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KAPITEL

1. Begriffsbestimmung und Bedingungen des Exils
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2. Von der Dauer des Exils
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3. Sprache
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4. Selbstmord
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5. Ausblick
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Exil - Aspekte und Kontexte


Schuschnigg löste die Heimwehr auf und versuchte die Wirtschaft zu stärken, damit es zumindest keine ökonomischen Gründe für einen Anschluss an Hitler-Deutschland gäbe. Verbindung mit den sozialistischen Kräften im Land nahm er aber nur sehr zaghaft auf. Erst für die Volksabstimmung für die Unabhängigkeit Österreichs 1938 erreichte er die Unterstützung selbst der emigrierten Sozialisten. Da war es schon zu spät. Hitler zitierte Schuschnigg nach Berchtesgaden (Berchtesgadner Abkommen) und zwang ihn, den Nationalsozialisten Seyß-Inquart zum Innenminister zu bestellen.

Hitler kam der Volksabstimmung mit seinem Einmarsch in der Nacht zum 12. März 1938 in Österreich zuvor. Schuschnigg war am 11. März zurückgetreten, nachdem er weder bei den Westmächten noch bei seinen Nachbarn Unterstützung gefunden hatte. Seyß-Inquart wurde zum Bundeskanzler ernannt.

Am 13. März verkündete Hitler die Annexion Österreichs. Der Einmarsch wurde bejubelt. Gleichzeitig begann die Gestapo ihr blutiges Handwerk. Tausende Österreicher wurden umgehend verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. (vgl. Portisch 1988, 143-192)

Angesichts der geschichtlichen Entwicklung in Österreich, ist es nicht verwunderlich, dass die Fluchtbewegung und in der Folge Emigration und Exil bereits 1934 einsetzten. Dass viele bis zur Machtergreifung Hitlers ausgeharrt haben, in der Hoffnung, es könne sich noch einmal alles zum Guten wenden, ist kein Argument, den klar- und vorsichtigen Flüchtlingen ihr Exilantentum abzusprechen, oder zu behaupten, ihr Exil hätte erst 1938 begonnen, zuvor wären sie nur Emigranten gewesen. Sie hätte ja jederzeit nach Österreich zurückkehren können.

Es ist aber nicht nur die Bedrohung von Leib, Leben und Freiheit, die zum Exil führt. Es ist auch die Bedrohung der geistigen und seelischen Integrität, die man in dieser Diskussion berücksichtigen sollte. Frithjof Trapp beschreibt eine grundsätzliche Haltung, die zwar nicht allen, aber vielen Exilanten zueigen war.

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