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KAPITEL

1. Fred Wander: Kurzbiographie
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2. "Der siebente Brunnen"
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3. "Ein Zimmer in Paris"
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4. Hôtel Baalbek
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5. "Das gute Leben - Erinnerungen"
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Fred Wander (1917)


Fred Wanders Eltern kamen auf der Flucht vor Pogromen gegen die Ostjuden 1910 oder 1911 aus Czernowitz (heute Ukraine) nach Wien. Wanders Vater, Jakob Rosenblatt, arbeitete als Handelsvertreter u. a. für eine Hutmacherfirma in Deutschland und den Niederlanden. Seine Mutter Berta Rosenblatt, geborene Hoffmann (1881-1942), war Näherin und verrichtete Heimarbeit für den Großvater. Beide Eltern und Wanders Schwester Renée (1915-1942) wurden im September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Fred Wanders Bruder Otto (1905-1977) konnte flüchten und überlebte in einem Versteck in Frankreich.

Wander, Fred zeigen
Czernowitz zeigen

Wander besuchte die Volks- und Hauptschule in Wien. Mit vierzehn verlässt er die Schule, ist dann drei Jahre lang Lehrling in einer Kleiderfabrik. Anschließend vagabundiert Wander durch mehrere Länder und nimmt Hilfsarbeiten an. Er kehrt aber immer wieder nach Wien zurück.

Wenige Monate nach dem "Anschluss", im Mai 1938 gelingt Wander die Flucht über die Schweiz nach Frankreich. Er nimmt Gelegenheitsarbeiten im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft an und erhält Unterstützung von jüdischen Hilfsorganisationen. Ähnlich wie Albert Drach pflegt Wander keinerlei Kontakt zu österreichischen oder deutschen Exilorganisationen. Er reist quer durch Frankreich und wird bei Kriegsbeginn als ?feindlicher Ausländer? inhaftiert. 1940 flüchtet er in die nichtbesetzte Zone nach Marseille. Aber auch dort wird er verhaftet und in mehreren Lagern interniert. Er flüchtet abermals und versucht, sich in die Schweiz abzusetzen. Der Versuch misslingt. Wander wird von der Schweizer Polizei aufgegriffen und in Ketten an die französische Vichy-Polizei ausgeliefert. Vom Lager Rivesaltes über das Lager Drancy wird Wander nach Auschwitz deportiert. Von dort kommt er in das Lager Groß-Rosen und nach Buchenwald, wo er im April 1945 die Befreiung erlebt. Seine Flucht und seine Lagererfahrungen hat Wander in den Büchern "Der siebente Brunnen", "Hôtel Baalbek", "Ein Zimmer in Paris" und in seiner Autobiographie "Das gute Leben" beschrieben.

Drach, Albert zeigen

1945 kehrt Wander mit einem Transport nach Österreich zurück, erreicht zuerst Salzburg und dann Wien. Er arbeitet als Zeichner, Fotograf und Reporter für die Zeitung "Der Abend", später wird er Mitglied der KPÖ. Das Eigentum seiner Eltern erhält er nicht zurück. Als Wiedergutmachung bekommt er eine einmalige Zahlung. 1954 veröffentlicht er die Erzählung "Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben eines "Reporters" in der Anthologie "Der Kreis hat einen Anfang".

Auf Einladung des Johannes-R.-Becher-Institutes besucht er 1955 zum ersten Mal die DDR. Am 13. Juli 1956 heiratet er Maxie Brunner (1933-1977), eine ebenfalls aus Wien stammende Schriftstellerin und übersiedelt mit ihr in die DDR. Wander lebt dort als freier Schriftsteller und Publizist, wird Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und schließt Bekanntschaften mit zahlreichen DDR-Autoren, u. a. mit Christa Wolf, Ralph Giordano und Erich Loest. Die Auseinandersetzung mit dem Regime verfolgt er aufmerksam, beteiligt sich aber nicht direkt daran. Allerdings tritt er 1968 aus der KPÖ aus. Nach dem Tod seiner Tochter Kitty und dem Tod seiner Frau kehrt er 1984 nach Wien zurück, wo er seither lebt. In zweiter Ehe ist er mit Susanne Wedekind (geb. 1954) verheiratet.

Wander, Maxie zeigen
Wander, Maxie zeigen
Wander, Maxie zeigen

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