Exil Lexikon Fontana, Oskar Maurus

Fontana, Oskar Maurus

Abgebrochenes Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Ab 1909 Theaterkritiker der Wochenzeitung „Die Waage“ (Wien), Schriftsteller, Verbindung zur expressionistischen Bewegung (Kontakte mit Oskar Kokoschka, Alfred Ehrenstein, Berthold Viertel); veröffentlichte Dramen, Gedichte, Romane Novellen. 1913-14 Einjährig-Freiwilliger. Vom Juli 1915 bis 1919 im Verteidigungsministerium im Kanzleidienst, wegen angeblicher Untauglichkeit. 1917 Hrsg. der expressionistischen Zeitschrift „Flugblatt“. 1918 erster Roman, „Die Erweckung“. Freundschaft mit Robert Musil. Zwischen 1919 und 1924 im Staatsamt für Heereswesen; zuletzt Leiter der Abteilung „Allgemeines Bildungswesen der Volkswehr“. Danach, bis 1938 Theaterkritiker und Redakteur von „Der Tag“ (ab 1930 „Der Wiener Tag“). 1928 Julius Reich-Preis, 1929 Preis der Stadt Wien. 1933 trat er im Konflikt um das Verhalten der österreichischen Delegation beim PEN Kongreß in Ragusa für eine Verurteilung der Verfolgungen in Hitlerdeutschland ein. Mit Hugo Sonnenschein betrieb er mit Erfolg die Abkoppelung des österreichischen Schutzverbandes der deutschen Schriftsteller vom gleichgeschalteten deutschen SDS. Mitarbeiter des „Wiener Tag“ (Chefredakteur war Rudolf Kalmar). Im Jahre 1935 standen seine Werke auf der „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ der Reichsschrifttumskammer (RSK).

Nach den Nürnberger Rassegesetzen „Mischling 2. Grades“. Bis Februar 1939 publiziert er illegal unter dem Pseudonym im „Neuen Wiener Tagblatt“, dann mit beschränkter Arbeitserlaubnis beim „Deutschen Kulturdienst“. 1941 Verfasser einer Auftragsarbeit der „Organisation Todt“, der Propagandaschrift „Beton am Atlantik“. Zwischen 1940 und 1944 ist er Kritiker und Feuilletonist der „Kölner Zeitung“, z. T. unter Decknamen. Ab 1942 Tätigkeit als Theaterkritiker. Möglicherweise Kontakte zur Widerstandsgruppe um den Rechtsanwalt Ludwig Haydn, der auch Karl-Hans Heinz (1907-1995) angehörte. 1945 wurde er zum Volkssturm eingezogen. Von den Zeitgenossen der „Inneren Emigration“ zugezählt.

Zwischen April und Juli 1945 Kritiker der Tageszeitung ?Neues Österreich?. (vgl. das PDF-File Peter Roessler: Humanismus des Kompromisses? Oskar Maurus Fontanas Theaterpublizistik) Gleichzeitig Leiter der Presse und Literaturabteilung im österreichischen Unterrichtsministerium. Dann Kulturredakteur beim „Wiener Kurier“. Am 14.2. 1946 vom „Wiener Kurier“ fristlos entlassen wegen eines „pan germanistischen“ Artikels in der NS-Zeitschrift „Das Reich“ (es handelte sich um eine Rezension einer Richard Wagner-Aufführung in Linz, 16.3. 1941). In seiner Rechtfertigung führt er u. a. Karl-Hans Heinz als Zeugen seiner Teilnahme an der „journalistischen Widerstandsbewegung“ an. Er behauptet weiter, er habe 1938 in die USA auswandern wollen und bereits entsprechende Schritte unternommen. (Quelle: Briefwechsel 14.2.-21.2. 1946 Oskar Maurus Fontana mit Chefredakteur H. J. Burns). Danach Lektor des Erwin Müller-Verlags; Rundfunkarbeit (Kulturmagazin „Wiener Premierenecho“). Zwischen Oktober 1946 und Februar 1948 Chefredakteur „Welt am Abend“. Literarischer Leiter der „Österreichischen Buchgemeinschaft“. Zwischen 1951 und 1959 Theaterkritiker der „Presse“. Ab 1960 Wiener Theaterkorrespondent der „Salzburger Nachrichten“. Bearbeiter und Herausgeber von Werken von Franz Michael Felder, Karl Emil Franzos, Benedikt F. Dolbin. Verfasser von Monographien über Paula Wessely, Albin Skoda, Hans Moser. Zwischen 1959 und 1964 Präsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Fontana verfasste auch Theaterstücke und Monographien über Schauspieler.

Angaben nach: Bolbecher, Siglinde / Kaiser, Konstantin: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, 90 f. / Bearbeitet von Karl Müller, Salzburg.

Werkverzeichnis

Forschungsliteratur

  • Hausjell, Fritz - Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus
  • Reininghaus, Alexandra - Oskar Maurus Fontana
  • Roessler, Peter - Rettung des Geistes und Wiedererstehen aus dem Geist.
  • Roessler, Peter - Von der "revolutionären Leidenschaft" zur "Macht des Herzens, die bezwingt"

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