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KAPITEL

1. Klassisches Exilland - Mythos und Realität
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2. Zur Asylpolitik der Schweiz
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3. "Das Boot ist voll". Maßnahmen gegen unerwünschte Flüchtlinge
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4. Asylgewährung
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5. Hilfsorganisationen
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6. Die Internierung von Flüchtlingen
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7. Paul Grüninger
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8. Österreichische Exilantinnen und Exilanten in der Schweiz
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9. Transitland Schweiz
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10. Vom Leben im Schweizer Exil
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11. Das Zürcher Schauspielhaus
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12. Rückkehr
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13. Anhang
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Ulrike Oedl:
Exilland Schweiz


Da durch die fremdenpolizeilichen Gesetze darauf gedrängt wurde, die Schweiz nur als Transitland zu verwenden und die meisten der in die Schweiz geflüchteten Schriftsteller und Schriftstellerinnen keine Arbeitsbewilligung bekamen, hielten sich diese nur kurz im Land auf. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Schweizerische- Schriftsteller-Verband (SSV) in Kooperation mit der Fremdenpolizei. Die Gutachten dieses Vereins dienten der Fremdenpolizei oft als Grundlage für die Entscheidung, ob einem geflüchteten Schriftsteller der Aufenthalt in der Schweiz zu gewähren war oder ob er gar seinen Beruf ausüben durfte.

Laut SSV war letzteres nur "besonders wertvollen und anerkannten" exilierten Schriftstellern gestattet. Die jeweilige Einschätzung über den "Wert" des Schriftstellers war dem SSV überlassen. Nur wenn der SSV dem jeweiligen Autor eine "hervorragende Bedeutung" attestierte, wurde ihm der Aufenthalt, in seltenen Fällen sogar eine Arbeitserlaubnis gewährt. Meist ging es darum, ausländische Konkurrenz auszuschalten. Mitunter schlug der SSV sogar vor, den betreffenden Schriftsteller außer Landes zu schaffen.

Elisabeth Freundlich floh am 11. März 1938 mit den Eltern nach Zürich, ging aber bereits im Mai 1938 nach Frankreich.

"So erreichten wir Zürich, wo mein Vater ein paar Freunde aufsuchte, mit denen er sich beraten wollte, aber sehr viel zu beraten gab es da nicht. Man mußte einfach weiter, in der Schweiz konnte man nicht bleiben, nur ganz wenige erhielten unter ganz bestimmten Voraussetzungen die Aufenthaltserlaubnis. Außerdem glaubte man damals, man würde in Paris sicherer sein, und die Möglichkeit, daß die Schweiz eines Tages von den Nazis überrannt werden könnte, war nicht von der Hand zu weisen." (Freundlich 1992, 81)

Freundlich, Elisabeth als junge Frau zeigen

Ebenfalls am 11. März 1938 nahm Alfred Polgar den Abendzug nach Zürich. Er hoffte, dort die nächsten Jahre verbringen zu können. Noch in Wien lebend, hatte er eine eigene Rubrik ("Streiflichter") in der antifaschistischen Schweizer Wochenzeitung "Die Nation" gehabt. Nunmehr in der Schweiz angekommen, änderte sich die Situation. Eine Stellungnahme des SSV verhinderte weitere Publikationsmöglichkeiten und eine längere Aufenthaltsbewilligung:

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