Gmeyner, Anna
*1902-03-16 Wien (A)
†1991-01-03 York (GB)

(verheiratet Morduch)

Wuchs in einem liberalen jüdischen Elternhaus auf. Nach der Matura Beginn eines Studiums. 1925 Übersiedlung nach Berlin. Ihren Unterhalt verdiente sie sich mit Unterricht und dem Schreiben von Artikeln. Außerdem hielt sie Kurse für Arbeiterkinder. Überarbeitet, erkrankte sie schwer und folgte 1926 ihrem ersten Mann nach Schottland, wo dieser einen Forschungsauftrag an der Universität Edinburgh erhalten hatte. Die schottischen Bergarbeiterstreiks von 1926 lieferten den Stoff zu dem Bühnenstück "Heer ohne Helden". 1930 Trennung von ihrem Mann und Rückkehr nach Berlin bzw. Wien. Arbeitete als Dramaturgin bei Erwin Piscator. Anna Gmeyner schrieb auch Lieder und Balladen, die u. a. von Hanns Eisler und Herbert Rappaport vertont wurden.
Mit dem als sozialkritisch-satirischen Volksstück konzipierten Drama "Automatenbüfett" gelang ihr der Durchbruch als Dramatikerin.

Während der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Paris kehrte sie nicht nach Deutschland zurück und blieb zunächst in Frankreich. Verbindung zu Berthold Viertel. 1933 Verbot ihrer Bücher und Stücke in Deutschland. Unter dem Titel "Im Trüben fischen" wurde "Automatenbüffet" 1933 mit Therese Giehse in der Hauptrolle am Zürcher Schauspielhaus aufgeführt. 1934 erschien in der Exilzeitschrift "Pariser Tageblatt" in 15 Teilen ihre Erzählung "Mary-Ann wartet", eine Matrosengeschichte, mit dem Schauplatz Glasgow. Nach der Emigration nach London Heirat mit dem aus Russland stammenden Religionsphilosophen Jascha Morduch.
Nach ihrem viel beachteten Roman "Manja" erschien in London in englischer Sprache der Roman "Café du Dome", der sich mit dem Leben im Exil auseinandersetzt; das deutsche Manuskript ging verloren. Nach Ausbruch des Krieges Übersiedlung nach Berkshire, wo Anna Gmeyner mit ihrem Mann sehr zurückgezogen lebte. Sie setzte sich für das religionsphilosophische Werk ihres Mannes ein. Erst nach seinem Tod 1950 begann sie wieder eigenständig in englischer Sprache zu schreiben. Ab 1960 veröffentlichte sie unter dem Namen Anna Morduch Biographien, Erzählungen mit religiöser Thematik und Lyrik. Unveröffentlicht blieben ein Essay über Thomas von Aquin und eine Erzählung über Jakob Böhme. Anna Gmeyner lebte zuletzt in York.

Angaben nach: Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 243 ff./Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.

 

Multimedialinks:

Gmeyner, Anna zeigen

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Werkverzeichnis:

A Jar Laden with Water (o.V., 1961) zeigen

Automatenbüffet (Arcadia, 1932) zeigen

Café du Dome. (Hamilton , 1941) zeigen

Ein Roman um fünf Kinder (Querido, 1938) zeigen

Heer ohne Helden (o.V., 1929) zeigen

No Screen for the Dying (o.V., 1964) zeigen

The Death and Life of Julian (o.V., 1960) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Schüller, Torsten: Literatur aus dem Exil: Anna Gmeyners Roman Manja (o.V., 1996) zeigen

Stürzer, Anne: Dramatikerinnen und Zeitstücke (Metzler, 1993) zeigen

Timms, Edward: Prinzipien der Hoffnung: Kindheitserlebnisse und Frauengestalten in den Romanen von Anna Gmeyner (o.V., 1998) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

   

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