zurück zum Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

1. Australien
anzeigen

2. "Österreichisches" Exiltheater und -kabarett
anzeigen

3. Frühe Reaktionen (1941-1950)
anzeigen

4. Hochblüte (1950-1960)
anzeigen

5. Sprach- und Identitätswechsel (1957-1973)
anzeigen

6. Anhang
anzeigen

 

Birgit Lang:
"The Earnestness of being Importer." "Österreichisches" Theater und Kabarett im australischen Exil


In den vierziger Jahren waren die "Bunten Abende" der WIZO und das Kleine Wiener Theater in Sydney die einzigen Exiltheater in Australien. Anfang der fünfziger Jahre gründeten sich im zweiten großen Zentrum der australischen Emigration, in Melbourne, weitere deutschsprachige Theatergruppen.

In der Forschungsliteratur werden normalerweise die dreißiger Jahre als die Hochblüte des Exiltheaters dargestellt. Die Zeit nach 1945/1950 wird in den Standardwerken nicht berücksichtigt (vgl. dazu Handbuch 1999 oder Wächter 1973), da mit der prinzipiellen Rückkehrmöglichkeit für Exilierte nach 1945 das Ende des Exils assoziiert wird. Der Großteil der vom Nationalsozialismus Vertriebenen kehrte jedoch nicht in ihre ehemalige Heimat zurück, deswegen erscheint es sinnvoll, auch jene Theatergruppen, die nach 1945 innerhalb der unterschiedlichen Emigrantencommunities wirkten, mit einzubeziehen. Die vielleicht offensichtlichsten Beispiele sind die Theater Australien und Argentinien.

Den Auftakt machten die "Theaterfreunde", die unter der Leitung des Wieners Peter Watkins zwischen den Jahren 1950 und 1963 aktiv waren. Zwei Jahre nach Gründung der "Theaterfreunde" fanden sich Macky Smatana, der ursprünglich aus Brünn stammte, und der Berliner Erich H. Wolff zusammen und begannen das "Papricabaret" (1952-1959).

Und das Kleine Theater - nicht zu verwechseln mit dem Kleinen Wiener Theater ? unter der Leitung von Olga und Karl Bodan erfreute sein Publikum in den Jahren 1955 und 1956. Wieso die Theater in Melbourne erst in den fünfziger Jahren ihre Tätigkeit aufnahmen, bleibt unklar, hatten jedoch möglicherweise mit der langsamen Etablierung der Emigrant/inn/en in der australischen Gesellschaft zu tun.

Feststeht, dass in Sydney wie in Melbourne das australische Exiltheater zu dieser Zeit voll erblühte. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Städten lag in der Struktur der Theaterszene. Während in Sydney die Fusion zwischen dem Kleinen Wiener Theaters und den "Bunten Abenden" alle Kräfte unter einem Dach versammelte, blieb die Melbourner Szene aufgesplittert. Es bestanden jedoch auch hier enge personelle Verflechtungen. So mietete Peter Watkins für die Theaterfreunde das aufgelassene Arrow Theatre, das "Papricabaret" führte seine Kabarettabende auf derselben Bühne vor. Selbst das Kleine Theater, das seine Produktionen nicht im Arrow Theatre aufführte (möglicherweise weil dieses wegen Renovierung geschlossen war), griff auf denselben Pool deutschsprachiger Schauspieler/inne/n zurück, die auch das Rückgrat der anderen Theater bildeten. Die Zusammensetzung der jeweiligen Theatergruppe und der Schwerpunkt im Spielplan war jeweils unterschiedlich, verschiedene Personen waren zu unterschiedlichen Zeiten in den Gruppen involviert, die Überschneidungen stechen jedoch ins Auge.

S. 8/11 vorherige Seite - nächste Seite

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG