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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Biographische Notizen
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3. In Großbritannien
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4. Die Schriftstellerin
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5. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Stella Rotenberg (1916)


Stella Rotenberg - die Erinnerung an die Begegnung mit einer zarten, schlanken, in der Erscheinung "britisch" wirkenden Frau, die mit einem Klang in der Sprache und Wortmelodie zu uns sprach, die in Wien kaum mehr zu hören war.

Vertreibung, Flucht und erzwungenes Exil sind prototypische Erfahrungen im 20. Jahrhundert. Die Dialektik von Heimat und Fremde und die aufgezwungene Exilierung hat Theodor W. Adorno als eine der existentiellen Chiffren schlechthin begriffen, als er in den "Minima Moralia" vom "Splitter im Aug" sprach, der das Verletzende dokumentiere und die Schärfe des Blicks letztlich verbürge. Dass sich die Schriftsteller gerade im Exil diesen Fragen, dieser Dialektik nicht entziehen konnten, versteht sich geradezu von selbst. Schonungslos, mit elementar anmutenden Mitteln, definiert Stella Rotenberg in einem ihrer frühesten Gedichte "Ohne Heimat" (1940), was nach der Flucht vom Gepäck noch abzuziehen sei. Ein knappes Gedicht, das ihre poetische und existentielle Situation umreißt und die Frage nach den verbliebenen Möglichkeiten im Exil stellt.

Adorno, Theodor W. zeigen

Ohne Heimat

Wir sitzen auf Stühlen die nicht unser sind. Wir essen von Tellern die nicht unser sind. Wir sprechen die Sprachen die nicht unser sind.

Unser ist: Der Staub und der Steg. Unser ist: Das Wandern und der Weg. Unser ist das Leben, das keinen Keim hat.

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