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KAPITEL

1. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel der "Hasenjagd" Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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2. Elisabeth Reichart: Februarschatten. Roman
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3. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel des Films "Hasenjagd" (1994) von Andreas Gruber. Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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4. Anhang
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Herbert Staud:
Formen der Erinnerung - Gedächtnisarbeit

Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel des Films "Hasenjagd" (1994) von Andreas Gruber. Ein Vergleich zwischen Film und Literatur


Vorbemerkung

Vom 1. auf den 2. Februar 1945 brachen ca. 500 sowjetische Kriegsgefangene, sog. K-Häftlinge, aus dem Block 20 ("Todesblock") des KZ Mauthausen aus. K bedeutete "Kugel", die Hinrichtung durch Genickschuss. Anfang 1945 fasste der Block 600 Mann (konzipiert war er für 300 Personen), geschlafen wurde in ungeheizten Räumen in der "Sardinenlage", Kopf an Fuß, auf dem nackten Fußboden ohne Decken. Als Nahrung gab es nur jeden zweiten oder dritten Tag eine dünne Wassersuppe aus ungeschälten, meist verfaulten Steckrüben. Der Massenausbruch war erschwert durch Schnee und niedrige Temperaturen, eine mondhelle Nacht und die dünne Kleidung der Häftlinge. Die Verfolgungsjagd begann am 2. Februar 1945 um 0.50 Uhr. Die im Block verbliebenen 75 Kranken und noch lebende Flüchtlinge im Lagerbereich wurden sofort erschossen. Die SS löste eine Großfahndung aus, SS-Mannschaften mit Hunden und motorisierte Einheiten wurden mobilisiert. Gendarmerie, Volkssturm und HJ sowie die Zivilbevölkerung wurden in die Fahndung einbezogen. Auf Befehl des Lagerkommandanten sollten alle ergriffenen Häftlinge sofort erschossen werden. Danach begann eine unfassbare Menschenjagd, bei der ein Teil der Bevölkerung sogar mit Heugabeln und Taschenmesser auf die Flüchtenden einstach. Soweit es belegbar ist, haben nur elf Geflüchtete überlebt. Drei von ihnen wurden von zwei Familien versteckt und so gerettet. (vgl. Pädagogisches Institut des Bundes in Oberösterreich 1997, 48-52)

KZ Mauthausen zeigen

Mühlviertler Hasenjagd

Gruber Andreas, Film zeigen

Steven Spielberg wurde vorgeworfen, dass er seinen Film "Schindlers Liste" in einer Art "KZ-Dokumentar-Ästhetik" gedreht habe. Bis auf zwei Ausnahmen - das Kind mit rotem Mantel und das Ende - ist sein Film in hart kopiertem Schwarz-Weiß an Originalschauplätzen abgedreht, über weite Strecken setzt er die Handkamera ein und verwendet u. a. Bilder, die wir von Dokumentaraufnahmen im Kopf haben oder die an diese anknüpfen.

Andreas Gruber geht mit seinem Film Hasenjagd einen anderen Weg: Er zitiert - fast blitzlichtartig - eines dieser Dokumentarbilder, er weckt dadurch die Bilder in unserem Kopf. Anders als Spielberg deutet er diese Originalbilder aber nur an, setzt sie weiters vom eigentlichen Film ab, indem er den Vorspann für sein Zitat verwendet und die credits dazwischenschiebt. Der übrige Film ist in Farbe. Nur das letzte Bild, mit dem der Film ausklingt, ist wieder in Schwarz-Weiß.

Ein Filmanfang trifft u. a. folgende Entscheidungen:
Stimmung, Sinnstiftung, Aufmerksamkeit, Anknüpfung, Vorstellung, Voreinstellung

Aufgabe:
Sehen Sie den Beginn von "Hasenjagd" und bearbeiten Sie dann die Frage im ARBEITSBLATT. Rufen Sie, bitte, dazu wieder Ihr schon gespeichertes Arbeitsblatt von dem von Ihnen gewählten Speicherplatz auf. Vergessen Sie nicht, Ihre Arbeitsergebnisse im Anschluss wieder unter demselben Filenamen auf Ihrem PC oder Ihrer Diskette zu speichern.

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