coll. of the Artist. Mit freundlicher Genehmigung von Yosl Bergner, Tel Aviv.
MalerIn/FotografIn:
Am Beispiel von insgesamt 13 exil-relevanten Themen und Problemen werden konkrete Fragen und mehrere Möglichkeiten angeboten, selbstständige Antworten zu verfassen. In jedem PRAXISFELD wird Ihnen jeweils ein ARBEITSBLATT angeboten, auf dem Sie Ihre Antworten in Essayform formulieren sollen. Sie werden gebeten, dieses auf Ihrem PC zu speichern, um es erneut und jederzeit bearbeiten zu können. Wenn Sie eine Prüfung ablegen wollen, bitten wir Sie, die Arbeitsblätter der von Ihnen gewählten Praxisfelder Ihrem Prüfer zuzuschicken. Sie werden Teil der Beurteilung sein. Sie bekommen auch die Möglichkeit, multiple-choice-Antworten zu geben oder Entscheidungsfragen zu beantworten, indem Sie Ja-Nein-Buttons anklicken können und dazu entsprechende Informationen erhalten. Die interaktiven PRAXISFELDER dienen insbesondere dem Einsatz des Lehr- und Lernpakets als Grundlage für das Fernstudium.
Herbert Staud
Die künstlerische und literarische Darstellbarkeit der Massenvernichtung der Juden ist eines der umstrittensten Themen in den Künsten und Wissenschaften. Schon Paul Celans "Todesfuge" (entstanden 1945, publiziert 1952) hatte durch die Spannung zwischen schöner Form und bedrängendstem Thema die Frage von Theodor W. Adorno hervorgerufen, ob es nach "Auschwitz" überhaupt noch möglich sei, Gedichte zu schreiben. In den letzen Jahren rückte diese Problematik wieder verstärkt in den Mittelpunkt auch des öffentlichen Interesses. Nicht zuletzt war aber dafür nun die Tatsache verantwortlich, dass Texte veröffentlicht wurden, die sich als Erinnerungsbücher ausgaben, jedoch fiktionale Geschichten waren. Somit wurde das Problem von Authentizität und Fiktion besonders relevant und ebenso die damit zusammenhängenden Fragen der literarischen Vermittlungsmöglichkeiten. Diese können Sie an unterschiedlichen Beispielen aus der österreichischen Literatur untersuchen: Das "Dachaulied" von Jura Soyfer ist ein Beispiel für direkt in den Lagern entstandene Texte. "Der Ofen von Lublin" von Theodor Kramer ist ein im britischen Exil entstandenes Gedicht, das den Holocaust zum Thema hat. Mit der Funktion des Erzählens über die Massenvernichtung in den KZs können Sie sich insbesondere am Beispiel von Texten des überlebenden KZ-Insassen Fred Wander auseinandersetzen. Dann können Sie eine Interpretation eines Kapitels aus der Erzählung "Der siebente Brunnen" von Fred Wander unternehmen. Die mündlichen wie schriftlichen Ausführungen Ruth Klügers zeigen schließlich, wie sehr die Diskussion zum Thema "Holocaust und Literatur" in ihr literarisches Schaffen einfließt.
Die zunehmende wirtschaftliche und politische Misere in der Ersten Republik zu Beginn der 30er-Jahre und die damit verbundene Theaterkrise waren der Anstoß für die Entwicklung einer kritischen Kabarettszene in der Zwischenkriegszeit. Die "älteste Kleinkunstbühne Wiens", so die spätere Eigenwerbung für den "Lieben Augustin", wurde am 7. November 1931 von der Schauspielerin Stella Kadmon eröffnet. Bewusst war der Begriff der "Kleinkunst" gegen das "Kabarett" gerichtet, das sich großteils zum Amüsier- und Revuebetrieb gewandelt hatte. So entstand eine Reihe von Kleinkunstbühnen, die mit ihren Programmen Zeitsatire betrieben. Es wurde eine regelrechte "Ära der Wiener Kleinkunst" begründet, die erst durch die Annexion Österreichs im März 1938 schlagartig beendet wurde. Ihre Fortsetzung fand diese Tradition zum Teil im Exiltheater und zum Teil auch im "Wiener Werkel" ab 1939. Sie erhalten einen Einblick in acht verschiedene Kleinkunstbühnen und bekommen Informationen über ihre Spielorte, Autoren, Musiker und Schauspieler angeboten. Sie können diesen Bühnen einen Besuch abstatten und einen Teil ihres Programms genießen. Sie können sich dabei Kenntnisse über die damals aktuellen Themen erarbeiten, wie z. B. die Kritik am Vordringen autoritärer und nationalsozialistischer Politik, am grassierenden Antisemitismus, am Spießertum u.a.m..
Herbert Staud
Großbritannien war während des Zweiten Weltkriegs das Zentrum des internationalen Exils. Es hat - nach einer Phase einer restriktiven Asylpolitik - schließlich fast hunderttausend Flüchtlinge aufgenommen. An die 30.000 davon waren Österreicher/innen. Natürlich können wir heute kaum nachvollziehen, mit welchen Mühen, Plagen, Entschlüssen, Sehnsüchten und Hoffnungen das Emigrantendasein verbunden war. Trotzdem soll dieses Modul einen Einblick in die Lage von Emigrant/inn/en ermöglichen, indem es mit Situationen des Exils in London konfrontiert. Zuerst sollen Sie sondieren, inwieweit überhaupt die Möglichkeit bestanden hätte, dass Sie in der Situation eines Emigranten/einer Emigrantin nach Großbritannien gelangen. Auf welche Hilfe hätten Sie in London zählen können? Wie hätte es mit Arbeitsmöglichkeiten ausgesehen? Wie hätte sich die Internierung als enemy alien (feindlicher Ausländer) ausgewirkt? Durfte man sich politisch betätigen? Und schließlich: Konnte man kulturell tätig werden?
Markus Kreuzwieser
Dieses Praxisfeld bietet die Möglichkeit, Stationen des bewegten Lebens von Hans Natonek (1892-1963) kennenzulernen sowie einige seiner Werke exemplarisch zu bearbeiten. Es will anregen, den vergessenen Dichter Hans Natonek zu entdecken, und gleichzeitig zeigen, wie sehr die Politik der Nationalsozialisten sein Leben prägte.
Nach dem Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich im März 1938 mussten die kritischen Kleinkunstbühnen ihren Spielbetrieb beenden. Adolf Müller-Reitzner, Schauspieler der "Literatur am Naschmarkt", war illegales Mitglied der NSDAP und verstand es, dem Reichspropaganda-Amt Wien die Idee eines "Ostmark-Kabaretts", das den Namen "Wiener Werkel" tragen sollte, schmackhaft zu machen. Unter seiner Direktion spielten rassisch nicht verfolgte ehemalige Mitglieder der "Literatur am Naschmarkt". Die Programmatik der Bühne bestand darin, der deutschen Geschichte Wiener G'schichten - über Herrn Kampel bis zum verwienerten Odysseus - gegenüberzustellen. Über die Intensität des Widerstandspotentials und darüber, inwieweit das Lästern gegen die "Preußen" zwangsläufig eine Kritik an den Nazis mit einschloss, also als eine Form der Inneren Emigration zu betrachten sei, lässt sich streiten. "Kollaboration oder Demonstration? Zusammenarbeit oder arische Chutzpe im arischen Brettl? Trefft eure Wertung, wie es euch gefällt", meinte Rudolf Weys nach 1945, Autor der "Literatur am Naschmarkt" und des "Wiener Werkel" sowie Historiograph beider Kleinkunstbühnen. Sie sind eingeladen, sich selber ein Bild zu machen, indem Sie miterleben können, welcher Typ des Wieners (Österreichers) in den Programmen des Ensembles gezeichnet wird, wie die "Wiener" und die "Preußen" gegenübergestellt werden und auf welche Traditionen dabei zurückgegriffen wird. Folgende Möglichkeiten haben Sie: Kommen Sie als alter Querulant in Dantes Hölle. Basteln Sie mit am "Spiel vom Chinesen, der net untergeht". Stellen Sie fest: Sind Sie Raunzer oder Optimist?
Herbert Staud
In der Nacht zum 2. Februar 1945 brachen ungefähr 500 der insgesamt 570 Häftlinge aus der Sonderbaracke des KZ Mauthausen aus. Nur 17 von ihnen überlebten. Alle anderen wurden von den Nationalsozialisten und von der Mühlviertler Bevölkerung ermordet. Nur wenige Mühlviertler/innen wagten zu helfen. Diese "lokalen" Ereignisse aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges sind das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der die Saat nazistischer Indoktrination aufgegangen ist. Falsch verstandener Gehorsam und Angst haben überwogen, Zivilcourage, Widerstand und Mitmenschlichkeit blieben weitgehend auf der Strecke. Die so genannte "Mühlviertler Hasenjagd", wie diese schrecklichen Ereignisse seither genannt werden, sind ein bedrängendes Beispiel, an dem sich bis heute die Prozesse des Verdrängens, des Vergessens und schmerzhaften Erinnerns ablesen lassen, von weiterwuchernden Lügengespinsten bis zur Konfrontation mit der historischen Wahrheit.