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KAPITEL

1. Klassisches Exilland - Mythos und Realität
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2. Zur Asylpolitik der Schweiz
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3. "Das Boot ist voll". Maßnahmen gegen unerwünschte Flüchtlinge
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4. Asylgewährung
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5. Hilfsorganisationen
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6. Die Internierung von Flüchtlingen
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7. Paul Grüninger
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8. Österreichische Exilantinnen und Exilanten in der Schweiz
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9. Transitland Schweiz
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10. Vom Leben im Schweizer Exil
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11. Das Zürcher Schauspielhaus
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12. Rückkehr
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13. Anhang
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Ulrike Oedl:
Exilland Schweiz


Zu den österreichischen Schriftsteller/innen und Kulturschaffenden, die in der Schweiz für kürzere oder längere Zeit Aufnahme fanden, gehörten Hermann Adler, Leopold Andrian-Werburg, Alfred Aspler, Ludwig Bauer, Ulrich Becher, Maria Berl-Lee, Hans Berstel, Rudolf Blume, Salamon Dembitzer, Otto Erich Deutsch, Tilla Durieux, Bertha Eckstein-Diener, Rudolf Eger, Albert Ehrenstein, Julius Epstein, Anneliese Eulau-Felsenstein, Karl Figdor, Lisa Fittko, Martha Florian, Otto Fürth, Alfred Frisch, Efraim Frisch, Alexander Granach, Awrut Halbert, Jakob Haringer, Carry Hauser, Julius Hay, Otto Heller, Alice Herdan-Zuckmayer, Ludwig Herzer, Fritz Hochwälder, Martha Hofmann, Arthur Holitscher, Paul Kalbeck, Florian Kalbeck, Rudolf Kassner, Gina Kaus, Hedi Kempny, Franz Kobler, Leo Kofler, Wilhelm Lichtenberg, Walter Lieblein, Ernst Lothar, Anna Lothringer, Paula Ludwig, Rudolf Majut, Robert Musil, Hans Müller(-Einigen), Gerda Neuwirth, Heinrich Novak, Karl Paryla, Marcel Pellich, Willi Reich, Lothar Ring, Alexander Roda Roda, Felix Salten, Rita Seliger, Thomas Sessler, Manès Sperber, Friedrich Torberg, Siegfried Trebitsch, Wilhelm Michael Treichlinger, Helene Uhlschmid(-Woditzka), Julie Wassermann-Speyer, Hans Weigel, Victor Wittner, Fritz Wotruba.

Diese Aufzählung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass für viele von ihnen der Verbleib in der Schweiz auf Dauer nicht möglich war, sie also rasch weiteremigrieren mussten, und vor allem, dass unzählige Personen bereits an der Grenze scheiterten. Zu diesen gehörte Jura Soyfer, der gemeinsam mit Hugo Ebner eine "Schiwanderung" über die Schweizer Grenze versuchte. Eine österreichische Grenzpatrouille nahm sie am 13. März 1938 fest, sie landeten schließlich im Landesgericht Feldkirch. Jura Soyfer wurde der Gestapo in Innsbruck übergeben, dann ins KZ Dachau und später nach Buchenwald deportiert, wo er in der Nacht vom 15. zum 16. Februar 1939 an Typhus starb.

Dem in Wien geborenen späteren Schriftsteller Fred Wander gelang es zwar im Mai 1938 über Nauders in Tirol illegal über die Berge in die Schweiz zu kommen, er wurde jedoch dort eingesperrt und nach Frankreich abgeschoben. 1942 versuchte er erneut aus Frankreich in die Schweiz zu flüchten und wurde von der Schweizer Polizei ohne jedes Verfahren an die Nazis ausgeliefert, ins Lager Rivesaltes überstellt und über das Lager Drancy nach Auschwitz deportiert. Das Erlebnis der gescheiterten Flucht verarbeitete er in seinem Roman "Hotel Baalbeck" und in seinen Erinnerungen "Das gute Leben":

"Dann im September 1942, der mißglückte Versuch, in die Schweiz zu entkommen, aber die Schweizer Polizei lieferte viele jüdische Flüchtlinge an die Deutschen aus. Ich wurde brutal in eine Zelle geworfen, wo schon sechs andere Kandidaten auf dem nackten Steinboden hockten. Am nächsten Tag wurden wir wie Verbrecher mit Ketten an den Händen zur französischen Grenze gebracht und der Vichy-Polizei übergeben. Es gab also auch in der Schweiz eine beträchtliche faschistische Abteilung!" (Wander 1996, 75)

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