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KAPITEL

1. Behütete Kindheit und Jugend in der Bukowina
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2. Auswanderung nach Amerika
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3. „Der Regenbogen“ erscheint in Czernowitz
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4. Sowjetisierung der Bukowina
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5. Ghetto, Elend, Horror, Todestransporte
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6. Wieder in Amerika
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7. Im Nelly-Sachs-Haus
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8. Poetologische Grundsätze
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9. Das letzte Jahrzehnt
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10. Anhang
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Peter Rychlo:
Rose Ausländers Leben und Dichtung. „Ein denkendes Herz, das singt“


Als im Frühjahr 1944 sowjetische Truppen die Bukowina befreiten und die Schrecken des Krieges für Czernowitzer Juden zu Ende waren, ist Rose Ausländer eine gewisse Zeit unentschlossen, wo sie endgültig bleiben soll. Sie arbeitet eine kurze Zeitlang in der Stadtbibliothek. Jener noch am Leben gebliebenen jüdischen Bevölkerung wird die Ausreise nach Rumänien und in andere Länder angeboten, da sie für das sowjetische Regime ein unerwünschtes Element darstelle. Schließlich stellt auch R. Ausländer einen Ausreiseantrag. Anfang Juni 1946 verlässt sie mit der Eisenbahn die Stadt via Rumänien. Unmittelbar nach der Ankunft in Bukarest bekommt sie das Angebot ihrer amerikanischen Freunde, wieder in die USA zu kommen. Sie muss sich sofort entscheiden, da die Papiere nur für kurze Zeit gültig sind, und sie sagt zu. Diesmal kommt sie nach New York und arbeitet als Fremdsprachenkorrespondentin bei einer New Yorker Speditionsfirma.

Jahrelang sollte es ihr nicht mehr möglich sein, in ihrer deutschen Muttersprache, der „Sprache der Mörder“, zu dichten. Von 1948 bis 1956 hat R.Ausländer ihre Gedichte ausschließlich in englischer Sprache verfasst: „Nach mehrjährigem Schweigen“, so erinnert sie sich, „überraschte ich mich eines Abends beim Schreiben englischer Lyrik.“ (Ausländer, Rose: Die Nacht hat zahllose Augen. Prosa. S. 94). Ihre englischen Dichtungen (es sind über 200 Texte, die sich an Robert Frost, E. E. Cummings und Marianne Moore orientieren), sind heutzutage in ihren Gesammelten Werken im Band „The Forbidden Tree. Englische Gedichte“ veröffentlicht (Ausländer, Rose: The Forbidden Tree: Englische Gedichte. Frankfurt a. M: Fischer Taschenbuch Verlag 1995). Von Kennern wird ihnen ein hoher Rang zugebilligt. Die amerikanische Lyrikerin Marianne Moore war es auch, die Rose Ausländer anregte, wieder in deutscher Sprache zu dichten. Denn man müsse Gedichte in der Muttersprache schreiben: „Mysteriös, wie sie erschienen war, verschwand die englische Muse. Kein äußerer Anlaß bewirkte die Rückkehr zur Muttersprache. Geheimnis des Unterbewußtseins“, sagt Ausländer dazu. (Ausländer, Rose: Die Nacht hat zahllose Augen. Prosa, S. 94)

In Amerika - unter dem Einfluss zeitgenössischer amerikanischer Dichtung - begann Rose Ausländer ihre Poetik und Stilistik allmählich zu verändern. In diesen Jahren findet sie Anschluss an das moderne Gedicht, das sich von ihren frühen Arbeiten grundsätzlich unterscheidet. Es sind keine gebundenen Strophen mehr, sondern freie Verse mit unregelmäßigem Rhythmus, assoziativen Zusammenhängen der Bilder und suggestiver Wirkung. Ihrem Themenkreis bleibt sie jedoch treu, doch erscheinen jetzt ihre Lieblingsworte wie Mond, Stern, Baum, Vogel, Traum, Erde, Atem u.a. in einer anderen Konstellation. 1957 besuchte sie in Paris ihren Bukowiner Landsmann Paul Celan, den sie noch aus der Czernowitzer Ghetto-Zeit kannte: „Geschmückt / mit dem gelben Stern / lief ich zu Freunden / um Celans Gedichte / zu zeigen“, so heißt es in dem Gedicht „Eine Stunde Vergessen“ (Ausländer, Rose: Treffpunkt der Winde. Gedichte 1979, S. 59). Einige ausführliche Gespräche mit Celan, dem damals bereits anerkannten Dichter, bestätigten ihr die Richtigkeit ihrer thematischen und stilistischen Wandlung. Von nun an beginnt eine neue Phase ihres lyrischen Schaffens. Sie hat für sich wiederum die Muttersprache als eine unzerstörbare geistige Heimat entdeckt:

Mein Vaterland ist tot / sie haben es begraben / im Feuer // Ich lebe / in meinem Mutterland / Wort.

(Ausländer, Rose: Sanduhrschritt. Gedichte 1977-1978, S. 94)

Rose Ausländer wieder in Amerika (1951) zeigen

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