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Torberg, Friedrich
*1908-09-16 Wien (A)
†1979-11-10 Wien (A)
Friedrich Torberg studierte Philosophie und Germanistik in Prag. Schon früh reüssierte er in der Wiener Literaturszene und lernte Karl Kraus kennen. T.s erster Roman "Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930) erzielte einen beachtlichen Erfolg. Gemeinsam mit Hermann Hesses "Unterm Rad" (1906) und Robert Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" (1906) gilt T.s Roman als eines der besten Beispiele für die Thematisierung des Aufbegehrens und des Scheiterns der damaligen Jugend an den rigiden Konventionen der Erwachsenenwelt. Der sensible Schüler Gerber wird durch den Lehrer Kupfer, auch "Gott Kupfer" genannt, systematisch vernichtet. Gerber verzweifelt an der Unmenschlichkeit des Schulbetriebes, die sich in "Gott Kupfer", einem wahrem Sadisten in Lehrergestalt, symbolisch verdichtet.
1938 Torberg flüchtete vor den Nationalsozialisten zuerst in die Schweiz, von dort über Frankreich, Spanien und Portugal in die USA In Hollywood arbeitete er als Drehbuchautor. Seine Rolle im Exil wird oft kritisch betrachtet. Es wird ihm nachgesagt, er habe sich aktiv an der Verfolgung kommunistischer Kollegen während der McCarthy-Ära beteiligt. Seine antikommunistische Haltung setzte er fort, als er 1951 nach Österreich zurückkehrte. Die von ihm 1954 gegründete und bis 1965 herausgegebene Kulturzeitschrift "FORUM" beschäftigte sich immer wieder mit angeblichen und tatsächlichen Verbindungen verschiedener Autoren mit dem Sowjetregime und dem Kommunismus. In diesen Zusammenhang gehört auch T.s Engagement gegen die Aufführungen von Stücken Bert Brechts in Österreich (Brecht-Boykott). Auch Hilde Spiel wurde mehrfach Ziel von T.s Anwürfen, was sie ihrerseits immer vehement zurückwies und auf eine alte Antipathie Torbergs gegen sie zurückführte. Spiel nannte ihre Beziehung zueinander einmal eine "Lebensfeindschaft".
T. wurde durch Essays und vor allem durch seine Anekdotenbücher "Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten" (1975), "Die Erben der Tante Jolesch" (1978) und "Kaffeehaus war überall" (1982) sowie durch die Übersetzungen Ephraim Kishons bekannt. Er schrieb zahlreiche Theaterkritiken, Gedichte, Drehbücher und Romane. Er gab auch die Werke von Fritz von Herzmanovsky-Orlando heraus. Die teils tiefgreifenden Veränderungen des fragmentarischen Werkes Herzmanovsky-Orlandos, die Torberg vornahm, um eine "lesbare" Fassung der Texte herzustellen, brachte ihm schwere Kritik seitens der Literaturwissenschaft ein.
1979 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur.
Bearbeitet von Wilhelm Kuehs, Klagenfurt.
Links zu anderen Lexikonartikeln:
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Multimedialinks:
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Werkverzeichnis:
Auch das war Wien
(1984)
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Auch Nichtraucher müssen sterben
(1985)
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Das fünfte Rad am Thepiskarren
(Langen-Müller, 1966)
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Der letzte Ritt des Jockeys Matteo
(1985)
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Die Erben der Tante Jolesch
(Langen-Müller, 1978)
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Die Mannschaft
(Kittl, 1935)
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Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten
(Langen-Müller, 1975)
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Die zweite Begegnung
(Fischer, 1950)
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Abschied
(1937)
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Golems Wiederkehr
(1968)
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Hier bin ich, mein Vater
(Bermann-Fischer, 1948)
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Kaffeehaus war überall
(Langen Müller, 1982)
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Mein ist die Rache
(Pazifische Presse (Privatdruck), 1943)
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Süßkind von Trimberg
(Fischer, 1972)
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Forschungsliteratur:
Brandauer, Klaus Maria:
Und Lächeln ist das Erbteil meines Stammes - Erinnerung an Friedrich Torberg
(Verlag Wiener Journal, 1988)
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Böttcher, Kurt u.a. (Hg.):
Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller 20. Jahrhundert
(Georg Olms Verlag, 1974)
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Feichtinger, Sylvia:
Friedrich Torberg - Variationsformen der Parodie in seinem Werk
(Hochschulschriften Wien, 1996)
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Gangl, Michaela:
"Hoppauf, Herr Jud!" - Aspekte jüdischen Lebens im Wien der Zwischenkriegszeit am Beispiel Friedrich Torbergs
(Hochschulschrift Wien, 1998)
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Haidler, Barbara :
Friedrich Torberg - ein Gegner des Totalitarismus
(Hochschulschriften Wien, 1993)
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Hinker, Annemarie:
Awal ani, awal ani-lewad, lewad zoed - der Erzähler Friedrich Torberg
(Hochschulschrift Graz, 1985)
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Lux, Claudia :
"Dankbar und Unglücklich" oder "Die Emigration ist eine schwere Krankheit" - Facetten der österreichischen Emigration. Zum Umfeld von Alma Mahler-Werfel und Friedrich Torberg
(Hochschulschrift Innsbruck, 1998)
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Rupp, Heinz; Lang, Carl Ludwig (Hg.):
Deutsches Literatur-Lexikon biographisch-bibliograhisches Handbuch, Bd. 9
(Francke, 1986)
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Sillaber, Alois:
Der Kalte Krieg der Kritiker - Friedrich Torberg und Hans Weigel nach 1945
(Hochschulschrift Graz, 1992)
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Strelka, Joseph (Hg.):
Der Weg war das Ziel - Festschrift für Friedrich Torberg zum 70. Geburtstag
(Langen Müller, 1978)
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Strelka, Joseph (Hg.) :
Torberg, Friedrich: Der Weg war schon das Ziel - für Friedrich Torberg zum 70. Geburtstag
(Verlag Langen Müller, 1978)
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Tichy, Frank :
Friedrich - ein Leben in Widersprüchen
(Verlag Müller, 1995)
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Torberg, Friedrich:
Auch das war Wien
(1984)
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(1985)
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(Langen-Müller, 1966)
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Torberg, Friedrich :
Mein ist die Rache
(Pazifische Presse (Privatdruck), 1943)
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Torberg, Friedrich :
Süßkind von Trimberg
(Fischer, 1972)
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Wanovits, Gabriela:
Die literaturkritische Tätigkeit Friedrich Torbergs im Rahmen des "FORVM"
(Hochschulschrift Wien, 1991)
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Weiss, Martina:
Friedrich Torberg im Exil in Amerika
(Hochschulschrift Wien, 1993)
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Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)
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