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KAPITEL

1. Begriffsbestimmung und Bedingungen des Exils
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2. Von der Dauer des Exils
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3. Sprache
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4. Selbstmord
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5. Ausblick
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Exil - Aspekte und Kontexte


Überdurchschnittlich viele österreichische Autoren schafften den Wechsel in die Sprache ihres Gastlandes. Andere konnten ihre literarischen Werke weiterhin nur in deutscher Sprache verfassen, und hatten mit dem Problem zu kämpfen, dass sie in einer Sprache schrieben, die stark von den Nationalsozialisten vereinnahmt war.

Jeder, der in ein nicht-deutschsprachiges Land flüchtete, hatte damit zu kämpfen, dass seine Muttersprache plötzlich völlig wertlos war.

"[...] aber keine Gruppe, es wären denn die Schauspieler gewesen, wurden so völlig um ihr mitgebrachtes Kapital geprellt, wie es den Schriftstellern geschah." (Hilde Spiel: Psychologie des Exils, 433)

Es mochte ja noch angehen, sich etwa der englischen Sprache zu bedienen, um einen Zeitungsartikel oder einen Aufsatz für eine Fachzeitschrift zu verfassen, aber konnte man als österreichischer Schriftsteller einen Roman in englischer Sprache schreiben? Man konnte, wie sich herausstellen sollte.

"Umso erstaunlicher ist der geglückte Versuch einiger Österreicher, ihre Romane nun in der fremden Sprache zu schreiben. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß sie zahlenmäßig die seltenen Versuche deutscher Autoren, auf englisch zu publizieren, übertreffen. Manche deutsche Autoren, die Wirtschaftsfachleute oder sonst durch ihren Beruf einer Fachsprache verbunden waren, die sie schon vor dem Exil kannten, haben politische und wirtschaftswissenschaftliche Fachbücher in englischer Sprache veröffentlicht, aber die Reihe von englischen Romanen österreichischer Autoren nimmt eine Sonderstellung ein. Das erstaunliche sprachlich-stilistische Niveau wurde auch von den zeitgenössischen englischen Rezensenten anerkannt. Aus der Feder österreichischer Schriftsteller ist eine einzigartige Romankunst entstanden, was sowohl den Stoff als auch seine sprachliche Bewältigung betrifft. Daß es sich dabei um die erste Gruppe von Romanen österreichischer Verfasser in englischer Sprache handelt, die im Zusammenhang gesehen werden sollte, ist ebenfalls zu beachten." (Patsch 1985, 239 f.)

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