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Wilhelm Kuehs:
Hermynia Zur Mühlen (1883-1952)
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Hermynia Zur Mühlen wurde als Hermine Isabella Maria Viktoria Gräfin Folliot de Crenneville 1883 in Wien geboren. Der Vater Franz Graf Crenneville (gest. 1920) war im diplomatischen Dienst der k. k. Monarchie tätig und nahm seine Tochter auf Reisen nach Nordafrika, den Nahen Osten und Europa mit. H. Z. M. erlernte mehrere Sprachen, erhielt Unterricht von Hauslehrern, besucht das Sacre Coeur in Algier und wurde nach dem Pensionat für Höhere Töchter in Dresden in Ebensee (OÖ) zur Volksschullehrerin ausgebildet. In diese Zeit fällt auch die starke Bindung zu ihrer engl. Großmutter, die für die liberale Haltung und das soziale Engagement H. Z. M. verantwortlich war.
Zur Mühlen, Hermynia zeigen
Zur Mühlen, Hermynia zeigen
1908 heiratet sie gegen den Willen ihrer Eltern Viktor von zur Mühlen (1879-1950), einen baltischen Gutsbesitzer, den sie 1918 verlässt. Zu dieser Zeit hält sie sich in Davos/CH auf, um eine Lungenerkrankung zu behandeln. Gemeinsam mit Stefan Isidor Klein, den sie 1938 in Bratislava heiratet, verlässt sie 1919 Davos Richtung Frankfurt. Sie tritt der KPD bei und betätigt sich als Übersetzerin, u. a. von Upton Sinclair, John Galsworthy, Nathan Ash, Max Eastman, Jerome K. Jerome, Henri Guilbeuax und Alexander Bogdanoff vorzugsweise für den Malik Verlag. (vgl. Altner, 81 f.)
Klein, Stefan Isidor zeigen
Als Schriftstellerin tritt sie zu Beginn der 20er Jahre mit sozial- propagandistischen Romanen wie "Licht" (1922) oder "Der rote Heiland" (1924) sowie mit "Was Peterchens Freunde erzählen" hervor und wird zur erfolgreichen Autorin sozialistischer Jugendbücher. Es erscheinen Essays und Romane. Gegen die Erzählung "Schupomann Müller" (1924) wird Anklage wegen Hochverrats erhoben, das Verfahren aber ein Jahr später eingestellt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flüchten H. Z. M und Klein nach Wien. In einem aufsehenerregenden Brief lehnt H. Z. M. die Aufforderung ihres Verlages, die Mitarbeit an der Exilzeitschrift "Neue Deutsche Blätter" (hrsg.: Oskar Maria Graf, Wieland Herzfelde und Anna Seghers) einzustellen ab und deklariert sich deutlich als Gegnerin des Nationalsozialismus.
Der Kampf gegen die NS-Herrschaft ist auch das Thema ihrer Exilromane. "Unsere Töchter die Nazinen" erscheint erstmals im Juni/August 1934 als Fortsetzungsroman In der saarländischen Zeitung "Deutsche Freiheit". H. Z. M. schildert anhand mehrerer Frauenschicksale die Mechanismen, insbesondere die opportunistischen Haltungen,die mit zum Siegeszug des Faschismus führten. Gleichzeitig kommt es zur Abwendung von der KP-Linie.
S. 1/10
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