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KAPITEL

1. Klassisches Exilland - Mythos und Realität
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2. Zur Asylpolitik der Schweiz
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3. "Das Boot ist voll". Maßnahmen gegen unerwünschte Flüchtlinge
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4. Asylgewährung
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5. Hilfsorganisationen
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6. Die Internierung von Flüchtlingen
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7. Paul Grüninger
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8. Österreichische Exilantinnen und Exilanten in der Schweiz
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9. Transitland Schweiz
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10. Vom Leben im Schweizer Exil
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11. Das Zürcher Schauspielhaus
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12. Rückkehr
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13. Anhang
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Ulrike Oedl:
Exilland Schweiz


"Trotzdem muß festgestellt werden, daß das Schaffen Polgars nicht von derartiger Bedeutung ist, daß er eine wirkliche Bereicherung des geistigen Lebens unseres Landes darstellte. Darauf kommt es aber schließlich an." (Hoerschelmann 1995, 308)

Polgar musste im selben Jahr nach Paris weiteremigrieren, von dort aus durfte er die Mitarbeit an der "Nation" fortsetzen. Da er nicht mehr in der Schweiz lebte, war ihm die Publikation in einem Schweizer Organ nicht mehr verwehrt.

Polgar, Alfred zeigen

Gina Kaus gelang mit Hilfe eines italienischen Passes am 12. März 1938 die Flucht in die Schweiz. Vor der Aussichtslosigkeit, mit den vorhandenen finanziellen Reserven länger als ein paar Wochen überleben zu können, rettete sie ein Angebot des Filmproduzenten Arnold Pressburger in Paris, das ihr der nach Paris geflohene Wiener Verleger Georg Marton vermittelt hatte. (Kaus 1990, 163 ff.) Raoul Hausmann, Schriftsteller und Maler, der 1917 an der Gründung des Club DADA in Zürich beteiligt war, wurde 1937 wegen "Mangel an Mitteln" aus der Schweiz ausgewiesen.

Friedrich Torberg gelangte 1938 von Prag aus nach Zürich, er lebte hier mit der ebenfalls aus Prag gekommenen und nunmehr am Zürcher Schauspielhaus engagierten Schauspielerin Marion Wünsche. Im Café Odeon traf er sich regelmäßig mit Ulrich Becher. Und hier liegt der eigentliche Ursprung der "Bockerer"-Figur: Torberg erfand die Figur eines "Herrn Neidinger", und publizierte szenische Skizzen (mit Zeichnungen des nach Paris geflüchteten Bil Spira) um den Herrn Neidinger in der in Paris erscheinenden Österreichischen Post. Einige Jahre später erschienen in der "Austro American Tribune" in New York erste Szenen zum "Bockerer" von Ulrich Becher und Peter Preses, über deren geistige Urheberschaft dann vor einem New Yorker Gericht gestritten wurde. Nach einer Hausdurchsuchung und einem Verhör, bei dem Torberg als "Kommunischt" verdächtigt wurde, musste er am 1. Juni 1939 die Schweiz verlassen. (vgl. Tichy 1995, 84 ff.)

Auch Ulrich Becher konnte, ebenso wenig wie sein Schwiegervater Alexander Roda-Roda, keine dauernde Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz erlangen. 1941 musste er mit einem gefälschten tschechischen Pass nach Brasilien flüchten, da sein richtiger Pass den "J"-Stempel enthielt; 1944 gelangte er nach New York.

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