et Cie, 1921) zeigen

Sämtliche Schriften (o.V., 1962) zeigen

Trotzdem 1900- 1930 (Brenner, 1931) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Altmann-Loos, Elsie : Mein Leben mit Adolf Loos (Ullstein, 1986) zeigen

Posch, Wilfried: Streit um Alt und Neu: Adolf Loos (1982) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

   

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