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KAPITEL

1. Exil und Sprache
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2. Sprachwechsel - Übersicht
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3. Fallbeispiele
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4. Mehrsprachigkeit - Literarisches Übersetzen: Hilde Spiel - Paul Celan
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5. Anhang
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Primus-Heinz Kucher:
Sprachreflexion - Sprachwechsel im Exil


"[...] ein Problem, mit dem sämtliche Auswanderer sich auseinanderzusetzen hatten, das aber für mich und meine Berufsgenossen von zentraler Bedeutung war. Es geht um die Sprache, vielmehr um deren Verlust. Jeder, der die Heimat verließ, hatte diese Barriere zu überwinden [...] Denn wenn es auch im Bereich der Möglichkeit schien, ein anderes Idiom, in diesem Fall das englische, eines Tages hinreichend zu beherrschen: würde jene Einzigartigkeit, jene Unverwechselbarkeit, die man als raison d'être der eigenen Kunstausübung ansah, darauf übertragbar sein?" (Spiel, Psychologie, 1975, 433)

Weisser-Varon, Benno: Der Verlust der Sprache im Exil zeigen
Spiel, Hilde zeigen
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"Die Sprache lern ich nicht,/um zu gestalten;/es ist für mich genug, sie zu verstehn,/des fremden Landes Sitten einzuhalten./Es drängt mich nicht, in ihnen aufzugehen." (Theodor Kramer, Es mögen andere eine Heimat suchen ..., 1941)

Kramer, Theodor zeigen
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"Das Vergnügen, englisch zu schreiben. Experimentieren mit dem fremden Idiom [...] Rilkes Freude an seinen französischen Versen." (Klaus Mann, Tagebuch, 6.7. 1939)

Mann, Klaus zeigen
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Ausgehend von der Akzeptanz der besonderen Schwierigkeit für eine(n) Schriftsteller(in), sein primäres Werkzeug, die Sprache, auf die Bedingungen des Exils hin anzupassen, d. h. beizubehalten oder zu wechseln, haben sich diesem Problem nahezu alle exilierten Schriftsteller mit unterschiedlichen generellen bzw. auf das eigene Schaffen bezogenen Perspektiven gestellt. Allen war die paradoxe Situation bewusst: in fremdsprachiger Umgebung in der Sprache des "Feindes" - zugleich der eigenen Muttersprache - zu arbeiten, zu wirken. Aber darin lag auch für viele der Antrieb, ihre Muttersprache gegen die feindliche Okkupation durch die Nazis und ihren anmaßend zerstörerischen Sprachgebrauch zu behaupten.

Sammlungen der österreichischen Exilbibliothek zeigen

Bereits 1939 hielt Ernst Bloch in New York vor dem "Schutzverband Deutscher Schriftsteller" einen viel beachteten Vortrag mit dem Titel "Zerstörte Sprache - zerstörte Kultur", in dem er, eingebettet in die geistesgeschichtlichen Traditionen und Differenzen zwischen Amerika und Europa, im besonderen Deutschlands, Möglichkeiten der - auch sprachlichen - Integration und deren Grenzen zur Diskussion stellte. Bloch plädierte dabei unmissverständlich für die Beibehaltung der Ausgangssprache und Kultur, erklärte sich gegen den Sprachwechsel, weil er in ihm die Gefahr der Preisgabe, ja sogar die Zerstörung von Kultur erblickte:

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