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KAPITEL

1. Aspekte des Exils von Schriftstellerinnen
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2. Vicki (Hedwig) Baum (1888-1960)
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3. Hermynia Zur Mühlen (1883-1951)
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4. Mela Hartwig (1893-1967)
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5. Lili Körber (1897-1982)
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6. Hilde Spiel (1911-1990)
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7. Resümee
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8. Anhang
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Sigrid Schmid:
Schriftstellerinnen im Exil - Zuständig fürs Überleben


Wir wollen im Folgenden einige dieser Trends nennen und uns dann exemplarischen Biographien von österreichischen Schriftstellerinnen zuwenden, die verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit dem Exil repräsentieren.

Generell kann gesagt werden, dass männliche Exilanten meist versuchten, ihren erlernten Beruf auch im Exil weiter auszuüben, die notwendigen Zusatzqualifikationen zu erlangen oder wenigstens im Berufsfeld zu bleiben. Für Schriftsteller war dies natürlich schwieriger als z. B. für Chemiker oder Ärzte, allerdings zeigt sich, dass die meisten von ihnen tatsächlich weiter Manuskripte in deutscher Sprache verfassten. Waren sie zu dem Zeitpunkt, an dem sie ins Exil getrieben wurden, bereits berühmt, wie z. B. Thomas Mann oder Stefan Zweig, so wurden ihre Bücher ins Englische übersetzt und von englischsprachigen Verlagen, sowie in den deutschsprachigen Exil-Verlagen publiziert; waren sie noch nicht so bekannt oder entsprach ihre Art zu schreiben nicht dem Geschmack des englischsprachigen Publikums, so schrieben sie, wie Bert Brecht, Oskar Maria Graf oder Hermann Broch "für die Schublade" und für die Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus. Viele von ihnen erhielten für ihre Arbeit Unterstützungen und Stipendien von diversen Hilfsorganisationen und Stiftungen, in den USA (und teilweise auch in Südamerika) spielten auch die Universitäten, die Wohnungen, Essen und Arbeitsmöglichkeiten als Gegenleistung für Vorträge oder Lehrtätigkeit zur Verfügung stellten, eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der deutsch(sprachig)en Kultur.

Diese Schriftsteller blieben sich selbst treu, gingen keine literarischen Kompromisse ein, außer dass eine Reihe von ihnen neben der literarischen Arbeit auch politisch-journalistische oder politisch-wissenschaftliche Texte schrieb.

Auch die Schriftstellerinnen versuchten natürlich, weiter in ihrem Beruf zu arbeiten, allerdings zeigt sich bei ihnen eine sehr viel größere Anpassungsbereitschaft - an das neue Publikum, an den neuen Markt und an die Exil-Situation generell. Eine Reihe von ihnen wagte den für Schriftsteller/inn/en so schweren Sprung in eine andere Sprache und schrieb z. B. auf englisch - so u. a. Vicki Baum, deren erste Bücher noch übersetzt werden, die aber bald selber englisch schrieb, so Hermynia Zur Mühlen, die schon vorher aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hatte, nun aber im englischen Exil selber die Sprache wechselte. Auch Hilde Spiel, Salka Viertel und Gina Kaus machten diesen so schwierigen Schritt in eine neue Sprache.

Kaus, Gina um 1960 zeigen
Kaus, Gina: Porträt um 1950 zeigen
Kaus, Gina im reifen Alter zeigen

Neben der Sprache wechseln die Autorinnen auch häufig das literarische Medium. Während z. B. Bert Brecht und Berthold Viertel am Hollywood-System des Schreibens fürs Kino scheiterten, passten sich Gina Kaus und Salka Viertel diesem System ein und ernährten dadurch ihre Familien. Hermynia Zur Mühlen schrieb aus Erwerbsgründen Kriminalromane, Hilde Spiel Reiseromane und historische Romane, für die ein Markt vorhanden war, später wechselt sie zum Journalismus. Dass diese Anpassungsfähigkeit den Frauen nicht immer leicht gefallen ist, bezeugen Briefe und Erinnerungen. So schreibt Gina Kaus:

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