
 |
Herbert Staud:
Exil und Kanon
|
Lernen Sie einige Anthologien kennen, analysieren Sie Ihre Auswahlkriterien, bewerten Sie eine Anthologie und stellen Sie selber eine Anthologie zusammen.
Aufgabe:
"Was alles gehört in eine Sammlung österreichischer Gegenwartsliteratur?" fragt der österreichische Gegenwartsautor Erich Hackl in einer in der Zeitung "Die Presse" veröffentlichten Rezension und schließt die für jede/n Herausgeber/in einer Anthologie die noch viel quälendere Frage an: "Und was muss draußen bleiben?"
Ulrich Weinzierl leitet eine von ihm herausgegebene Lyriksammlung - "Noch ist das Lied nicht aus. Österreichische Poesie aus neun Jahrhunderten" - mit dem Bekenntnis ein: "Wir haben Probleme - und zwar beträchtlichere als bei vergleichbaren Projekten. Da? jede Auswahl subjektiv und daher anfechtbar ist, versteht sich ja von selbst." (Vorwort, 5) "Gewiss fehlt hier vieles, das meiste fehlt jedoch bewußt", muss er schließlich gestehen, und bevor er auf seine positiven Auswahlkriterien zu sprechen kommt, bespricht er über eine Seite lang jene Kriterien, die Texte für diesen Band aufnahme-unwürdig gemacht haben. Zuerst erfahren wir Leser/innen also, was wir nicht zu lesen bekommen werden.
Diese Einführung von Ulrich Weinzierl dient letztlich auch dazu, mögliche Kritik von vornherein abzuwehren. Schließlich wollen Rezensenten einer Anthologie oft zeigen, an welche Texte sie noch gedacht hätten.
S. 1/5
vorherige Seite
- nächste Seite
|