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Frischauf-Pappenheim , Marie
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1882-11-04 Pressburg (damals Ungarn)
†
1966-07-24 Wien (A)

(geb.: Maria Pappenheim; Pseudonym: Maria Heim)
1885 Übersiedlung von Preßburg nach Wien. Liberales Elternhaus. Ihr Bruder Martin, bis zu seiner Emigration nach Palästina 1932 Leiter der psychiatrischen und neurologischen Abteilung im Spital Lainz, veröffentlichte 1926 ein viel beachtetes Buch über seine Gespräche, die er als Gefängnispsychiater mit Gavrilo Princip, dem Attentäter des Thronfolgers Franz Ferdinand, führte. Nach der Matura, die sie am 1903 am Czernowitzer Mädchengymnasium ablegte, studierte Marie Frischauf-Pappenheim als eine der ersten Frauen - gegen den Willen der Familie - Medizin. Erst seit 1897 waren Frauen zum Medizinstudium zugelassen; Dr. med. 1909. Danach Facharzt-Ausbildung zur Dermatologin; Anstellung am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Bereits während ihres Studiums begann sie zu schreiben; Karl Kraus wurde auf sie aufmerksam. Ab 1908 veröffentlichte sie Gedichte und Prosa in verschiedenen Zeitschriften, u. a. in der "Fackel". Für Arnold Schönberg verfasste sie das Libretto "Erwartung".
Im Ersten Weltkrieg in einem Militärspital tätig. Beeindruckt von der russischen Oktoberrevolution, setzte sie sich mit dem Marxismus auseinander. 1919 Beitritt zur neu gegründeten KPÖ; der marxistischen Gesellschaftskritik blieb sie ihr Leben lang treu. Freundschaft mit Wilhelm Reich und seinem Kreis. Im Rahmen der "Roten Hilfe" Einsatz für politische Häftlinge und Betreuung von Flüchtlingen. 1927 Vorsitzende der "Österreichischen Arbeiterhilfe". Sie setzte sich für die Legalisierung der Abtreibung und für sexuelle Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen und in der Arbeiterschaft ein. 1926 gründete sie gemeinsam mit Wilhelm Reich die "Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung" mit sechs kostenlosen Beratungsstellen in Wien. Gründungsmitglied des "Bureaus zum Studium des Faschismus". 1930 übernahm Marie Frischauf-Pappenheim die Leitung des Verlages Weidmann & Co, eigentlich Verlag der "Kommunistischen Jugendinternationale" in Österreich. Nach den Februarkämpfen 1934 Konfiszierung der Verlagsbücher. Im gleichen Jahr Emigration nach Paris. Arbeit als kosmetische Ärztin. Bis 1937 in der Leitung der KPÖ in Frankreich, tätig in der Flüchtlingshilfe.
Frühjahr 1940 als "feindliche Ausländerin" in Gurs interniert; vermutlich bis März 1941. Im selben Jahr konnte sie nach Mexiko emigrieren. Sie arbeitete als Ärztin und war Mitarbeiterin der Zeitschriften "Austria Libre" (gegründet 1942) und des "Freien Deutschland" (gegründet Ende 1941). Aktivistin der KPÖ-Parteigruppe in Mexico City. Mitbegründerin des Exilverlages "El Libro Libre".
Im Mai 1947 kehrte sie nach Wien zurück. Bis 1955 leitet sie als Fachärztin für Dermatologie ein Ambulatorium der Wiener Gebietskrankenkasse. Daneben schrieb sie und war Mitarbeiterin von "Stimme der Frau", "Österreichische Zeitung", "Volksstimme" und "Wiener Tagebuch".
Angaben nach: Bolbecher, Siglinde/Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 226 ff./Bearbeitet von Armin Eidherr, Salzburg.
Multimedialinks:
Frischauf, Marie zeigen
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Werkverzeichnis:
Der graue Mann
(Globus, 1339)
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Der graue Mann 2
(Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, 2000)
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Ist Abtreibung schädlich?
(o.V., 1930)
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Verspätete Ernte, zerstreute Saat
(Europa Verlag, 1962)
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Forschungsliteratur:
Fallend, Karl Marie Frischauf-Pappenheim
(o.V., 1996)
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Kloyber, Chrisian Einige Bemerkungen zum Exil österreichischer Intellektueller in Mexiko 1938-1945
(Jugend und Volk, 1988)
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Kloyber, Christian Österreichische Autoren im mexikanischen Exil 1938 - 1945. Ein Beitrag zur antifaschistischen österreichischen Exilliteratur
(1987)
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Patka, Markus G. Literatur versus Medizin - Marie Frischauf, geborene Pappenheim
(Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft , 2000)
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Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)
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