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KAPITEL

1. Aspekte des Exils von Schriftstellerinnen
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2. Vicki (Hedwig) Baum (1888-1960)
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3. Hermynia Zur Mühlen (1883-1951)
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4. Mela Hartwig (1893-1967)
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5. Lili Körber (1897-1982)
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6. Hilde Spiel (1911-1990)
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7. Resümee
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8. Anhang
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Sigrid Schmid:
Schriftstellerinnen im Exil - Zuständig fürs Überleben


Vicki Baum, geboren 1888 in Wien und dort zur Harfenistin ausgebildet, war mit "Menschen im Hotel" und mit "stud. chem. Helene Willfüer" eine Bestseller-Autorin des deutschsprachigen Buchmarktes der Weimarer Republik. Ihre im Ullstein-Verlag publizierten Bücher sind Musterbeispiele für die Vermarktung von Roman und Person. Die Verfilmung des Romans "Menschen im Hotel" in Hollywood mit Greta Garbo führt 1931 zu einer Einladung in die USA. Obwohl es nicht zu der geplanten Mitarbeit am Drehbuch kommt, nützt sie die Gelegenheit, um mit ihrer Familie in die USA zu emigrieren, da sie nicht will, dass ihre beiden Söhne in dem Klima des Hasses, der Nazi-Deutschland kennzeichnet, aufwachsen. Dafür nimmt sie große finanzielle Verluste in Kauf. Sie verliert ihren lukrativen Job bei Ullstein, die Garantie, dass ihre nächsten Bücher dort gedruckt und entsprechen vermarktet werden, sie nimmt in Kauf, dass sie ihre Freunde und Freundinnen und Kolleg/inn/en nicht mehr wieder sieht. Sie hat den Vorteil, dass sie mit einem berühmten Namen in die USA kommt, dass sie durch den Film und durch die englischen Übersetzungen ihrer Romane dort über Einkünfte verfügt. Ihr Mann ist Dirigent und Komponist, er wird später Dirigent des - nicht gerade weltberühmten - Orchesters von Pasadena, bleibt aber immerhin in seinem Beruf. Nachdem die Versuche von Vicki Baum, Drehbücher für Hollywood zu schreiben, nicht erfolgreich sind, kehrt sie zu ihrem Medium, dem Roman, zurück und schreibt schon bald selber auf englisch. Sie nimmt die US-Staatsbürgerschaft an und bleibt bis zu ihrem Tod 1960 in den USA - lediglich in ihren Essgewohnheiten bleibt sie ihrer alten Heimat Wien treu. Ihre "Zwetschkenknödel"-Einladungen sind in Emigrantenkreisen berühmt. Vicki Baum ist eine der wenigen Autorinnen, bei der die Emigration keinen entscheidenden Bruch in der Karriere bedeutet. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sie von Anfang an eine sehr pragmatische Haltung zum Schreiben eingenommen hat, das für sie immer auch ein Mittel war, um Geld zu verdienen. Nicht ohne Selbstironie und Selbstbewusstsein schreibt sie in ihrer Autobiographie, dass sie "the best second best author" gewesen sei.

Baum, Vicki zeigen
Vicki Baum bei der New Yorker Premiere des Filmes "Grand Hotel" (1932) zeigen
Vicki Baum - Zigarettenpause am Schreibtisch (1932) zeigen
Vicki Baum - modisch in Hollywood (1937). Foto: D'Gaggeri Studio zeigen
Vicki Baum - erster Fernsehauftritt in London (1939) zeigen

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