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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


Diese an Primitivität grenzende Ursprünglichkeit war zentraler Bestandteil der äquilibristisch-künstlerischen Versuche Hausmanns, auf der Suche nach Beständigkeit in einer Zeit, in der durch den Verlust gewohnter Werte neuer Halt erst gefunden werden musste - vorerst, indem man über alles lachte, primär über das, was die Hoffnung so bitter enttäuscht hatte, vor allem auch die Kunst im gewohnten Sinn:

"Aber das Leben, dieser Katarakt aus Unsicherheit und Zusammenbruch, hat diese Gesellschaft heute endlich ausgespien, es hilft ihr nichts mehr, daß sie sich den Horizont mit Sicherungen umstellt - die Masse marschiert. Und wenn sie sich ins Nirwana der Philosophie oder Kunst retten will, dann will ich ihr ins Ohr brüllen: Dada! Wir haben uns aus dieser stinkenden Verlogenheit hinausbegeben, wir reißen Ihnen den Kopf ab, wir trommeln damit dem feierlich verlogenen Künstler die Magengegend entzwei - und wir haben für Sie alle nur ein hohnvolles Gelächter." (Hausmann 1919, zit. nach Erlhoff 1982, Texte 1, 49. "Dadaistische Abrechnung").

Hausmann, Raoul: Was ist Dada? zeigen

Hausmann zerstörte Selbstverständlichkeiten, demaskierte Gewohnheiten und kämpfte für ursprüngliche Erfahrungsmöglichkeiten und gegenwartsbezogenes Erleben. In diesem Kausalzusammenhang werden Laut- und Plakatgedichte (be-)greifbar, losgelöst von syntaktischen oder semantischen Regelungen, ebenso ursprüngliche Tänze, die dem Körper neue alte Bewegungsabläufe eröffneten. Bewusst 'magenkrank im Kopf', gipfelte die Anzweiflung jeglicher normativer Ansätze in der Verschmelzung von Dadaismus und Antidadaismus:

"Wir dudeln, quietschen, fluchen, lachen die Ironie: Dada! Denn wir sind - ANTIDADAISTEN!" (Hausmann 1919, zit. nach Erlhoff 1982, Texte 1, 82 "Der deutsche Spießer ärgert sich").

Die 'Erste internationale Dada-Messe' 1920 war zugleich auch die letzte Aktion der Berliner Dadaisten. Doch Hausmann führte das dadaistische Gedankengut weiter, beschäftigte sich im Rahmen des Presentismus mit dem 'PREsenten Augenblick', bezog, keineswegs befürwortende, Stellung zum Neo-Dadaismus, und als Dadaist schreibt er noch 1967, in offensichtlicher Anspielungen auf philosophische und literarische Vorläufer:

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