Exil Überblicke 04.) Als Exilant im austrofaschistischen Wien – Rudolf Franks autobiographischer Zeitroman „Fair play“

Rudolf Frank: "Fair play". Entstehung, Edition, kritische Urteile

Dieses Vorlesungsmodul ist eine bedeutend erweiterte Fassung des Beitrags: Aus dem Reich der Träumer, Stänkerer und Schmähführer. Österreich-Kommentare zu Rudolf Franks Roman „Fair play“. In: „Spielzeit eines Lebens“. Studien über den Mainzer Autor und Theatermann Rudolf Frank (1886-1979). Hrsg. v. Erwin Rotermund. Mainz 2001 (im Druck).

1936, im Jahr seiner Flucht nach Wien, konnte Rudolf Frank (Mainz 1886-Basel 1962) bereits auf reichhaltige Berufserfahrungen im Kultur- und Medienbereich zurückblicken. Nach seiner Promotion zum Dr. jur. 1908 verdingte er sich als Schauspieler an Provinz- und Sommertheatern, schrieb Theaterkritiken für die „Vossische Zeitung“, die „Schaubühne“ und die „Frankfurter Zeitung“, wurde Regisseur am Frankfurter Schauspielhaus, leitete während des Ersten Weltkriegs u. a. das Teatrul Nazional in Bukarest und arbeitete nach Kriegsende am Darmstädter Theater, an den Münchner Kammerspielen (wo er für die Uraufführung von Brechts „Trommeln in der Nacht“ sorgte), der „Compagnia primaria di prose Alda Borelli“ in Italien, an den städtischen Bühnen Düsseldorf und am Komödienhaus in Berlin.

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Titel: Frank, Rudolf
Copyright by Nachlass Rudolf Frank. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Vincent Frank-Steiner
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Bereits während seines Studiums der Rechte war er mit einer Monographie über Richard Dehmel hervorgetreten, hatte Studien über Das expressionistische Drama und Das moderne Theater publiziert, im Inselverlag Friedrich Schlegels Lucinde herausgegeben, Gesamtausgaben von Heinrich Heine und E.T.A. Hoffmann besorgt und den Antikriegsroman Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua vorgelegt (der zu jenen Büchern zählen sollte, die am 10. Mai 1933 von der Bücherverbrennung betroffen waren). 1933 im Zusammenhang mit den Verfolgungen linker Intellektueller nach dem Reichstagsbrand verhaftet und kurzfristig inhaftiert, veröffentlichte Frank zwischen 1934 und 1936 unter einem Pseudonym Unterhaltungsromane in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften.

Auf der Flucht vor den nationalsozialistischen Schergen gelangt der als Jude und Linker doppelt gefährdete Rudolf Frank im Dezember 1936 mit dem Zug über die Tschechoslowakei nach Wien. (vgl. Frank 1960, 340-343)

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Titel: Frank, Rudolf (27. September 1924)
Copyright by Nachlass Rudolf Frank. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Vincent Frank-Steiner.
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Über diese Stadt und die knapp eineinhalb Jahre, die er in ihr verbringt, wird Rudolf Frank 1938 in der Schweiz, seinem nächsten Zufluchtsland, den autobiographischen „Zeitroman“ „Fair play“ schreiben. (Zur Gattungszuordnung vgl. Tergit 1961, 44)

In der Folge wird im Text die Ausgabe von 1998 zitiert. Vom Herausgeber dieser Erstedition gestrichene Passagen werden, sofern sich dadurch eine Erweiterung des Textsinns ergibt, aus dem einzigen erhaltenen Typoskript („Ts“) ergänzt (Ergänzungen in spitzen Klammern): Rudolf Frank: Fair play. Roman. Typoskript, 310 S. Stadtarchiv Mainz, Nachlass Frank Nr. 15.

Der Roman erzählt die Geschichte des Regisseurs Konrad Holler und der in Wien geborenen Schauspielerin Lili von Crailing, beide revolutionäre Sozialisten, die als NS-Vertriebene in der Theater- und Kabarettszene Wiens beruflich Fuß zu fassen suchen, in Liebe zueinander finden und nach dem sogenannten ‚Anschluss‘ Österreichs an Hitler-Deutschland wieder getrennt werden. Der Roman bietet die Geschichte einer Liebe , mit Intrigen und Eifersüchteleien, wonniglichen Lusterlebnissen, Wutausbrüchen und quälenden Trennungen, und zugleich doch weit mehr: das soziale Panorama einer Stadt und ihrer Bewohner, Einblicke in die zeitgenössischen Produktions- und Distributionsbedingungen von Kunst, in die Hoffnungen und Nöte von Schauspielern, Musikern, Kabarettisten, nicht zuletzt auch eine Chronik der politischen Ereignisse in einem Staat, den die Historiker selbst heute noch nicht genau zu benennen wissen: Von seinen Trägern und Anhängern als „christlicher Ständestaat“ verstanden, wurden seit den 1970er Jahren die Begriffe „autoritärer Staat“, „konservative bürgerliche Diktatur“, „halbfaschistische Diktatur“, „Halbfaschismus“ und „Austrofaschismus“ diskutiert – und dies mit einer aus nichtösterreichischer Perspektive womöglich schrullig oder grotesk anmutenden emotionalen Verve. (vgl. die Übersicht der terminologischen Kontroversen bei Jagschitz 1983, 499)

Mag sich die Geschichte dieser 1933 bis 1938 währenden Diktatur aus europäischer Perspektive und zumal im Vergleich mit dem, was folgen sollte, auch wie eine historische Marginalie eines nach 1918 ohnehin politisch marginalen Staatsgebildes ausnehmen, so dienen die Ereignisse dieser Zeit bzw. die Urteile darüber im österreichischen Kontext noch heute als scharfe Klingen im selbst-identifikatorischen Disput um die österreichische Nation. Stärker als andere Epochen österreichischer Geschichte scheint sich nämlich das kulturelle Gedächtnis der Zweiten Republik in gerade diesem Zeitabschnitt zu kristallisieren und dergestalt Bestandteile jenes Symbolinventars bereitzustellen, mit denen Identitäten zu schaffen, zu sichern und daraus Elemente eines Selbstbildes zu formen sind. (vgl. Assmann 1992, 75; zum Konzept der „Orte des Gedächtnisses“ vgl. Nora 1998, 7)

Ermuntert durch den ihm aus Wien bekannten Schriftsteller und Journalisten Richard Arnold Bermann (Pseud. Arnold Höllriegel, Wien 1883 – Saratoga Springs, N. Y. 1939), nahm Rudolf Frank die Arbeit an seinem Roman „Fair play“ 1938, unmittelbar nach der Flucht von Wien nach Meran, auf und beendete ihn noch im selben Jahr in Zürich, dem Ort seines dritten Exils. „Schreiben Sie“, hatte Bermann ihm geraten, „den Roman vom Versinken Wiens in der braunen Flut.“ (vgl. Frank 1960, 349) Bei diesen Worten war dem Autor eine Geschichte in den Sinn gekommen, in der Schiffbrüchige nach langem Rudern auf einer rettenden Insel gelandet waren, sich auf ihr eingerichtet hatten und plötzlich „an verschiedenen beunruhigenden Anzeichen“ merkten, „daß ihre Rettungsinsel in Wirklichkeit ein riesiges Seetier war“, das jederzeit untertauchen „und sie im Weltmeer ersäufen“ konnte. „So eine Insel war unser Wien“ (vgl. ebenda, 349 f. und Frank 1998, 206). Dieses alte, 1938 abgesackte Monstrum Österreich, das ein dickes Fell hat, die Luft und die Oberfläche liebt und nicht gerne auf Grund geht (vgl. Frank 1998, 220), ließ nun der Autor in Zürich novellistisch wiedererstehen. „Dr. Frank“, berichtet der damals noch gänzlich unbekannte und ebenfalls nach Zürich geflüchtete Dramatiker Fritz Hochwälder (Wien 1911-Zürich 1986), „hauste damals in einem ebenerdigen Mietzimmer in der Obstgartenstraße. Bei einem meiner Besuche war er damit beschäftigt, einen weitgehend autobiographischen Roman abzutippen.“ (zit. nach Stadt Mainz 1980, 22)

Frank und Hochwälder kannten einander bereits aus Wien. (vgl. Frank 1960, 347)

In einem Wettbewerb um das „beste freiheitliche Buch“, den die von Hubertus Prinz zu Löwenstein zur Förderung exilierter deutschsprachiger Schriftsteller gegründete „American Guild for German Cultural Freedom“ ausgeschrieben hatte und mit insgesamt 4.520 Dollar dotiert hatte, (vgl. Busch 1986, 61) errang Franks „Fair play“ einen Preis. In der Jury befanden sich u. a. Thomas Mann, Bruno Frank und Lion Feuchtwanger, der sich besonders für Frank eingesetzt hatte. (vgl. ebenda und Frank 1960, 349 f.) Zum Druck gelangte der Roman allerdings nicht, und das von Thomas Mann zur Übersetzung ins Russische verschickte Typoskript ging nach Aussagen des Autors offenbar auf dem Weg nach Leningrad verloren. (vgl. Frank 1960, 350 und Heist In: Stadt Mainz 1980, 23)

Das Archiv der „American Guild“ befindet sich in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main.

Die 1998 von Wolfgang Trampe für den Berliner Aufbau-Verlag besorgte Erstausgabe folgt in vielem nicht dem Originaltyposkript. Beispielsweise fügte der Bearbeiter dem Haupttitel kurzerhand den Nebentitel „Es kommt nicht zum Krieg“ hinzu, strich einige Nebenhandlungen wegen angeblicher gestalterischer Schwächen sowie „einige ausufernde essayistische Passagen“, vereinheitlichte die bei Frank zwischen Präsens und Imperfekt wechselnde Erzählzeit zugunsten des Präsens, entfernte Überschriften, fügte neue hinzu und griff auch ohne viel Federlesens in Ausdruck und Stil ein (sofern Formulierungen dem Bearbeiter als ?zu pathetisch‘ und „zu redundant“ erschienen). (Trampe In: Frank 1998, 356 f.)

Mag dies alles aus verlegerischer Sicht noch vertretbar oder zumindest verständlich sein, so verstimmt doch die mangelnde Sorgfalt beim eigentlichen Lektorat. Ortsangaben sind (wohl aus Unkenntnis der Wiener Topographie und der österreichischen Geschichte) orthographisch nicht selten schlampig oder überhaupt falsch wiedergegeben, Fallfehler wurden übersehen (Frank 1998, 295 und 300), und im österreichischen Idiom zeigt sich Wolfgang Trampe auch nicht recht firm: Hallodris gab und gibt es Wien allenthalben, doch keine „Hallordi[s]“ (Frank 1998, 119/Ts 106 richtig); mancher davon mag tepperte, aber gewiss keine „tepperen“ Befehle erteilen (Frank 1998, 151/Ts 145 richtig). Bei der Überschrift zum sechsten Kapitel des dritten Abschnitts dagegen scheint wohl Frank selber sich in den Fußangeln des Regiolekts verfangen zu haben, denn ein „Stänkerer“ (Frank 1998, 171/Ts 162) zettelt (mit Vorliebe öffentlich) böswillig Streit und Zank an und ist somit nicht unbedingt der heimtückisch-kriecherische Ränkeschmied, wie er hier beschrieben wird.

Sowohl die frühen Kenner des Typoskripts (unter ihnen Alfred Neumann, einer der Gutachter der „American Guild“) als auch die Rezensenten der Bearbeitung konzedierten dem Roman Authentizität, lebendige Anschaulichkeit, spannende und stellenweise sogar ergreifende Darstellungsweise, doch kaum ‚literarische Qualität‘: (vgl. Neumann, zit. nach Busch 1986, 62 f. und Heist In: Stadt Mainz 1980, 22 f.) Gelegentlich herrsche „die Freude am privatistischen Detail“ vor, (vgl. Heist In: Stadt Mainz 1980, 22) die geschilderten Liebesszenen wirkten häufig „kolportagehaft“, die Literarisierung historischer Ereignisse pathetisch, die Charaktere „schematisch“ und die Bildsprache „klischiert“, (vgl. Externer Link zu Beate Struber) ein „naiver Ton“ und „distanzlose Haltung“ grundierten einen „sprachlichen Übermut“, hinter dem sich häufig eine „literarische Ohnmacht“ verberge. (vgl. Arnold 1998)

Alles in allem sei es Frank nicht gelungen, „ein plastisches Bild zu entwerfen, das sich einprägt.“ (vgl. John 1999) Überdies ergehe sich der Roman in „präpotenter Erotik und in kommunistischer Phraseologie“. (Neumann zit. nach Busch 1986, 62 und Höllriegl zit. nach ebenda, 63) Die ominöse Kategorie der ‚literarischen Qualität‘ soll in der Folge nicht zur Diskussion stehen, sondern gerade das, was Kritiker/innen und Literaturwissenschafter/innen gemeinhin am allerwenigsten in ihren Bann zieht: die historische Perspektivik und die historiographische Potentialität des Romans. Wie für den Zeitroman typisch, tritt der Erzähler in einen Dialog: mit dem ihn umgebenden Milieu, dem er verhaftet, mit den geschichtlichen Prozessen, denen er unterworfen, mit den politischen Ereignissen, denen er ausgesetzt ist. Den Bezug zwischen Individuum und Geschichte sieht der Erzähler als einen deterministischen an, wie aus einem auktorialen Kommentar bereits am Beginn des Romans ersichtlich wird: „Es kommt, wie es geht. Wir leben nicht, nein, wir werden gelebt. Wir beschließen nicht, wir werden beschlossen. Wir wirken nicht, wir werden gewirkt, und das Gewebe ist elendig schlecht“. (Frank 1998, 15) Seinen Blick ließ sich Rudolf Frank von diesem Gewebe der Geschichte freilich nicht verhängen in seinem Dialog mit der zeitgenössischen Gegenwart. Folgen wir fürs erste diesem Dialog in Form eines Dialogs zwischen historischer Faktizität und literarischer Fiktion.

Wien als Stadt des Exils

Wien frappiert den Exilanten Konrad Holler, die Hauptfigur des Romans, fürs erste vor allem sprachlich: Es ist eine Stadt, in dem die Ober der dort zahllos scheinenden Kaffeehäuser (1.248 im Jahre 1938, vgl. Czeike 1994, 410) „Topfenstrudel“ mit oder ohne „Schlagobers“ servieren, man sich in „Tschochs“ für seine „Tschiks“ mit „Zünder[n]“ Feuer geben lässt und nach der „Jausen“ auch wohl ein paar „Zuckerln“ genehmigt, die beim „Greisler“ nebenan erhältlich sind. (Frank 1998, 150) Viele Wiener hausen in „Kabinetten“, einfenstrigen Zimmern, im Zwischenstock – „in dieser Sprache ‚Mezzanin‘ geheißen“. (Frank 1998, 92) Mag die Staatsgewalt seit 1918 auch nicht mehr vom kaiserlichen Hof ausgehen, so gibt es nach wie vor „Hofräte“, höhere Beamte im Bundes- und Landesdienst, denen die Bezeichnung als Amtstitel oder vom Bundespräsidenten verliehener Ehrentitel zusteht und deren Gattinnen man wie selbstverständlich mit „küß die Hand, meine Verehrung, Frau Hofrat“ begrüßt. (Frank 1998, 68, 80) Gerät das goldene Wiener Herz freilich in Rage, und sei es auch nur wegen „Schbombernadeln“ oder „Ballawatsch“ (Frank 1998, 67 f.), so ergießt sich eine deftige Brühe an Injurien und Invektiven über die Verursacher seines Zorns: die „Funzen“ und „Fuchteln“, „Falotten“ und „Pülcher“, die „Hallodris“, „Hodalumpen“, „Taschelzieher“, „Mäureißer“, „Aufdrarer“ und „Naderer“ (Frank 1998, 117, 145, 148, 183, 219, 323, 329).

Die österreichischen Rückkehrer und deutschen Flüchtlinge (unter ihnen etwa Albert Bassermann (s. u.), Gottfried Bermann-Fischer, Ernst Busch, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Bruno Walter, Walter Mehring oder Carl Zuckmayer) erhofften sich in Österreich, diesem ‚zweiten deutschen Staat‘, Schutz vor politischer und ‚rassischer‘ Verfolgung sowie den Aufbau einer neuen Existenz. (vgl. Mit der Ziehharmonika 2/1999, 3 f. und 3/1999, 34-39) Vielen von ihnen mag es ergangen sein wie Franks Protagonisten Konrad Holler, der sich erst im mitunter babylonisch anmutenden Idiom der Wiener zu verheddern droht und bald auch im Dickicht bizarrer Umgangsformen, skurriler Denkweisen und abstruser politischer Haltungen – denn (wie der Erzähler versichert) der Berliner Holler kennt „Wien noch nicht und die geschmeidige Art seiner Bewohner, viel zu versprechen und nichts zu halten“, die „urwiener Schlamperei: diese lockere Unlogik, diese zwecklose Umständlichkeit“, den „Matratzencharakter des Österreichertums, der instand setzt, Belastungen aller Art aufzufangen“, in „ein melodisches Hopsen zu verwandeln“ und sich damit alles ‚zu richten'“ (Frank 1998, 63, 65, 97). ‚Es sich zu richten‘ nicht nur in Beruf und Alltag, sondern auch im Staatspolitisch-Ideologischen: dazu befähigte, so träumen es sich Holler, Frank und mit ihnen wohl viele der Schutzsuchenden zurecht, neben konsequentem Anti-Nationalsozialismus womöglich auch der Wiener Schmäh, diese hier gängige und Außenstehenden unerklärliche hanswurstische Spielart ungreifbar-unangreifbarer, herausfordernd-zurückweichender Abgrundskomik. „Schmäh ist nicht Schwindel, Schmäh ist nicht Bluff, ein Schmäh ist gewiß nicht Hochstapelei. Er hat von alledem etwas“ (Frank 1998, 65).

Als eingeschworene ‚Schmähtandler‘ erzählen die Wiener einander beinahe inbrünstig Schmähs, ‚ziehen‘ einen Schmäh ‚ab‘, ‚reißen‘ Schmähs, ‚lassen‘ untereinander den Schmäh ?rennen‘. Schon seit Urzeiten, entnehmen Konrad Holler (und sein Autor Rudolf Frank) einem im Fluchtzug gelesenen Buch, (vgl. Frank 1960, 342) hätten es die Herrscher und Magnaten in diesem „Reich der Träumer“ mit dem Schmäh ‚gehalten‘, ihr Volk mit Schmäh beherrscht, aber auch vor Usurpatoren beschützt. Seinen Wurzeln nach, liest Holler, ist dieses Volk „im Donaubecken aus Mongolen, Kelten, Germanen, Slawen, Magyaren und vielen andern Substanzen gemischt“ worden und „glitt“ bislang „in nachtwandlerischer Sicherheit durch Jahrtausende […], noch in der Unterjochung sich behauptend, <sich aufrichtend gegen Hunnen, Türken, Ungarn, Tschechen, Preußen> […] Wird es sich retten auf seine alte geschmeidige Art: hinhaltend, <hinziehend>, hinauszögernd, liebenswürdig um alle Kanten biegend, Zuckerln austeilend, aber kein Brot, den Partner dupierend, den Sieger umschmeichelnd, mit Schmeicheleien ködernd und narrend?“ (Frank 1998, 62/Ts 55)

Warum sollten nicht auch die damaligen Spitzen des Staates die Taktik ihrer politischen Väter und Vorväter aufgreifen und ‚Schmäh führen‘, um listig und überlistend der nationalsozialistischen Barbarei im eigenen Land und den ständig dreister werdenden Begehrlichkeiten Hitlers zu begegnen, sie gleichsam mit einer Schmähmatratze aufzufangen? „Wird mir, sinnt Konrad über dem Buch, dies Land, diese Stadt eine Zuflucht sein? Oder ist dieses Land der Träumer selbst nur ein Traum?“ (Frank 1998, 62) Der Flüchtlingstraum vom Wiener Schmäh als kommunikationstaktischem Programm und Kernstück außenpolitischer Diplomatie hat sich spätestens 1938 ausgeträumt. Trotz zänkischer Doppelbödigkeit und streitlustiger Unergründlichkeit hat er nicht nur als Waffe gegen den äußeren und inneren Feind versagt, sondern sich immer stärker gegen die Flüchtlinge gewandt, die sich in ihm heimisch zu fühlen begonnen haben, denn der Schmäh ist über und vor allem „die effektvolle theatralische Lüge, Gefasel, das sehr reell tut, Aufschneiderei mit gutem Willen und einem Schuß Wahrheit gefärbt, ein Traum aus Selbstbetrug und Blague“ (Frank 1998, 65). Der Rückkehrerin Lili von Crailing aus dem Roman ist dies alles aus Kindertagen bekannt, und wie schon damals erregt es ihr Ekel und Grauen: Sie „atmet die Luft der Heimat, die stinkt wie ein verfurzter Kavalleriesattel“ (Frank 1998, 20).

Geschichte und Roman: Historische Innensichten. Wiener Theater und Kleinkunstbühnen

Der Theatermann Rudolf Frank gelangte in eine Stadt, die sich als Theatermetropole eines enormen Rufes erfreute – selbst noch 1936, als über den Theaterleitern, Regisseuren, Schauspielern und Kabarettisten bereits zwei Jahre lang das Damoklesschwert der Zensur und geforderten Selbstzensur hing. Leitlinien der austrofaschistischen Kulturförderung waren die „Achtung vor den Lehren des Christentums“ sowie die „Achtung vor dem wahren Deutschtum und vor der neuen Volksgemeinschaft“ (vgl. Haider-Pregler 1999, 101); exekutiert wurden sie von der 1934 als ‚Sanierungszentrale der Wiener Theater‘ gegründeten „Österreichischen Kunststelle“, die ihren Mitgliedern die Möglichkeit bot, stark verbilligte Karten für ‚förderungswürdig‘ erachtete Vorstellungen zu beziehen, und die durch ihre Monopolstellung auch ohne nominelle Befugnis als Zensurstelle wirkte: Die Abnahme von Kartenkontingenten wurde nämlich von der Vorlage der Textbücher noch vor Probebeginn abhängig gemacht. Oppositionelle Theatermacher, v. a. jene der Kleinbühnen und Kabaretts, suchten demzufolge die Zensur durch verdeckte Schreibweisen bzw. die Irreführung oder Übertölpelung der Zensoren zu umgehen. Mitunter durften sie sogar auf das stillschweigende Einverständnis eines halbgebildeten schmähführenden Zensors hoffen.

„Lili hat erreicht, wofür sie ein Jahr und drei Monate gegen allen Unglauben, Warnungen, ökonomische Schwierigkeiten gearbeitet hat: Das Theater der äußeren Bezirke steht. Mit einem Packen von Manuskripten und Büchern sitzt sie vor dem hellgelb lackierten Schreibtisch des Zensors im Rathaus. ‚Ich werd Ihnen doch nichts in den Weg legen‘, sagt der und ist so gemütlich wie sein Wiener Gesicht. […] ‚Natürlich dürfens net provozierend auftreten, das möchte i schon bitten, Gnädigste. Auch der Zug der Versöhnung, müssens bedenken, rollt vorläufig noch immer per ‚Achse‘. Woran hams denn als nächstes gedacht?‘ ‚An „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, gibt Lili an. ‚Warum net?‘ sagt der richtige Österreicher und entzündet den Strohhalm seiner Virginia. ‚Nur möchte ich Ihnen halt doch empfehlen, schreibens auf das Programm und die Ankündigungen net grad ?Heilige‘ drauf und ?Schlachthöfe‘, das paßt net zamm, schauns, so was irritiert die Herrn Geistlichen, und dann ruft der Herr Kardinal oder der Monsignore die Kunststelle an und die mich, und nachher ham wir beide Verdruß. Spielens das Stück unter dem Titel: „Die Jungfrau von Orléans“. Dann kräht kein Hahn danach. Kann Ihnen doch gleich sein, was das Kind für ein Namen hat, wenn’s Kind nur Ihr Kind is, net wahr?‘ Er zieht an seinem Tabakstengel, blättert in den Zensurexemplaren. ‚“Die Mutter“ findet er, ‚das is ein konzilianter Titel. „Mutterherz“ wär noch besser für Wien, das sag ich Ihnen als erfahrener Zensor. Und vor allem, Gnädigste: Spielens nur immer hübsch im Kostüm. Recht antik: Rokoko oder Barock oder Biedermeier. Immer zurückspielen! Sie ahnen ja net, wie beruhigend so Allonge- oder Rokokoperücken auf die maßgebenden Kreise wirken'“.

Frank 1998, 312 f.

Die Arbeitslosenrate unter den Schauspielern in Wien war in den 1930er Jahren äußerst hoch; dementsprechend verzweifelt und erbittert verliefen die Kämpfe um kollektivvertragliche Anstellungen. (vgl. Haider-Pregler 1999, 98) Für Emigranten aus Nazi-Deutschland hatten sich die Bedingungen für eine behördliche Beschäftigungsbewilligung namentlich durch die seit 1934 rigorose Handhabung des Inländerarbeiterschutzgesetzes verschärft. (vgl. Haider-Pregler 1999, 102) Zudem waren sie nicht selten dem Intrigen- und Denunziantentum von Kollegen ausgesetzt, „die sich ideologisch durchaus an die Politik des Ständestaates und später dann an jene der Nazis anpaßten oder sich sogar damit idenitfizierten.“ (Haider-Pregler 1999, 134)

„Reichsdeutsche, die aus der NS-Kammer ausgesperrt sind, dürfen an Wiener Bühnen nicht tätig sein. Konrad Holler ist aus der Nazikulturkammer ausgesperrt. In mehreren Fällen freilich hat die Wiener Behörde ein Auge zugedrückt. Im Fall Holler reißt [der österreichische Schauspieler] Ladewig es ihr auf. Wie käme, stänkert er los, Österreich dazu, einem Berliner Arbeit zu geben? Wo doch namhafte Regisseure von Niveau, Ludwig Ladewig zum Beispiel, unbeschäftigt herumlaufen oder mit minderen Rollen abgespeist werden. Dagegen empört sich sein Gerechtigkeitsgefühl als Mensch, als Österreicher, als Wiener und als Künstler. Die Wiener Verwaltung, die – wenn es sich bloß um das Leben eines Bundeskanzlers handelt – bekanntlich gemächlich arbeitet und erst nach vollendeter Tat zur Stelle ist (Engelbert Dollfuß ist an dieser Polizeipraxis gestorben, vgl. Jagschitz 1976, 96-103), funktioniert in dem weit unbedeutenderen Fall Holler mit unheimlicher Geschwindigkeit. Warum ist Konrad auch an der Kirche zu den neun Chören der Engel nur immer vorüber und nie zur Beichte hinein und nie im Schlagadercafé um das Kinn des zeitunglesenden Monsignore gegangen? Hat man ihm nicht angetragen, ihm die Verbindungstüren zum Kirchenfürsten zu öffnen, dessen Empfehlung in allen Anstellungs- und Konzessionsfragen entscheidend ist? Solche Beziehungen muß man pflegen wie Gummibäume. Da muß man hinterher sein. Jetzt hätte ihm der Unnützer [d.i. Kardinal Innitzer, s. u.] nützen können“.

Frank 1998, 172 f.

Die deutschen NS-Vertriebenen und österreichischen Remigranten suchten in der ungeheuer lebendigen, vielfältigen und vielfach miteinander vernetzten Kleinbühnen- und Kabarettszene Fuß zu fassen. (vgl. Haider-Pregler 1999, 104) Unter anderen bemühte sich Rudolf Frank, sie durch Neuorganisation der Bühnenarbeit sowie durch Popularisierung traditioneller Stücke dem Proletariat zu öffnen. Einem 1938 ausgefüllten Fragebogen ist zu entnehmen, dass er eine „Neue Volksbühne Wien“ (künstlerische Leitung: Rudolf Frank, Geschäftsführung: Oswald Fischer) gründen wollte. Gefördert von den Wiener Gewerkschaften und der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft“, sollten die Aufführungen in den Arbeitervierteln Ottakring, Favoriten und Floridsdorf stattfinden. (vgl. Busch 1986, 60)

März 1944: Im Austrian Centre werden der Kreis junger österreichischer Schriftsteller und eine Photo-Sektion im Austria Centre Paddington gegründet.

„Lili hätte große Lust, nach so langer Entbehrung wieder einmal ein menschenwürdiges Stück zu sehen. Oh, da solle sie erst einmal die Kleinkunstbühnen besuchen, sagt Richard. Österreichische Rückwanderer und deutsche Flüchtlinge haben sie aufgetan. Da riskiere man schon ein Tönchen, natürlich durch die Blume, aber das Publikum denke sich sein Teil.“

Frank 1998, 84

„Wien sei ein Dorf, erklärt er und empfiehlt den Besuch der Kleinkunstbühnen am Naschmarkt, Luegerplatz und dem einst sogenannten Freiheitsplatz. Da fände sich noch ein wenig Freiheit, eine Art Eselsfreiheit, darin seien die Herren in Wien großzügiger als die Humorlosen drüben. Vor dem Hanswurst hätten sie keine solch entsetzliche Angst hier. ‚Aber‘, dämpft er gleich wieder, ‚das gilt nur in der Innenstadt. In den Außenvierteln ist es beinah das Gleiche.“

Frank 1998, 102

1935 öffnete Jubals „Jüdisches Kulturtheater“, eine Emigrantenbühne, am Franz-Josefs-Kai 3 seine Pforten; Rudolf Frank richtete dafür Gutzkows ‚Uriel Acosta‘ und Ashley Dukes‘ ‚Jud Süß‘ nach dem Roman von Lion Feuchtwanger ein. (vgl. Frank 1960, 346 f., Teller 1982, 290 f. sowie Dalinger 1998, 113-122) 1937 gründete Jubal schließlich das „Moderne Theater“ am Schwarzenbergplatz, das mit anderen avantgardistisch orientierten Theatern des Auslands in Verbindung treten sollte. (vgl. Haider-Pregler 1999, 133) Trotz hochfliegender Pläne kam es, abgesehen von Lesungen, zu nur vier Premieren – die letzte davon fand am 18. Februar 1938 mit Gogols ‚Revisor‘ statt. Den Auftakt hatte knapp drei Monate zuvor das Anti-Kriegsstück ‚Feuer auf Tschapei‘ des bis heute unentschlüsselten Pseudonyms William Watt gebildet. (vgl. Haider-Pregler 1999, 133)

Das Stück spielt im „Palace-Hotel Majestic in Shanghai. Im Januar 1932.“ (Watt 1937, 1) Watt nahm den sechs Jahre zurückliegenden japanischen Angriffskrieg Japans gegen China mit seiner Beschießung der chinesischen Viertel Schanghais zum Anlass, um mit Kriegstreiberei, Rassismus und kapitalistischer Ausbeutung abzurechnen. Infolge der neuerlichen Besetzung Schanghais durch japanische Truppen im Jahre 1937 erlangte das Stück eine Aktualität und Brisanz, die nicht vorhersehbar gewesen waren und unter den pazifistischen Mitwirkenden wohl Entsetzen ausgelöst haben dürften.

„Der Schauspieler Egdal liegt auf dem Schlafsofa unter der schrägen Dachwand und liest das Drama von der Beschießung von Tschapei […] Es spricht ein Hoteldirektor, ein Barmixer antwortet. Es liegt etwas in der Luft … Ein Boy bringt ein Telegramm, sein Adressat ist abgereist. Was steht darin? Es liegt etwas in der Luft … Nicht nur der Barmixer, Boy und Hoteldirektor sind auf den Inhalt der Depesche neugierig. Auch Erwin möchte ihn endlich wissen. Es liegt mehr in der Luft als der Geruch von Alkohol, Schminke, Parfum und Haut, der aus der Hotelbar dringt. Die Gäste schwätzen, flirten, trinken, mixen Drinks und Spekulationen, eine verwitterte Lady verlangt nach der ‚Times‘, da steht zwar nichts Genaues drin, aber es liegt etwas in der Luft. Schon hat der englische Oberst Hotelzimmer requiriert, die Gäste ahnen noch nichts, aber im Telegramm steht es, der Direktor hat es geöffnet, der Barmixer organisiert Bomben- und Luftschutz und spricht: ‚Falls Sie es noch nicht wissen sollten, meine Herrschaften: Es ist nämlich Krieg.‘ Erwin befindet sich mitten im Krieg, den das kaiserlich imperialistische Japan gegen das friedliche Land der Mitte begonnen hat. […] Erwin liest weiter. Er denkt nicht mehr an Hertas festen und kühlen Körper. Er fühlt das Leiden der zerrissenen Kreatur. Der Schauspieler Egdal liest und liest bis zum Ende. Hinter den Schluß des letzten Aktes schreibt er: ‚Es wäre eine Schande, wenn dieses Stück nicht aufgeführt wird.‘ […] Aber das gute Stück tuts nicht allein, man braucht Geld dazu. Und wenn auch alle umsonst probieren, und das werden sie, sie sind es gewohnt, nicht einmal die großen umworbenen Bühnen zahlen für Proben, selbst in diesem Fall braucht es noch Geld für Saalmiete, Uniformen, Dekorationen, Werbung, Beleuchtung, Druck der Programme, Schallplatten, Massetten, Rollenausschreiben. […] Die Proben zum Chinastück haben seit einigen Tagen begonnen. […] Und [sie] sprechen mit Zuversicht vom Fortgang der Proben und fragen sich, welchen Erfolg ‚Die Beschießung der Tschapei‘ wohl haben würde. Die Weltgeschichte gibt ihrer Frage die vernichtende Antwort. Es ist nämlich in diesen Tagen die wirkliche Chinesenvorstadt Tschapei im Angesicht der europäischen Reservation von massierten Luftstreitkräften, schwerer Artillerie und Schiffsgeschützen in staubige blutige Moleküle zerschossen worden. […] Und da reden noch etliche aus der Kollegenschaft, das Stück sei zu kraß, man müsse es mildern; das könne dem Wiener Publikum nicht zugemutet werden.“

Frank 1998, 161-168

Unter den quasi staatstragenden Großtheatern war es v. a. das private „Theater in der Josefstadt“, das in Programmgestaltung wie Personalpolitik die in den Direktionen Max Reinhardt (eig. M. Goldmann, Baden bei Wien 1873-New York 1943; Direktion 1923-1926) und Otto Ludwig Preminger (Wischnitz 1906-New York 1986; Direktion 1928-1933) eingeschlagenen liberal-humanistischen Grundsätze weiterwalten zu lassen versuchte. Überdies setzte es starke Österreich-Akzente und spielte zu Toleranz und Pazifismus aufrufende Dramen. (vgl. Haider-Pregler 1999, 116)

Unter der Direktion von Ernst Lothar (eig. E. L. Müller, Brünn/Brno 1890-Wien 1974) fand zwischen 1935 und 1938 eine Reihe emigrierter Schauspieler Aufnahme, (vgl. Haider-Pregler 1999, 111 f.) unter ihnen auch der legendäre Mime Albert Bassermann (Mannheim 1867-Zürich 1952). Bassermann hatte Hitler-Deutschland nicht als politisch oder rassisch Verfolgter, sondern aus Solidarität mit seiner jüdischen Frau den Rücken gekehrt. Bassermanns Erklärung an das Präsidium der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger in Berlin, das u. a. im „Neuen Wiener Journal“ vom 4. Mai 1934 abgedruckt wurde, lautete:

„Anfang Juli vorigen Jahres habe ich nach Beendigung des Ufafilms ‚Ein gewisser Herr Gran‘ Berlin verlassen mit der Hoffnung, daß die Bestimmungen der deutschen Regierung bezüglich der Wirksamkeit unserer nichtarischen Kollegen (also auch meiner Frau) mit der Zeit sich abschwächen und zum großen Teil wieder aufgehoben würden […] bald darauf erschien ein neuer Erlaß des Propagandaministeriums, der leider eine Verschärfung der obgenannten Bestimmungen in Aussicht stellte.“ Als das Leipziger Schauspielhaus Bassermann bat, ein gemeinsam mit seiner Frau geplantes Gastspiel doch alleine zu absolvieren, lehnte er ab. „Meiner Frau Vorschlag, sich von mir scheiden zu lassen, um das Gastspiel zu ermöglichen, kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. Und Sie, meine Herren, und die deutsche Regierung müßten mich als traurigen Charakter einschätzen, wenn ich unter diesen Umständen nicht die Konsequenzen zöge. Ich melde hiedurch unseren Austritt aus der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger an und lege damit selbstverständlich auch meine Ehrenmitgliedschaft nieder.“

Bassermann zit. nach Haider-Pregler 1999, 115

Am 6. November 1936 fand im Theater in der Josefstadt die Premiere von Jean Giraudoux‘ 1935 uraufgeführtem Stück ‚La guerre de Troie n’aura pas lieu‘ in der Übersetzung von Annette Kolb und Berta Zuckerkandl statt. „Darstellerisch ein großer Abend der Josefstadt!“ lautete das wohlgefällige Resümee der „Wiener Zeitung“. (Holzer 1936, 9) Direktor Ernst Lothar hatte Regie geführt und Hautprollen u. a. an Else Bassermann (Hekuba), Adrienne Gessner (Kassandra), Attila Hörbiger (Hektor) und Hans Thimig (Ajax) vergeben.

Dem Stück ging ein von Friedrich Schreyvogl übertragener Einakter von Emmet Lavery (Poughkeepsie, N. Y. 1902 – 1986), ‚Monsignores große Stunde‘, (1935, u. d. T. „Monsignor’s Hour“) voraus, in der Albert Bassermann die Rolle des Papstes übernommen hatte. Giraudoux hatte sein zentrales Motiv – den unausgesetzt in Abrede gestellten, zugleich von allzu vielen vorangetriebenen und letztlich unabwendbaren trojanischen Krieg – auf Frankreich und Deutschland gemünzt. Dieser Krieg (und mit ihm jener, der bereits 1936 zu befürchten stand) wird als zwangsläufige Folge von Machtgelüsten, Borniertheit, Gewaltbereitschaft und männlichem Ehrgefasel entlarvt, gegen die alle Rhetorik, Drohungen und Friedenslisten der Hauptfigur Hektor nichts vermögen, denn (wie Andromache es formuliert):

„Beim Nahen des Krieges sondert sich ein neuartiger Schweiß von allen lebenden Wesen ab; alle Ereignisse überziehen sich mit einem neuen Lack: es ist die Lüge. Alle lügen. […] Auch die Empörung der Griechen [über den Raub der Helena] ist eine Lüge.“

Giraudoux 1961, 418

Im Theater in der Josefstadt hatte man sich statt einer wörtlichen Übersetzung für den außen- wie innenpolitisch höchst beziehungsreichen Titel „Es kommt nicht zum Krieg“ entschieden. Er ließ sich im Wien des Jahres 1936 als Wunsch- und Beschwörungsformel eines Staates verstehen, über den laufend massive Anschuldigungen, Drohungen und erpresserische Nötigungen aus Hitler-Deutschland hereinbrachen. Das Stück, vermerken die Rezensenten, behandle in antikem Gewand Themen „von brennender Aktualität“, (vgl. Reichspost vom 8.11. 1936, 2) stelle „Fragen, die uns alle tief berühren“, (Rieger in Neue Freie Presse vom 7.11. 1936, 8) und artikuliere „Vermutungen und Befürchtungen“, die „heute leider bereits wieder in der Luft zu liegen scheinen.“ (Rieger in Neue Freie Presse vom 8.11. 1936, 1)

Bereits einen Tag nach seiner Ankunft im Dezember 1936 drängte es Rudolf Frank – wie dann seine Hauptfigur Konrad Holler im Roman – in das Theater in der Josefstadt. Auf dem Programm standen Laverys „Monsignores große Stunde“ und Giraudoux‘ „Es kommt nicht zum Krieg“. „Rechts in der Loge“, vermerkt Frank in seinen Memoiren, saß Dr. Schuschnigg, der Kanzler des Österreichischen Bundes“.“ (Frank 1960, 343) Nach Ernst Lothar war Kurt Schuschnigg „wiederholt Zuschauer in der Bühnenloge der Josefstadt, meist auf einem Stuhl im Hintergrund, um jedes Auffallen zu vermeiden, dem er, auch darin österreichisch, abhold blieb.“ (Lothar 1961, 90) Konrad Holler wird von einer ehemaligen Kollegin ins Theater in der Josefstadt eingeladen:

„Das Stück, das er sehen soll, ist von Giraudoux. Ein zweites, das ihm vorausgeht, handelt von einem Monsignore im Vatikan.“ […] Es gibt nicht nur Gesinnungslumpen, gierige Nichtskönner, die Rivalen mit Justizmord aus dem Weg räumen. Es gibt – der Vorhang ist aufgegangen – noch den herrlichen Schauspieler Bassermann. Albert Bassermann, homo liberalis, homo ingenius, du lebst, redest <, sprichst Seele> in den unverfälschten Lauten deiner verfälschten Heimat! […] Rechts in der Loge, das hat man schon bei Beginn getuschelt, sitzt der Kanzler des österreichischen Bundes und lächelt sympathisch. Sehr gelegen kommt ihm das, wie hier auf der Bühne von Dichters und Schauspielers Gnaden der Heilige Vater als bester der Menschen verklärt wird, als homo liberalis, das paßt in den Kram seiner Politik. Konrad kennt das kurzsichtige Gesicht des Kanzlers aus Bildern und Wochenschau: ein Studentengesicht, seine Lehrer waren Jesuiten, sind es noch. Vieles und fleißig hat er bei ihnen studiert, sein Kopf ist voll von Erdkunde und Ultra-Montanindustrie, von Landes-, Meeres-, Kirchen- und Kunstgeschichte, Mathematik und Landesverteidigung, Rechtslehre, Poesie, Malerei, Musik und Katechismus. Nur das Proletariat hat er nicht durchgenommen. Das Wort ist ihm unbehaglich, schon seit seiner Leutnantszeit. Er sagt ‚Volk‘, noch lieber ‚christliches Volk‘, denn dieses ist eins mit ihm und mit der Schwerindustrie, dem Heer, dem Großgrundbesitz, der Verwaltung und gesegnet von Wiens Kirchenführer und Kardinal, ohne dessen Empfehlung kein Schornsteinfeger aufs Dach und kein Rechtsanwalt auf den Ministersessel gelangt. […] So wenig wie ‚das Proletariat‘ hat Kurt Schuschnigg im Jesuitenkolleg zu Feldkirch ‚den Menschen‘ gehabt. Wozu den Menschen? Er ist Kanzler im Lande der Träumer und träumt sich die Menschen seiner Umgebung nach seinem Bild: treue Gefolgsmänner, in ihrer Hut liegt das Land in Sicherheit und Ewigkeit, Amen. Und träumt den Traum von großer Monarchie <,siegreicher Diplomatie> und schwört auf Habsburgs Wahlspruch: Bella gerant alii, laß die andern Krieg führen, mein Österreich siegt mit weiblicher List und Anmut. Das hat er im Kloster gelernt: die urösterreichische Technik des Ostens: zu zögern, zu warten, viel zu versprechen und wenig zu halten. Wien- <Österreich> ist des Ostens vorgeschobenste Bastion. Er muß sie halten mit aller Kunst und ohne Blutvergießen. Bella gerant alii, nie wieder darf es bei uns zum Krieg kommen, und ?Es kommt nicht zum Krieg‘ ist der deutsche Titel des französischen Stücks, über dem nach der Pause der Vorhang aufgeht. […] Der macht es beinah wie ich, der Hektor, denkt Schuschnigg: und ganz die gleiche Situation… merkwürdig… Er will sein Troja, ich will mein Österreich, er will Frieden, ich will den Frieden, bloß die andern, die wollen ihn nicht: die Böotier. Schau, wie der Kanzler Hektor von Troja alles dransetzt, um diesen Böotiern ja keinen Vorwand zum Angriff zu bieten, da kann ich mir sogar noch ein Beispiel dran nehmen, wie der Held alle Kränkungen einsteckt, Rechts- und Grenzverletzungen still übersieht. Selbst die Ohrfeige – das ist ja allerhand – quittiert er mit überlegenem Lächeln. […] Das ist ein Stück, wie für ihn geschrieben, ein Lehrstück und Warnstück. Dieses Troja von Giraudoux, mit seiner alten Kultur und Musik und Bodenschätzen bis dorthinaus – das ist ganz mein Österreich. Was haben diese gerissenen brutalen Gauführer aus Theben, Lakedämonien, Kreta, Korinth, Oberbayern nicht alles getan: Frevel über Frevel: Eisenbahnen, Brücken, Telegrafenanlagen gesprengt, die Grenzen gesperrt, den Handel ruiniert, Pressevertreter verhaftet, im Rundfunk gehetzt, mit Steuerverweigerung, Raucherstreik, Wirtschaftsboykott den Bruderstaat kujoniert. Dollfuß haben sie umgebracht, das Land mit einem Netz von Naderern und Partisanen überzogen, mit Attentaten, Fememorden, Vertragsbrüchen ohne Zahl seine Souveränität mit Füßen getreten, seine Existenz als Staat ignoriert, und zugleich jede begangene Tat geleugnet, ihm selbst, gegen den sie gerichtet war, und seinen treuen Landschützern in die Schnürschuhe geschoben. […] Mais la guerre de Troyes [!] n’aura pas lieu, es kommt nicht zum Krieg. Und es kommt doch zum Krieg. Hektor fällt, und Kurt – […] Schuschnigg, Kurt, weißt du, was Hekuba ist? Ilion, Reinhardt, Giraudoux, Altenberg, Hofmannsthal, Grillparzer, Homer, Vergil sind den Böotiern Hekuba. Musterschüler, du denkst verkehrt: Du denkst ja wie ein homo liberalis! Hand auf das gestärkte Frackhemd: bist du denn einer? Warum hast du die Liberté deines Landes in blutige Klumpen geschossen? Du sagst, du wolltest keinen Krieg, kein Blutvergießen? Ist Proletarierblut kein Blut? Ist Bürgerkrieg kein Krieg? Denk richtig, Kurt! Du hast ein NS-Juniabkommen geschlossen und nicht an den fünfundzwanzigsten Juli, den Mordtag deines Vorgängers , gedacht. Was folgt daraus, Schüler von Stella Matutina? – NS-Vertrag kongruent NS-Verrat. NS-Freundschaft kongruent NS-Totschlag. Lerne das auswendig, Primus, sonst wirst du das Ziel deiner Klasse schwerlich erreichen.“

Frank 1998, 86-91/Ts 76-79; zu den historischen Anspielungen s.u.)

Die Textpassagen „Nur das Proletariat hat er nicht durchgenommen. Das Wort ist ihm unbehaglich, schon seit seiner Leutnantszeit. Er sagt <lieber> ‚Volk‘, noch lieber ‚christliches Volk‘, denn dieses ist eins mit <der Kirche, und die Kirche ist Gottseidank eins mit> ihm und mit der Schwerindustrie, dem Heer, dem Großgrundbesitz, der Verwaltung und gesegnet von Wiens Kirchenführer und Kardinal, ohne dessen Empfehlung kein Schornsteinfeger aufs Dach und kein Rechtsanwalt auf den Ministersessel gelangt. […] So wenig wie’das Proletariat‘ hat Kurt Schuschnigg im Jesuitenkolleg zu Feldkirch ‚den Menschen‘ gehabt. Wozu den Menschen?“ und „Wien – <Österreich> ist des Ostens vorgeschobenste Bastion. Er muß sie halten mit aller Kunst und <Technik und> ohne Blutvergießen.“ wurden im Typoskript handschriftlich gestrichen.

Hekuba: in der griechischen Mythologie Gattin des Priamos und Königin von Troja; hier im Sinn des geflügelten Wortes: „Was ist ihm Hekuba, was ist er ihr,/Daß er um sie soll weinen?“ (Aus Shakespeares „Hamlet“.)

In dieser Schlüsselpassage vom Theaterbesuch Konrad Hollers verdichten und verschränken sich Franks persönliche Erinnerungen an seinen ersten Tag in Wien, Informationen zur politischen Geschichte und zeitgenössischen Innenpolitik Österreichs, theater- und dramengeschichtliche Kenntnisse sowie psychographische Kommentare zu einem umfassenden Bild dessen, was Österreich 1936 innen- und außenpolitisch bestimmt und schließlich zu Fall bringen wird: Albert und Else Bassermann, NS-Flüchtlinge aus Deutschland, spielen auf einer staatstragenden österreichischen Bühne mit liberal-humanistischer Spielplanpolitik in zwei pazifistischen Stücken mit unmittelbaren Gegenwartsbezügen – beobachtet und belauscht von Bundeskanzler Schuschnigg, der alle Anspielungen nicht nur registriert, sondern deren Horizont reflektiert und identifikatorisch auslotet.

Hektor auf der Bühne will den Frieden, der Autor Giraudoux will ihn, Schuschnigg, die Bassermanns, Rudolf Frank und Konrad Holler wollen ihn – „bloß die andern, die wollen ihn nicht: die Böotier“ (Frank 1998, 89). Mit dem ‚Anschluss‘ entlarvten sich die Friedenshoffnungen der deutschen Flüchtlinge wie der österreichischen Patrioten, der Marxisten, Sozialisten wie der Katholiken und Christlichsozialen, von Rudolf Frank, Kurt Schuschnigg wie von Konrad Holler und Lili von Crailing als das, was sie von vornherein waren: als trügerische Wunschbilder, die man sich vom ‚Christlichen Ständestaat‘ gemacht hatte. Bei einer Wahlbeteiligung von 99 Prozent stimmten am 10. April 1938 99,73 Prozent der Österreicher/innen für die Vereinigung mit Hitler-Deutschland.

Geschichte und Roman: Historische Außensichten: Sozioökonomische Gegebenheiten, politische Strukturen, ideologische Legitimationsmuster

Hatte die Arbeitslosigkeit in Österreich Ende der 1920er Jahre durchschnittlich neun Prozent betragen, so stieg sie bis 1933 auf über 38 Prozent an und betraf über 700.000 Menschen. Bis 1933 war der Export auf 57 Prozent vom Stand des Jahres 1920 gesunken. Zugleich sank die monatliche Gehaltsumme in Wien zwischen 1929 und 1934 um 44 Prozent. (vgl. Maderthaner 1997, 154 f.)

„Das Wien, welches den beiden Verbündeten im Lauf der nächsten Wochen die Kraft und die Schillinge aussaugt, unterscheidet sich betrüblich von jenem, das Holler einst als Regisseur Schnitzlerscher Einakter seinem Publikum vorgespiegelt hat. Auf den Gassen und Kirchenplätzen sehen sie Bettler und Bettlerinnen den Vorübergehenden gefaltete Hände oder blasse Kinder entgegenstrecken. Manche knien auf dem kalten nassen Gehsteig.“

Frank 1998, 96

„Das Wien, welches den beiden Verbündeten im Lauf der nächsten Wochen die Kraft und die Schillinge aussaugt, unterscheidet sich betrüblich von jenem, das Holler einst als Regisseur Schnitzlerscher Einakter seinem Publikum vorgespiegelt hat. Auf den Gassen und Kirchenplätzen sehen sie Bettler und Bettlerinnen den Vorübergehenden gefaltete Hände oder blasse Kinder entgegenstrecken. Manche knien auf dem kalten nassen Gehsteig.“

Frank 1998, 96

Auf dem damit gedüngten Boden einer erbitterten und rebellischen Stimmung unter den verelendenden Massen gedeihen die Sympathien für die NSDAP, deren Anhängerschaft 1933 in Österreich etwa 20 bis 25 Prozent (in manchen Gemeinden aber bis zu 100 Prozent) betrug. (vgl. Jagschitz 1983, 28, 39 f.) Die Sympathisanten und Parteigänger rekrutierten sich aus kleinbürgerlich-mittelständischen Schichten (Bundes- und Landesbeamte – darunter v. a. Eisenbahner, Angehörige der Exekutive und Lehrer-, niedere Angestellte, Kleingewerbetreibende, Schriftsteller, Ärzte, Rechtsanwälte, Studenten) (vgl. ebenda, 26) und nach 1934 auch immer stärker aus der Arbeiterschaft. (Botz 1990, 29-48)

Sowohl vor als auch nach dem im Juni 1933 ausgesprochenen Verbot der NSDAP konnten sie auf die ideologische, finanzielle, organisatorische, taktische, strategische und paramilitärische Unterstützung aus dem ‚Reich‘ bauen – und nutzten sie auch für gewalttätige Übergriffe, eine Reihe von Terror- und Sprengstoffanschlägen (allein in der ersten Jännerwoche 1934 insgesamt 140) und schließlich im Juli 1934 für einen Putschversuch, in dessen Verlauf Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (Taxing, Niederösterreich 1892-Wien 1934) ermordet wurde und der auf seiten der Regierung 107 Tote, bei den Putschisten (einschließlich der Hingerichteten) 153 Tote forderte.

Den Beginn der autoritären ständestaatlichen Diktatur markierte die in Österreich über Jahrzehnte hinweg euphemistisch ‚Selbstausschaltung‘ genannte Ausschaltung des österreichischen Parlaments am 4. März 1933. Den wenn auch zufälligen, so der christlichsozialen Führung doch willkommenen Anlass für diesen „kalten Staatsstreich“ bot der Rücktritt aller drei Nationalratspräsidenten infolge einer turbulenten Auseinandersetzung um eine Stimmzettelvertauschung.

„Kalter Staatsstreich“: So die mittlerweile unter den Historikern getroffene Sprachregelung. (vgl. etwa Binder 1997, 210)

Mit Berufung auf diese vorgebliche ‚Selbstausschaltung‘ des Parlaments verhinderte der christlichsoziale Bundeskanzler Dollfuß ein Zusammentreten des Nationalrates und sah damit die Gelegenheit gekommen, seine Gegner auszuschalten und fortan nach ständestaatlichen, autoritären und zunehmend faschistischen Grundsätzen zu regieren. Seit März 1933 wurden unter ständigem Verfassungsbruch rund 300 Verordnungen aufgrund eines kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917 erlassen: Die Pressefreiheit und das Versammlungsrecht wurden eingeschränkt, die Rechtssprechung über politische Delikte der Polizei übertragen, der Republikanische Schutzbund (der sozialdemokratische Wehrverband) aufgelöst, die Kollektivverträge aufgehoben und die Löhne herabgesetzt, die Arbeitslosenunterstützung erheblich reduziert, ein Streikverbot für eine Reihe von Industriezweigen erlassen

Die ersten „Notverordnungen“ zur ?Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung‘ waren noch in gleichem Maße gegen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten gerichtet. 1933 wurden Anhaltelager errichtet, die beiden größten in Wöllersdorf und Kaisersteinbruch. Zunächst nur als Notarreste für sozialistische und nationalsozialistische Verwaltungshäftlinge gedacht, „wurden sie bald zum Instrumentarium der Rechtlosigkeit, denn die Anhaltung konnte auf unbestimmte Zeit verhängt werden, und für die Einweisung genügte der bloße Verdacht einer verbotenen Parteibetätigung.“ (Jagschitz 1976, 53)

„Mit Weinert und Brecht“, erklärt ein dubioser Sachse namens Schulz-Annaberg der engagierten Rezitatorin Lili, „kommen Sie nicht nach Floridsdorf, sondern ins Anhaltelager Wöllersdorf, Fräulein Crailing.“

Frank 1998, 102

Der austrofaschistische Staat ruhte konfessions-ideologisch auf den Säulen des staatskirchlichen Katholizismus, auf den er sich berief und der seinerseits in der autoritären christlichsozialen Politik von Engelbert Dollfuß und dessen Nachfolger Kurt Schuschnigg viele seiner Grundsätze verwirklicht sah. Fundamentalistische katholische Grundsätze waren dem Juristen Schuschnigg (Riva, Südtirol 1897-Mutters bei Innsbruck 1977) bereits im privaten Jesuiteninternat „Stella Matutina“ in Feldkirch, einer deutschnational-konfessionspolitischen Kaderschmiede, zur zweiten Natur geworden (vgl. Schuschnigg 1937, 35-39 und Frank 1998, 269-276) und blieben fortan argumentative Eckpfeiler seines Selbstverständnisses wie realpolitischen Kalküls: „Der Katholizismus in diesem Lande ist erdverwurzelt“, bekannte Schuschnigg beispielsweise 1934 in einer Rede im steirischen Wallfahrtsort Mariazell.

„Der Katholizismus in diesem Lande hat seit Menschengedenken immer und immer wieder betont, daß er seine weltanschauliche Bindung auch auf die Gestaltung der Gesellschaft überträgt, daß er daher für eine gerechte Neuordnung eintritt, und er hat sich daher bedingungslos hinter das Werk unseres unvergeßlichen Dr. Dollfuß gestellt.“

Schuschnigg 1935, 88

Dem katholischen österreichischen Klerus der 1920er und 1930er Jahre waren Berührungsängste mit der Politik fremd: Der Prälat und Professor für Moraltheologie Ignaz Seipel etwa (Wien 1876-Pernitz 1932) war 1921-1930 Obmann der Christlichsozialen Partei, 1920-1932 Mitglied des Nationalrates und 1922-1924 sowie 1926-1929 Bundeskanzler, suchte durch Stärkung der paramilitärisch-faschistischen Heimwehr die Sozialdemokratie zu bekämpfen und durch Bildung eines Bürgerblocks eine antimarxistische Einheitsfront zu bilden. Kurt Schuschnigg, der nach der Ermordung Dollfuß‘ die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, hielt sich zugute, „zu den bevorzugten Schülern des Meisters“ gezählt zu haben, der ihn „besonderen Vertrauens wert erachtet habe“. (vgl. Schuschnigg 1937, 75) Der Professor für Neutestamentliche Exegese, Erzbischof und Kardinal Theodor Innitzer (Neugeschrei bei Weipert 1875-Wien 1955) bekleidete 1929/30 das Amt des Sozialministers.

„Honderka, der […] an dem Entwurf einer Resolution gefeilt hat, hebt den breiten Kopf: „Ihr kennt den Schuschnigg nicht, Kinder, ich kenne ihn. Nach dem Gesetz, nach dem einer angetreten ist, muß er marschieren, da hilft alles nichts. Der Mann hat persönlichen Mut, aber politische Angst. Er fürchtet die klassenbewußten Arbeiter selbst dann, wenn sie ihm helfen. Bei allem denkt er: Was wird der Mussolini dazu sagen? Was wird der Hitler dazu sagen? Was wird Innitzer dazu sagen? Was hätten Seipel und Dollfuß dazu gesagt?“

Frank 1998, 301

„Ja, dieser Kirchenfürst, dem die spitzen Zungen der Wiener den Spitznamen ‚Kardinal Unnützer‘ angesteckt haben, dürfte wohl etwas darum geben, wenn er ausschauen könnte wie Albert Bassermann: so geistig hoch <, so überirdisch>. ?Unnützer‘ hat abstehende Ohren und einen sehr irdischen Spießerblick, der vertraulich auf seinen Vorteil schaut. Doch davon merkt sein Zögling und Kanzler nichts.“

Frank 1998, 88/Ts 77

Um eine Anstellung zu erhalten im Wien der damaligen Zeit, leisten Interventionen bei kirchlichen Stellen und gar beim Kardinal gute Dienste:

„Denn die Empfehlung des Kirchenfürsten sei in allen Anstellungsfragen entscheidend, mochte es sich dabei um den Posten eines Straßenkehrers oder Außenministers handeln: Eher gäbe es in Österreich weder auswärtige Politik noch Straßenreinigung, als daß ein dem Kardinal Mißliebiger zu Amt oder Arbeit gelangte. Herr Holler sei hoffentlich katholisch -, oh, das sei ein gewaltiges Plus. Herr Holler kenne eben die Wiener Verhältnisse nicht. Doch. Solche Verhältnisse kennt Herr Holler; es sind die Verhältnisse der Metternichzeit, des alten Polizeistaats. Er sieht: Urösterreich von einst ist wieder hübsch obenauf und die Weltgeschichte tüchtig im Rückfall.“

Frank 1998, 74/Ts 63

Die austrofaschistische Österreich-Ideologie, deren zentrales Legitimationsmuster auf die Schaffung einer ’neuösterreichischen‘ Identität gegen das Dritte Reich und dessen Anschlussgelüste abzielte, (vgl. Maderthaner 1997, 165) basierte auf dem Bekenntnis zum christlich-katholischen Deutschtum Österreichs, auf Korporatismus, Großstadtfeindlichkeit und Agrarromantik, war antiliberal, antiparlamentarisch und antimarxistisch, huldigte Großraum- und Autarkievorstellungen, einer organizistisch-biologistischen Volksgemeinschafts- und Volkstumsideologie zum Zweck der ideellen Harmonisierung der bestehenden gesellschaftlichen Interessensgegensätze und der davon ablenkenden Konstruktion von Feindbildern, weiters (explizit) einer auf der deutschösterreichischen Reichsgeschichte mit den Leitbildern Maria Theresia, dem Grafen Starhemberg und Prinz Eugen gründenden Reichsmystik und (implizit) einem eher kulturell-religiös denn rassistisch geprägten Antisemitismus. (vgl. Staudinger 1988, 287-316) Unter den Regierenden wie auch in der Bevölkerung trug der Antisemitismus vielfach voluntaristische Züge, vergleichbar etwa der vom ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger ausgegebenen Devise: „Wer Jude ist, bestimme ich.“

„‚Wenn sichs in Wien drum handelt, daß was geschieht‘, hatte der alte Graf Stürgkh, der Ministerpräsident der österreichischen Monarchie , einmal […] gesagt […]: ‚Wenn in Wien Not am Mann ist, holt man am besten einen Juden. Ich bin ein de-zi-dierter An-ti-se-mit‘, hatte der dezidierte Kriegsfreund nasal und gelassen betont […] ‚Und wenn ich einen leichten Schnupfen hab, laß ich einen christlichen Doktor kommen. Aber wenn mir was Ernstliches fehlt, hol ich doch den Bondi. Wenns drauf ankommt, braucht man in Wien ein‘ Juden.“ (Frank 1998, 132/Ts 123) Ähnlich geht es im Hause der Familie von Lili Crailing zu: „Antisemiten sa‘ mer eh, betonte der Alte, dazu brauchten wir net noch an Pülcher aus Braunau.“ Vom Bruder, einem Nazi, wird Lili der Verkehr mit „Juden“ vorgeworfen. „‚Wenn ich so jüdisch ausschauen würde wie du‘, grollt Lili, ‚wär ich ganz still. […] Das kann jeder Schwachkopf: auf Juden schimpfen und dazu koschere Topfenstrudel von Neumann essen, so was geniert euch anscheinend nicht.'“ (Frank 1998, 148, 150) Der ewig betrunkene und krakeelende Schaderer-Poldi, ein „Wiener Prototyp“, bekennender „Luegeranhänger“ und „alter christlichsozialer Antisemit“ (Frank 1998, 118), kann die antisemitische Rage nach dem ‚Anschluß‘ nicht fassen: „‚Schlaganfallartig hams den Verkehr gelähmt, schlaganfallartig machens die Geschäfte kaputt, kan Jud verkauft mehr was […] Das is do kan Antisemitismus, i bin a gelernter Antisemit, aber was die da treibn, das sag i Eana als alter Luegermann, däs is kan Antisemitismus, der Antisemitismus, der hat eine uralte Kuldur, a Büldung hat er, wo bleibt denn hier die Büldung? Geht so a siebzigjähriger Jude, a Uhrmacher, über die Taborstraßn und denkt an nix, höchstens an Uhren […] also, was soll ich Ihnen sagen, da sans mit dem Uhrmacher im Café Nestroy, da hat er müassen die Scheiben reiben im Café Nestroy, daß nur die Hallodris draußen es sehn […] ich hab ihn doch kennt, er heißt Hirsch, und wie er dann fertig war im Nestroy und die Scheiben waren blank, also tadellos wie noch nie in dem Lokal, da hams ihm den Spucknapf hingestellt aufn Tisch: ‚Saujud, den trinkst jetzt aus, Befehl!‘ Und ham gschlagen, den Uhrmacher, der war wie a Leich, ärger. I bitt Sie, is das an Antisemitismus? – Wenn das Antisemitismus is, dann wird i Semit, da steign einem ja die Grausbirnen auf. Drei Cognac, Haushofer!'“

Frank 1998, 328 f.

Es „war das letzte Mal in Spanien“, notiert Stefan Zweig in seine Autobiographie ‚Die Welt von Gestern‘, „daß sich in Europa die Demokratie gegen den Faschismus wehrte“; nun wurde man Zeuge „des Entscheidungskampfes und damit des Selbstmords der österreichischen Unabhängigkeit.“ (Zweig 1996, 435) Gemeint ist der bürgerkriegs-ähnliche Februaraufstand, bei dem sozialdemokratische Arbeiter versuchten, den Vormarsch des autoritär-faschistischen Ständestaats mit Waffengewalt aufzuhalten. Ausgelöst hatten die blutigen Zusammenstöße planmäßige Razzien der faschistischen paramilitärischen Heimwehr in sozialdemokratischen Parteiheimen. Die Heimwehren bildeten einen Staat im Staate, hatten 1934 Innsbruck besetzt und waren auch in anderen Landeshauptstädten eingerückt; es schien sich nach italienischem Vorbild ein „Marsch auf Wien“ abzuzeichnen. Als Polizeieinheiten am 12. Februar das Linzer Arbeiterheim im Hotel Schiff umzingelten und auf der Suche nach Waffen gewaltsam eindrangen, antwortete der Republikanische Schutzbund mit Schüssen. Der sich schnell entwickelnde Kampf sprang auf Industiegebiete in Oberösterreich, der Steiermark und Tirol über. In Wien rief das Exekutivkomitee des sozialdemokratischen Parteivorstandes den Generalstreik aus und ordnete die Mobilisierung des Schutzbundes an. Die Arbeiter der Wiener Elektrizitätswerke gaben das Zeichen zum Generalstreik, indem sie den Strom lahmlegten. In ganz Wien erloschen die elektrischen Lampen; so auch im Stephansdom, wohin sich gerade die Regierung, darunter Dollfuß und Schuschnigg, zur Feier eines Festgottesdienstes begeben hatte. (vgl. auch Schuschnigg 1937, 235 f.)

„Er [Schuschnigg] denkt an jenen zwölften im Feber […], da er am Morgen dem Dank-Tedeum in St. Stefan beigewohnt hatte. Denn der zwölfte Feber ist für die Kirche der Krönungsgedenktag des heiligen Vaters, die ganze Bundesregierung befand sich im Dom. Die Papsthymne hub ab – und da erloschen mit einmal in der ganzen weiten Kathedrale die Lichter. Es streikten die Arbeiter im Elektrizitätswerk.“

Frank 1998, 289

Doch der Generalstreik kommt nicht zustande, den sozialdemokratischen Aufständischen mangelt es an Führung und einem einheitlichen taktisch-strategischen Konzept; die übermächtige Exekutive geht indessen gezielt gegen die von Schutzbündlern besetzten Arbeiterheime und Gemeindebauten in den Wiener Vororten vor. Vom Heer werden schließlich schwere Artillerie und Haubitzen, Panzerzüge und Flugzeuge eingesetzt, mit denen man u. a. die heftig umkämpften Wiener ‚Höfe‘ (Arbeiterbauten des ‚Roten Wien‘) niederzwingt – u. a. den Karl-Marx-Hof, den Reumannhof, den Schlingerhof, den Goethehof und den Sandleitnerhof. Nach dem Zusammenbruch des Aufstandes wurden mehrere Dutzend standgerichtliche Todesurteile ausgesprochen, doch infolge massiver internationaler Proteste nur acht vollstreckt. Die größte Empörung im In- und Ausland lösten die Aburteilung von Karl Münichreiter (Wien 1891- 1934) aus, den man, an zwei Stellen schwer verwundet, auf einer Tragbahre in den Gerichtsaal brachte, innerhalb einer Stunde zum Tode verurteilte und drei Stunden später henkte, sowie der Justizmord am ehemaligen sozialdemokratischen Landtags- und Nationalratsabgeordnete Koloman Wallisch (Lugosch/Lugoj 1889-Leoben 1934), den man ohne Anhörung von Zeugen und auf den bloßen Verdacht hin, ‚irgendwie‘ führend an den Kampfhandlungen beteiligt gewesen zu sein, aburteilte und am 19. Februar in Leoben hinrichtete. Kurt Schuschnigg, damals Justizminister, rechtfertigte die Hinrichtungen mit Verweis auf das dringend nötige abschreckende Beispiel. (vgl. Maderthaner 1997, 186 und Neck 1986, 303-315)

„Die Donau fließt nicht über den Opernring. Sie fließt durch die Arbeitervorstadt Floridsdorf, deren Namen im Februar 1934 in die Welt ging, weil dort die Regierung des Ständestaates Österreich mit Kanonen in die Wohnungen und Leiber der österreichischen Arbeiter und Arbeiterinnen schoß.“ (Frank 1998, 73) „‚Der zwölfte Feber hat begonnen. Vor drei Jahren an diesem Tag haben sie unser Karl-Marx-Haus [!] beschossen.‘ ‚Vor drei Jahren an diesem Tag‘, sagt Riedel, ‚haben sie den Münni[ch]reiter von Hietzing, der schwer verwundet war, auf einer Tragbahre zum Galgen geschleppt, und seine Frau war dabei.‘ ‚Vor drei Jahren an diesem Tag‘, sagt Raesch, ‚hat hinter der Reichsbrücke bei Kagran ein Geschützführer der Regierungstruppen, ein Arbeitersohn, den Geschützschwanz herumgeworfen, er konnte vor Wut nicht mehr an sich halten und hat in die eigene Mordtruppe geschossen.‘ ‚Vor drei Jahren haben sie den Koloman Wallisch durch das Eisgebirge gehetzt, gefangen und an den Galgen gehängt‘, sagt Satory, ‚und den Svoboda, den Bulgari, den Rauschenberger und den Ahrer und den Stanek und ihre Leichen dann eingescharrt in dem Massengrab, das die Stadtverwaltung ihnen am Rand des Zentralfriedhofs zuwies.'“

Frank 1998, 134 f./Ts 125

Das zwischen Hitler und Schuschnigg getroffene Juli-Abkommen sollte eine Art Nichteinmischungspakt darstellen und anerkannte die Selbstständigkeit Österreichs. Zu diesem Dokument kam allerdings ein euphemistisch „Gentlemen-Agreement“ bezeichnetes Geheimabkommen, in dem u. a. einer Amnestie für Nationalsozialisten mit Ausnahme der schwersten Fälle zugestimmt und der Kanzler verpflichtet wurde, mindestens zwei Vertreter der ’nationalen Opposition‘ in die Regierung aufzunehmen. „So gesehen, war es ein Richtlinienpapier für das trojanische Pferd in Österreich.“ (Binder 1997, 221)

„Hat er nicht alles getan,“ so der Kanzler im inneren Dialog mit Luzifer, „um die maßlosen Ansprüche des Nachbarreiches zufriedenzustellen? Ist er nicht mit wahrer Engelsgeduld ihren vernunftlosen Argumenten begegnet, hat das zweideutige Abkommen des vorigen Jahres unterzeichnet, stillschweigend und zähneknirschend das Treiben der einheimischen NS-Agenten übersehen, alles zu ihrer Befriedung getan? […] Wie dem auch sei, denkt er wartend, Österreich muß bleiben, sein Stern geht nicht unter.“

Frank 1998, 270 f./Ts 247 f.

Im Berghof auf dem Obersalzberg kommt es am 12. Februar 1938 zu einer Begegnung zwischen Adolf Hitler und Kurt Schuschnigg. Für den Bundeskanzler, der eine Garantie für die österreichische Selbstständigkeit erreichen möchte, wird das Treffen zum Fanal. Unter der Drohung, in Österreich einzumarschieren, und unter für Schuschnigg auch persönlich entwürdigenden Bedingungen (vgl. Schuschnigg 1978, 38-44, 48-51) erpresst Hitler die Unterzeichnung eines bereits vorweg ausformulierten Abkommens, dessen Ergebnisse einer Kapitulation gleichkamen. „Verhandelt wird nicht“, hatte Hitler erklärt, „ich ändere keinen Beistrich. Sie haben entweder zu unterschreiben, oder alles Weitere ist zwecklos“. (vgl. ebenda, 48) Dekretiert wurden „1. die außenpolitische Absprache- und Koordinationsverpflichtung, 2. die Übernahme des österreichischen Sicherheitswesens durch den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart, 3. die freie Betätigung der NSDAP innerhalb der Vaterländischen Front, 4. die Amnestie für alle Nationalsozialisten, 5. die Enthebung des Generalstabchefs des österreichischen Bundesheeres, Feldmarschalleutnants Jansa, 6. der Austausch von Offizieren bis zu jeweils 50 Mann sowie eine enge Kontaktpflege zwischen Bundesheer und Wehrmacht, und 7. die Intensivierung der wirtschaftlichen Kooperation.“ (Binder 1997, 230 f.) Der Bundeskanzler erreicht eine Gnadenfrist von drei Tagen durch den Hinweis, dass verfassungsrechtlich der Bundespräsident zustimmen muss.

„Er [Schuschnigg] denkt an jenen zwölften im Feber […], da er am Morgen dem Dank-Tedeum in St. Stefan beigewohnt hatte. Denn der zwölfte Feber ist für die Kirche der Krönungsgedenktag des heiligen Vaters, die ganze Bundesregierung befand sich im Dom. Die Papsthymne hub ab – und da erloschen mit einmal in der ganzen weiten Kathedrale die Lichter. Es streikten die Arbeiter im Elektrizitätswerk.“

Frank 1998, 289

„Aussprache? Ist das Aussprache? Ist das überhaupt eine Sprache, was da gegen Kurts Ohr dringt? Daß er fürs erste nicht zu Wort kommen werde, hat er sich gedacht, des Führers Redseligkeit ist bekannt. […] Er muß sich anhören, wie der Schnaubende seine, des Bundeskanzlers Kurt von Schuschniggs, Legalität bestreitet, die von allen Regierungen der Welt und in feierlichen Abkommen auch von dem reichsdeutschen Oberhaupt anerkannt ist. […] Aber da gibt es keine Debatte […] Schon kommt er sich nicht mehr wie ein Gesprächs- oder Verhandlungspartner vor – so fühlt sich eher ein Irrenwärter, der, aus Versehen mit einem Tobsüchtigen in die gleiche Zelle gesperrt, ausharren muß. […] Binnen drei Tagen: Wenn bis dahin nicht die Befehle des Führers erfüllt sind, lautet das Ultimatum, fallen die Bomben herab auf das Brudervolk. Kurt sieht sie fallen. Bomben auf Sankt Stefan, Sankt Peter, Sankt Michael, Sankt Marx, auf Augustiner, Kapuziner, Minoriten. Bomben auf Maria am Gestade und die neun Chöre der Engel Gottes und das Haus der Vaterländischen Front. Denkt etwa einer, es würden NS-Bomber die Hofburg verschonen, das Belvedere? […] Und Kurt schweigt noch immer. […] Plötzlich steht der mit der fettigen Locke auf, sagt: ‚Ich lasse Sie jetzt einen Augenblick allein – Herr Schuschnigg.‘ Und geht. Betäubt steht Kurt, der sich zugleich mit dem Kollegen erhoben hat, am Tisch. Wie im Traum tritt er an das endlose Fenster. […] Er sieht zu dem Fenster hinaus und hinab in die Tiefe. Die Diktatur der Schurkerei, des methodischen Wahnsinns! denkt er und findet das Wort nicht mehr zu stark […] Nie, noch nie in der Weltgeschichte hat ein Regierungschef den Regierungschef einer befreundeten Macht, der Gastgeber den Gast derart traktiert. Es beweist von Schuschniggs geistige[r] Selbstzucht und tapfre[r] Kultur, daß er danach noch imstande ist, ganz Österreicher zu sein, <überlegen,> zäh und verbindlich Punkt für Punkt des NS-Ultimatums durchzusprechen, Einwände und Gegenvorschläge in unangreifbarer Form vorzubringen. […] Es ist eine diplomatische Meisterleistung, ein psychiatrisch-klinisches Glanzstück, was da der Doktor zuwege bringt. Einen Metternich hätte diese behandelnde Verhandlung charmiert, Talleyrand hätte den Hut davor abgezogen, Schrenk-Notzing ihm gratuliert. Ein Hitler kann nur bellen und widerbellen. […] Das Ultimatum soll verheimlicht und Reden sollen gehalten werden. Nach dem ungebildeten Führer soll der gebildete Kanzler zu den Völkern Deutschlands und Österreichs sprechen. […] Doch zugleich überlistet er auf diese listenreiche Weise sich selbst. Er schaltet damit die Helfer aus, die er noch hat: Arbeiter, Bauern, Soldaten des bedrohten Österreichs […] Er nimmt sich seine beste Waffe und letzte Parole. Elf Stunden hat das von Papen so genannte Plauderstündchen gewährt. Ein Wagen bringt den Erschöpften über die Grenze und zurück zu seinem Gefolge […] Die Worte: ‚ich habe elf Stunden mit einem Irren verbracht‘ sind das erste, was sie von dem Zurückgekehrten vernehmen. Dann sinkt er zusammen.“

Frank 1998, 291-296/Ts 266-270

Trotz der Geheimhaltungsvereinbarung sprechen sich Verlauf und Ergebnisse der Absprache selbst unter den Gegnern Schuschniggs in Windeseile herum, wie der „Roten Fahne“, dem Zentralorgan der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs, zu entnehmen ist. Vor die Wahl gestellt zwischen zwei Faschismen, dem nationalsozialistischen und ständestaatlich-klerikalen, stehen nun viele Kommunisten, Revolutionäre Sozialisten und Sozialdemokraten dem verhassten Bundeskanzler zur Seite und suchen den Kontakt mit der Regierung und der Vaterländischen Front.

„Kaum war die Reise Schuschniggs nach Berchtesgaden bekanntgeworden, als auch schon die ersten Betriebe spontan bei Arbeitsunterbrechung zu Versammlungen oder zwanglosen Diskussionen zusammentraten. Deputationen wurden zum Gewerkschaftsbund, zur Vaterländischen Front, zur Regierung usw. entsandt. […] In vielen Bezirken, so in Floridsdorf, Simmering, Ottakring und anderen, formierten sich die Arbeiter einzelner Betriebe zu Demonstrationszügen und zogen durch die Strassen ihres Bezirkes, immer wieder Losungen ausrufend, die die Entfernung der Nazis aus der Regierung, die Entfernung Seyss-Inquarts forderten. Auch der Wiener Humor machte sich in den Losungen geltend. Man hörte solche Rufe wie: ‚Tatarrata, nieda mit die Hakinga!‘ oder: ‚Butter statt Kanonen, keinen Hering vom Göring!‘. Seyss-Inquart wurde rasch in Sch…-Inquart umgetauft. In Wien waren die Nazis rasch von der Strasse verdrängt. […] Die Losungen, die vor dem Februar 1934 bei Arbeiterdemonstrationen gehört wurden, konnte man vielfach jetzt wieder hören, nur dass der Ruf: ‚Gegen Hitlers Drittes Reich, für ein freies Österreich!‘ nicht nur von Arbeitern, Kommunisten und Sozialisten ausgerufen und mit Beifall begleitet wurde, sondern auch von vielen Leuten, die nicht zur Arbeiterschaft zählen und dem katholischen Lager angehören. […] Solche Aktionen wurden fast immer von Katholiken, Kommunisten, SAG-Leuten, VF-Funktionären, Sportlern, Jugendlichen aus der Staatsjugend und aus den katholischen Verbänden gemeinsam gemacht.“

Die Rote Fahne 3/1938; zit. nach DÖW 1975, 303-305

Als Antwort auf die bedrohend-erpresserische Rede Hitlers vor dem Reichstag hält der österreichische Bundeskanzler am 24. Februar vor dem Bundesrat eine vom Rundfunk übertragene Gegenrede. Sie „gipfelte“ (wie Schuschnigg selber es formuliert) „in drei scharf unterstrichenen Sentenzen“:

„1) Oesterreich begrüßt den deutschen Frieden und ist gewillt, ihn unter allen Umständen zu halten. 2) Die Grenzen unserer Möglichkeiten sind in den Abkommen vom Juli 1936 und von Berchtesgaden gezogen; daher mit deutlicher Unterstreichung an die innerpolitische Adresse: – ‚Bis hierher und nicht weiter!‘ 3) Oesterreich ist lebensfähig und zum Leben gewillt. Freiwillig wird es nie abdizieren. Unsere Parole bleibt: ‚Rot-weiß-rot bis zum Tod!‘ Damit waren die Würfel gefallen.“

Schuschnigg 1978, 57

„Kaliban bleibt Kaliban. Hitler bleibt Hitler. Am folgenden Mittwoch im Feber hört Kaliban die Gegenrede des Kanzlers Doktor von Schuschnigg, bleich vor Wut, höhnisch auflachend, tobend: ‚Der Lump! Das soll er mir büßen! Das Maul soll er halten‘, brüllt mit Kalibanstimme im Palais zu Berlin Reichskanzler Hitler seinen Lautsprecher an: ‚Maul halten!‘ Aber der Schuschnigg im Wiener Bundesrat, in dem man zu ahnen beginnt, was Freiheit heißt, redet weiter und weiter, von Beifall umbrandet. Dem Herrn des Dritten Reichs, dem Meister des Bierbankgebrülls, verschlägt es den Atem. […] Die Stimme des Österreichers ist warm und blüht – so würde sein Land blühen, wenn es frei wäre von fremdem Druck und Verrat. Wie ein umsichtiger Arzt spricht Doktor Schuschnigg, erkennt den braunen Tumor und die Notwendigkeit, ihn zu beseitigen. Dann kannst du ewig leben, spricht er zu Mutter Austria, seiner Patientin; du hast eine gesunde Natur, Mutter. […] Die Ätherwellen kuschen nicht. Selbst ungreifbar sind sie den Ungreifbaren gut. Gekuschte Arier, die Rede des aufrechten Österreichers vernehmend, atmen bessere Luft. […] ‚Raus auf die Gassen‘, ruft es in allen Bezirken, als mit dem ‚Rotweißrot bis zum Tod‘ die Kanzlerrede endet.“

Frank 1998, 30 -308/Ts 279 f.

Überwältigender noch als nach dem Berchtesgadener Abkommen fällt die Reaktion auf diesen Appell aus: „Auf der Wiener Ringstraße jubelte eine zehntausendköpfige Menge“, erinnerte sich Schuschnigg (1978, 57), und der Redakteur der „Roten Fahne“ sprach gar von Hunderttausenden:

„In Wien haben die Gegenaktionen der Bevölkerung am Tage der Rede Schuschniggs und am vorangegangenen Tage ihren Höhepunkt erreicht. Auf verschiedenen Plätzen Wiens waren am Abend Hunderttausende Menschen versammelt, um gegen den Nazi-Faschismus und für die Unabhängigkeit und Freiheit Oesterreichs zu demonstrieren. […] Losungen: Für die Einheitsfront gegen Hitler; für die Volksfront, gegen die Gleichschaltung, weg mit Seyss-Inquart, nieder mit dem Hakenkreuz; für ein freies, unabhängiges Oesterreich […] Die Nazis selbst waren in Wien am 24. Februar und den Tagen vor- und nachher wenig zu sehen. […] Nicht nur im Zentrum der Stadt wurde am Abend der Schuschnigg-Rede demonstriert, sondern auch in den Aussenbezirken, besonders in den Arbeiterbezirken, wie in Favoriten, Ottakring, Hernals, Brigittenau und Floridsdorf. Ueberall herrschte absolute Einheit unter den Demonstranten, die sich aus kommunistischen und sozialistischen Arbeitern, aus Mitgliedern katholischer Vereine, Funktionären der SAG, Gewerkschaftsmitgliedern, Sportlern usw. zusammensetzten.“

zit. nach DÖW 1975, 303-305

„Nach vier Jahren der Lethargie springt endlich wieder Mut durch das Land. Das tausendjährige Monstrum Austria schwimmt und bäumt sich auf, trunken vor Lebenslust. Keiner der Siedler auf seinem Rücken, keiner der Geiger und Tänzer, der Ackerbauer[n] und Arbeiter will an seinen Untergang glauben. […] Und viele Züge formieren sich. Alles marschiert mit. Sehr viele tragen das rotweißrote Band der alten Farben von Österreich, das zum Zeichen geworden ist einer VF, die die vaterländische und Volkes Front in sich einschließt.“

Frank 1998, 300, 308

Vertrauensmänner der Wiener Arbeiterschaft, darunter zahlreiche Sozialdemokraten, hatten bereits eine Woche vor der Rede des Bundeskanzlers beschlossen, Schuschnigg in seinen Bemühungen um die Eigenstaatlichkeit Österreichs zur Seite zu stehen. (Schuschnigg 1978, 60)

„Da ist klar: Man muß dem Schuschnigg den Rücken stärken. Man muß den Zwangsgewerkschaften den Rücken stärken. […] Und Lili und Konrad […] und tausend andere laufen durch Betriebe und Häuser und sammeln Unterschriften: Unterschriften zu einem Aufruf, der ein freies, unabhängiges Österreich fordert. Sie dringen ein in die Amtsstuben, in Fabriken, Geschäfte, Büros, in die Theater, Kabaretts, Kinos, Restaurants, Hotels <,Vergnügungsstätten, auf den Arbeitsmarkt> und Arbeitslosenstellen, in die Suppenküchen, die Wohlfahrtsämter, ins Arsenal, auf die Bahnhöfe. Aus allen Ländern des österreichischen Bundes kommen die Unterschriften nach Wien. Lili geht in die Kasernen. ‚Wollen Sie, bitte, hier unterschreiben!‘ sagt die Tochter aus alter Soldatenfamilie dem Bataillonskommandanten, der sie empfängt. Dieser, ausbiegend, liebenswürdig ausweichend: ‚Gewiß, an sich recht gern, Gnädigste, nur wissens: Das österreichische Bundesheer ist halt unpolitisch.‘ ‚Das österreichische Heer ist österreichisch‘, sagt Lili heiß: ‚Wenn es kein Österreich mehr gibt, dann gibt es auch kein österreichisches Heer .‘ Da ham Sie wieder recht‘, räumt der Kommandant ein, gibt seine Unterschrift und die Erlaubnis, daß Lili weiter in der Kaserne sammeln dürfe. Sie bleibt den ganzen Tag und sammelt herzhaft, nicht nur die Unterschriften, sondern auch Menschen“.

Frank 1998, 299 f./Ts 272 f.

Doch erst am 3. März empfängt Schuschnigg eine zwanzig Mann starke Delegation der illegalen Gewerkschaften, die dem Kanzler die Unterstützung im Kampf gegen Hitler und den Nationalsozialismus zusagen.

„Um mich der Haltung und Einstellung möglichst aller Bevölkerungsschichten zu vergewissern,“ vermerkt Schuschnigg, „bat ich u. a. eine stärkere Abordnung von kommunistischen und sozialdemokratischen Vertrauensmännern aus den Wiener Großbetrieben zu mir ins Kanzleramt und hatte mit ihnen eine eingehende Besprechung; deren Verlauf war durchaus offen und harmonisch. Bei allem Beharren auf ihrem abweichenden innenpolitischen Standpunkt und der sich darauf gründenden, in der Vergangenheit wurzelnden oppositionellen Haltung brachte der sozialistische Sprecher das volle Verständnis für die derzeitige Zwangslage zum Ausdruck, die der Regierung keine anderen Wege offen lasse, als jene, die sie gehe. Seine Freunde seien bereit, in der Stunde der Gefahr alle Forderungen und Ansprüche für den Augenblick zurückzustellen und das ihrige dazu beizutragen, um unser Oesterreich zu erhalten. Ich möge zur Kenntnis nehmen, daß ich mich bedingungslos auf sie verlassen und auch auf ihre Gefolgschaft stützen könne. Ich wußte, daß dies natürlich nicht unserer innenpolitischen Linie galt – dies wurde offen ausgesprochen – aber es galt der Fahne, zu der wir alle hielten. Und das Versprechen war ehrlich und echt; das Wort von Patrioten.“

Schuschnigg 1978, 62 f.

„Nun treten die Veteranen der alten Zeit vor den Kanzler. Freundlich empfängt er die Abgesandten in Audienz. Sie kommen ja als Bundesgenossen, und Bundesgenossen tun ihm not. Und er spricht zu den Opfern seines Regimes, Beklommenheit liebenswürdig verbergend: ?Es sind halt damals Fehler mit unterlaufen, auf beiden Seiten, seien wir ehrlich. Am zwölften Februar 34 -‚ ?Den zwölften Feber 34′, fällt der Wortführer der Delegierten ihm in die Rede, ?vergessen wir nicht, Herr Kanzler. Vom zwölften Feber wird jetzt nicht gesprochen, Herr Kanzler. Wir sprechen von unserm Land. Geben Sie uns nur soviel Freiheit, daß wir es verteidigen können! Denn mit gebundenen Händen geht das nicht.‘ Da kann der Patriot Schuschnigg noch etwas lernen. Und er lernt. Aber zu spät. Er antwortet bewegt und erschüttert und zuversichtlich und schließt: ‚Rotweißrot bis zum Tod.‘ ‚Bis zum Tod‘, betonen die Arbeiter. ‚Dann werden wir Ihnen folgen, Herr Kanzler.‘ Und sie kehren in ihre Betriebe zurück und stellen Betriebswehren auf.“

Frank 1998, 298

Am 9. März gibt Kanzler Schuschnigg in einer Rede vor Amtswaltern der Vaterländischen Front in Innsbruck für den 13. März die Abhaltung einer Volksbefragung über die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Österreichs bekannt. Der Text soll lauten: „Sind Sie für ein freies und deutsches, unabhängiges und soziales, für ein christliches und einiges Österreich?“ Mit dem legendären Ruf „Mander, ’s isch Zeit!“ aus dem von Andreas Hofer gegen die bairische Besatzung geführten Tiroler Aufstand von 1809 legt er den Grundstein zu einer vaterländischen Kundgebung. Am 10. März demonstrieren in fast allen Städten Österreicher aller politischer Couleurs mit Ausnahme der Nationalsozialisten für ein freies und unabhängiges Österreich – von Katholiken, Mitgliedern der Vaterländischen Front bis hin zu Revolutionären Sozialisten und Marxisten.

„‚Wir wollen Butter statt Kanonen‘, hallt es wider durch die Straßen und Gassen. Und: ‚Nieder mit den Austronazis! Nieder mit den Weißstrumpfisten! Schuschnigg! Schuschnigg! Schuschnigg! […] Es klingt wie eine Beschwörung: Schuschnigg, bleib fest und werde fester! Schmeiß die Bagage raus! Nieder mit den Austronazis! Nieder mit den Nazis, Schuschnigg! ‚Schuschnigg, Schuschnigg, rotweißrot bis zum Tod, bis zum Tod!‘ beschwört das Volk ihn rings um das Belvedere die ganze Nacht. Und Schuschnigg hört. Und er entschließt sich in derselben Nacht, den lange erwogenen Plan auszuführen und das Plebiszit zu veranstalten, zu dem Hitler früher gedrängt und zu dem ihm im letzten Dezember der König von England durch Österreichs Gesandten in London geraten hatte: Ein Ja für Österreich und seine Unabhängigkeit innen und außen. […] ‚Mander, es isch Zeit!‘ hatte einst Hofer, Andreas aus dem Passeiertal bei Meran die Tiroler aufgerufen zum Kampf gegen die Bayern. Wieder steht ein bayrisches Korps an der Grenze. Mander, es isch Zeit! denkt der Doktor von Schuschnigg, der plötzlich aus einem autoritären Bundeskanzler zum Anführer nationaler Erhebung geworden ist. […] Mander, es isch Zeit! Seine Österreicher werden ihn nicht verlassen. Nach diesem Plebiszit wird kein Hitler mehr seine Legalität bezweifeln.“

Frank 1998, 309 f./Ts 281 f.

„Jeder freiheitlich gesinnte Arbeiter, jeder ehrliche Österreicher [/] stimmt am Sonntag mit Ja!“ lässt die illegale KPÖ auf ein Flugblatt setzen, (zit. nach DÖW 1975, 305) und die Parteikonferenz der Revolutionären Sozialisten Österreichs äußert sich ebenfalls in diesem Sinne, denn „Die Ja-Stimme des österreichischen Arbeiters, der keine andere Wahl hat, ist keine Stimme für das autoritäre Regime und Schuschnigg, sondern sie ist eine Stimme gegen Hitler und die Gleichschaltung.“ (zit. nach ebenda, 163 f.)

„‚Wieviel Prozent geben denn Sie unserem Schuschnigg?'“, fragt Lili ein Zensor im Wiener Rathaus. „‚Siebzig‘, vermutet Lili. ‚Aber allermindestens‘, dreht er auf. ‚Alles, was gegen den Schuschnigg war, stimmt doch jetzt für ihn: Für Schuschnigg gegen den Schuschnigg-Kurs. Da ham mir sogar zünftige Nazis, die geben ihm am Sonntag ihre Stimm. I bitt Sie: Wer san denn unsere Nazis? Vor dreißig Jahren warens Christliche, vor zwanzig Jahren warens Sozis, vor zehn Jahren warens bei der Heimwehr. Nazis, däs san bei uns die, die immer zur Majorität rennen, heut da, morgen da.'“

Frank 1998, 313

Auf die Ankündigung des Plebiszits hin gibt Hitler am 11. März Hitler die „Weisung Nr. 1, Betr. Unternehmen Otto“ : „Ich beabsichtige, wenn andere Mittel nicht zum Ziele führen, mit bewaffneten Kräften in Österreich einzurücken“. Brieflich und telefonisch werden aus Berlin mehrere Ultimaten gestellt, um 16 Uhr tritt Schuschnigg zurück, um 19 Uhr 50 hält er im österreichischen Rundfunk seine Abschiedsrede:

„Der heutige Tag hat uns vor eine schwere und entscheidende Situation gestellt, nach welchem der Herr Bundespräsident einen ihm vorgeschlagenen Kandidaten zum Bundeskanzler zu ernennen und die Regierung nach den Vorschlägen der deutschen Reichsregierung zu bestellen hätte, widrigenfalls der Einmarsch deutscher Truppen für diese Stunde in Aussicht genommen werde. Ich stelle fest vor der Welt, daß die Nachrichten, die in Österreich verbreitet wurden, daß Arbeiterunruhen gewesen seien, daß Ströme von Blut geflossen seien, daß die Regierung nicht Herrin der Lage wäre und aus Eigenem nicht hätte Ordnung machen können, von A bis Z erfunden sind. – Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem österreichischen Volk mitzuteilen, daß wir der Gewalt weichen. Wir haben, weil wir um keinen Preis, auch in dieser Stunde nicht, deutsches Blut zu vergießen gesonnen sind, unserer Wehrmacht den Auftrag gegeben, für den Fall, daß der Einmarsch durchgeführt wird, ohne wesentlichen Widerstand, ohne Widerstand, sich zurückzuziehen und die Entscheidung der nächsten Stunde abzuwarten. […] So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem österreichischen Volk mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich.“

Scheithauer u. a. 1984, 58 f.

„Lili sieht auf die Uhr: Zeit zur Generalprobe“ von Hauptmanns „Webern“. „An der weißen Wand des Ganges und die Treppe hinauf, die zur Saalbühne führt, stehen Schauspieler, Schauspielerinnen, Komparsen, in Weberlumpen gekleidet. Da stehen sie wie auf einem Blatt der Radiererin Käthe Kollwitz, so eingefallen, die Gesichter so hoffnungslos starr. Proben die hier auf dem Gang? Sie sind so unerhört echt, diese Hoffnungslosen, Enttäuschten. ‚Ist etwas passiert?‘ fragt Sandmenger. Die erste Webersfrau antwortet: ‚Die Volksabstimmung ist abgesagt.‘ Da ist sie, die Wahlbombe. Die erste. Um dreiviertel acht hat der Schuschnigg im Rundfunk eine Mitteilung zu machen. Vergessen die Probe, das Theater. […] Viermal hat der Hitler mit vorgehaltenem Ultimatum gepreßt, heute allein dreimal. Viermal nach seinem Elfstundentag zu Berchtesgaden hat der Schuschnigg zur Lage gesprochen, davon zweimal zu Arbeitern. Vielerlei hat er geredet, aber kein Wort von dem Ultimatum. Jetzt, fünf Minuten nach zwölf, spricht er davon. Und daß die Truppen des Angreifers schon im Anmarsch sind. Und: ‚Wir haben unserer Wehrmacht den Auftrag gegeben, ohne wesentlichen Widerstand‘, er macht eine Verbesserung, ‚ohne Widerstand sich zurückzuziehen.‘ Und zieht sich selbst zurück. Man hört noch zweimal aus seinem Mund das Wort ‚deutsch‘, das tausendfach geschändete: ‚Weil wir um keinen Preis deutsches Blut zu vergießen gesonnen sind‘ – viel deutsches Blut, Angstschweiß und Tränen werden vergossen werden -, so verabschiede ich mich von dem österreichischen Volk mit einem deutschen Wort.‘ Hände hoch! Beim vierten Anruf des Räubers hat Kurt die Hände erhoben und betet: ‚Gott schütze Österreich!‘ Und es erklingt Streichquartett … das Gotterhalte – es ist, als führe er selber den Taktstock. Marche funèbre. Er läßt sehr langsam spielen. Es schluchzen die Geigen. Das Volk der Geiger weint in der Welt. – Das Tausendjährige geht zugrund. Und es versinkt der edle Ritter von Schuschnigg in den Strudeln des braunen Meeres.“ “

Frank 1998, 317-319/Ts 287-290

Am 12. März marschieren deutsche Truppen in Österreich ein. Sie stoßen auf keinerlei Widerstand, sondern werden von einem großen Teil der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Einen Tag danach lässt Hitler das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ ausarbeiten, am 15. März wird Hitler in Wien während einer „Befreiungsfeier“ stürmisch umjubelt.

Abschließende Bemerkungen

Der Erzähler des Romans nimmt den Leser an der Hand und bietet ihm Panoramen seiner Erfahrungen als Exilant, Regisseur, Theaterkenner und Sozialist im autoritär-ständestaatlichen Wien. Vielfältig miteinander verquickt und ineinander verzahnt, einander klärend und erklärend, ordnen sich makropolitische Fakten und Analysen, theatergeschichtliches Detailwissen und persönliche Erinnerungen zu einem bestimmten literarischen Kommunikationsschema: jenem des autobiographischen Zeitromans. Mit Dialogisierungen, Erlebter Rede, Innensicht, auktorialen Kommentaren und epischem Präteritum bedient sich Frank jener narrativer Mittel, die man als Kennzeichen fiktional-perspektivierender Rede zu bezeichnen gewohnt ist. Wie weit und welcherart der Erzähler eines Zeitromans den Horizont seiner Zeit ausleuchtet, Licht und Schatten verteilt und welche Urteile er fällt, zählt zu den bevorzugten Fragen der Erforschung von Geschichtsdichtung. Ein solcher Blickwinkel setzt indes die heuristische Vorstellung eines „Hiatus von Fiktion und Historie“ voraus (Geppert 1976, 34), in der das Subjektiv-Ungesicherte dem historisch Gesicherten gegenübertritt und diesem infolge seines relativistischen Wahrheitsanspruchs notwendig unterliegen muss.

Das letzte Wort im Disput zwischen ungeprüfter Geschichtsdichtung und überprüfter Geschichte behielte demnach stets Clio und nicht Calliope. Folgt man den Pfaden Clios auf ihren Wegen durch die Zweite Republik Österreichs, so entpuppen sie sich aus heutiger Perspektive freilich ihrerseits als höchst parteiische Umwege, Abwege und Irrwege durch das Reich der Faktizität. In besonderem Maße gilt dies für die historiographische Rekonstruktion der Jahre 1933 bis 1938, zumal sich die nach 1945 staatstragenden Parteien ÖVP (Österreichische Volkspartei) und SPÖ (Sozialistische – nunmehr sozialdemokratische – Partei Österreichs) institutionell wie ideell aus den vormaligen Verfolgern und Verfolgten herleiteten, doch im Sinne staatstragend-koalitionären Denkens öffentliche Diskussionen darüber weitgehend vermieden – um ‚keine Gräben aufzureißen‘, wie vor allem die ÖVP, von 1945 bis 1966 stärkere Regierungspartei in der großen Koalition und danach bis 1970 alleinregierende Partei, zu betonen pflegte.

Als mit den 1970er Jahren während der Kreisky-Ära dann doch die Zeit kulturellen Erinnerns und historischer Selbstverständigung angebrochen war, kam es sogleich zu heftigen Kontroversen und Querelen: Sozialisten und Sozialdemokraten wiesen offiziös-euphemistische Termini wie ‚Christlicher Ständestaat‘, ‚Selbstausschaltung des Parlaments‘ oder ‚tragischer Bürgerkrieg‘ mit Berufung auf eigene Erfahrungen sowie die mittlerweile geleisteten Forschungsergebnisse entschieden zurück. Der nach wie vor am Leben erhaltene Mythos Dollfuß, den man allein als Verteidiger und Märtyrer Österreichs gefeiert hatte und dessen Bild immer noch im Parlamentsklub der ÖVP hängt, sollte als Chimäre bloßgestellt werden – schließlich hatte gerade Dollfuß das demokratische System Österreichs zerschlagen und an seine Stelle ein diktatorisches Regime gesetzt.

Zu den einzelnen Elementen des Dollfuß-Mythos vgl. Jagschitz, 1976, 191.

Mit dem Namen Kurt Schuschnigg verband man bis dahin nicht viel mehr als dessen Bemühungen um die Erhaltung der österreichischen Eigenstaatlichkeit sowie die nationallegendarischen Abschiedsworte „Gott schütze Österreich“; nun endlich rückte auch höchst Zweifelhaftes ins Blickfeld: Immerhin war Schuschnigg 1934 als Justizminister für die standrechtlichen Fanale über die Aufständischen verantwortlich gewesen, hatte er die schleichende Faschisierung der Staatsführung vorangetrieben und überdies rückhaltlos einer Deutschtums-Ideologie gehuldigt (vgl. Schuschnigg 1978, 21 f., 30 und 1937, 39, 277), die letzten Endes auf eine „Konkurrenz mit dem Nationalsozialismus in bezug auf gleiche Ziele“ hinauslief (und damit auf eine Austreibung des Teufels durch Beelzebub). (Staudinger 1988, 311)

Noch in seiner Abschiedsrede und danach in seiner Rechtfertigungsschrift verteidigte Schuschnigg die widerstandslose Kapitulation vor dem Einmarsch Hitlers mit dem Gebot, es dürfe kein deutsches Blut vergossen werden. (vgl. Schuschnigg 1978, 75) Geradezu prophetisch hatte dies übrigens Joseph Roth (der sich mit der austrofaschistischen Österreich-Ideologie noch 1935 durchaus eins wusste – eine weitere historische Paradoxie) einige Monate vor dem ‚Anschluss‘ vorausgesehen:

„Historische Paradoxie“: Und das sogar in der Zeitschrift „Der Christliche Ständestaat“: „Wir sind nicht ‚der zweite deutsche Staat‘, sondern der erste, sozusagen: der allererste deutsche und übernationale und christliche Staat. […] Denn die wahren Worte, die in Österreich ‚zuständig‘ sind, wären, universal, katholisch, übernational, gottgläubig und gottwohlgefällig.“ (Roth 1974, 445)

„Dieser Alpenmensch, der von Österreich nichts versteht“ – gemeint ist Kanzler Schuschnigg – „wird Österreich verraten, weil er nicht will, daß Deutsche auf Deutsche schießen.“ (Roth 1974, 499) Doch auch auf seiten der Sozialdemokratie sorgte die historiographische Selbstvergewisserung für Überraschungen: so etwa die großdeutsch-deutschtümelnden Neigungen von Parteiführern, Parteifunktionären und Parteibasis, die selbst nach dem ‚Anschluss‘ weiterwirkten und ein rückhaltloses, einmütiges Eintreten sozialdemokratischer Exil-Organisationen für die Wiedererrichtung eines eigenständigen österreichischen Staates verhinderten. Für einen solchen Staat hatten sich während des autoritären Ständestaates und danach in der Emigration lediglich Kommunisten, Christlichsoziale und Monarchisten vorbehaltlos eingesetzt – in erster Linie mit Berufung auf eine eigenständige österreichische Kultur. (vgl. stellvertretend Alfred Klahr, Mitglied des ZK der KPÖ, im illegalen Organ der KPÖ „Weg und Ziel“ 1937, In: DÖW 1975, 285 f.)

Alles in allem durchziehen Paradoxien, Inkonsequenzen und Inkonsistenzen die österreichische Geschichte der Jahre 1933 bis 1938. Ein Kanzler, der ein faschistisches System aufrichtet, wird von Faschisten ermordet; sein Nachfolger bekämpft den Faschismus im eigenen Land mit faschistischen Mitteln, zeigt sich als künstlerisch-literarisch und musikalisch überaus bewanderter Mann und verschärft die Zensur, führt Deutschtums-Ideologie gegen deren selbst ernannte Statthalter ins Treffen, geht mit einer Reihe von Maßnahmen scharf gegen die Nationalsozialisten im eigenen Lande vor (vgl. Binder 1991, 68) und sucht beständig den Ausgleich mit dem nationalsozialistischen Staat, (vgl. Schuschnigg 1978, 29 f.) lässt Sozialdemokraten ins Gefängnis werfen und bittet deren Führer zum Gespräch.

Die aus dem nationalsozialistischen Deutschland vertriebenen Juden, Demokraten und sozialistischen Aktivisten gelangten in ein Land, das bereits bis in die höchsten Regierungsstellen hinein vom Nationalsozialisten durchsetzt war, in dem der Antisemitismus grassierte, die Demokratie zerschlagen war und man sozialistisches Engagement bereits im Keim zu ersticken suchte. „Dies alles und noch viel mehr“, versichert der Erzähler von Franks Roman, „trägt sich auf der kleinen Insel zu, welche in Wirklichkeit ein tausendjähriges Monstrum ist.“ (Frank 1998, 210) Konzeptionell ließ der Autor bei der Fiktionalisierung des Erlebten und Erlesenen ein Prinzip walten, wie man es sich eher vom Historiographen oder Geschichtswissenschaftler als vom Geschichtsdichter erwartet hätte: bei allem liberal-humanistischen und sozialistischen Engagement Differenzierungen vorzunehmen, Widersprüche gelten zu lassen und selbst die Perspektive des Gegners zu rekonstruieren (beispielsweise durch die quellenkritische Anverwandlung von Schuschniggs Rechtfertigungsschrift „Dreimal Österreich“ aus dem Jahre 1937).

Mehrere Zitate und Anspielungen weisen Schuschniggs Schrift „Dreimal Österreich“ (1937), auf die der Erzähler sich an einer Stelle explizit beruft (vgl. Frank 1998, 272 f.), als Quelle des Romans aus: Zwei Strophen aus Anton Wildgans‘ Gedicht ‚Das große Händefalten‘, das Schuschnigg programmatisch an den Beginn seines Buches gestellt hatte, gehen auch der Kanzlerfigur im Roman durch den Kopf (vgl. 271f.); Schuschniggs aus der Retrospektive grotesk anmutende Formulierung „In der außenpolitischen Lage Österreichs hat sich im letzten Jahr [1936] nichts geändert. Es wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern können“ (313) wird vom Erzähler im Wortlaut zitiert (Frank 1998, 228); die Passagen zum Feldkircher Privatgymnasium „Stella Matutina“ (Frank 1998, 269-276), wo Schuschnigg seine Ausbildung erhalten hatte, decken sich wenn schon nicht perspektivisch, so doch den Fakten nach weitgehend mit Schuschniggs Bericht (35-39); und auch die narrativen Verweise auf die im Stephansdom anlässlich des ausgerufenen Generalstreiks im Februar 1934 erlöschenden Lichter sowie auf das von Toscanini in der Wiener Oper geleitete „Requiem“ Verdis zu Ehren des ermordeten Kanzlers Dollfuß (beides Frank 1998, 289) dürften auf Schuschniggs Erinnerungen zurückgehen (160 f. und 235 f.).

Rudolf Frank brachte es zuwege, die österreichische Geschichte erzählerisch cum ira et studio und historiographisch sine ira et studio zu beleuchten – und damit die erst Jahrzehnte später getroffenen Einschätzungen der österreichischen Geschichtswissenschaft vorwegzunehmen.

Anhang

Forschungsliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig - Auf flotten Füßen über das Ungeheuer. Rudolf Frank erzählt den Roman seiner Emigration
  • Assmann, Jan - Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen
  • B. - Festvorstellung in der Josefstadt. "Monsignores große Stunde", Schauspiel von Emmet Lavery. - "Es kommt nicht zum Krieg", Komödie von Jean Giraudoux
  • Binder, Dieter A. - Der "christliche Ständestaat". Österreich 1934 bis 1938
  • Binder, Dieter A. - The Corporate State versus National Socialism: Some Aspects of Austria's Resistance
  • Botz, Gerhard - Arbeiterschaft und österreichische NSDAP-Mitglieder (1926-1945)
  • Busch, Arnold - Rudolf Frank in den Jahren 1933 bis 1945
  • Dalinger, Brigitte - "Verloschene Sterne". Geschichte des jüdischen Theaters in Wien
  • DÖW (Hg.) - Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945. Eine Dokumentation. Bd 1: 1934-1938
  • Geppert, Hans Vilmar - Der "andere" historische Roman. Theorie und Strukturen einer diskontinuierlichen Gattung
  • Giraudoux, Jean - Kein Krieg in Troja. Stück in zwei Akten
  • Haider-Pregler, Hilde - Pregler, Hilde - Exilland Österreich
  • Holzer, Rudolf - "Monsignores große Stunde." - "Es kommt nicht zum Krieg." Theater in der Josefstadt
  • Jagschitz, Gerhard - Der österreichische Ständestaat 1934-1938
  • Jagschitz, Gerhard - Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich
  • John, Hans-Rainer - Rainer - Nach 60 Jahren zum erstenmal gedruckt. Rudolf Frank: Fair play oder Es kommt nicht zum Krieg [...]
  • Lavery, Emmet (Godfrey) - Monsignor's Hour
  • Lothar, Ernst - Das Wunder des Überlebens. Erinnerungen und Ergebnisse
  • Maderthaner, Wolfgang - 12. Februar 1934: Sozialdemokratie und Bürgerkrieg
  • Müller-Kampel, Beatrix - Kampel, Beatrix - Aus dem Reich der Träumer, Stänkerer und Schmähführer. Österreich-Kommentare zu Rudolf Franks Roman "Fair play".
  • Neck, Rudolf - Koloman Wallisch 1934
  • Neumann, Alfred - Gutachten für "Fair play" in der Deutschen Bibliothek Frankfurt a.M.. Abt. IX: Exilliteratur 1933 - 1945
  • Nora, Pierre - Zwischen Geschichte und Gedächtnis
  • ohne Autor - Deutsche Flüchtlinge in Österreich. PolitikerInnen, SchriftstellerInnen und KünstlerInnen, 1933-1938
  • ohne Autor - Die Rote Fahne. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Oesterreichs. Jg. 20, Nr. 3
  • Rieger, Erwin - Festabend in der Josefstadt
  • Rieger, Erwin - Festabend in der Josefstadt. "Monisgnores große Stunde." Von Emmet Lavery. - "Es kommt nicht zum Krieg." Von Jean Giraudoux
  • Roth, Joseph - Joseph Roth an den 'Christlichen Ständestaat'
  • Scheithauer, Erich (u.a.) - Geschichte Österreichs in Stichworten. Tl VI: Vom Ständestaat zum Staatsvertrag
  • Schuschnigg, Kurt - Dreimal Österreich
  • Schuschnigg, Kurt - Kurt Schuschniggs Gedächtnisprotokoll
  • Schuschnigg, Kurt - Österreichs Erneuerung. Die Reden des Bundeskanzlers Dr. Kurt Schuschnigg
  • Schuschnigg, Kurt und Vera - Sofort vernichten
  • Stadt Mainz (Hg.) - Rudolf Frank. Theatermann - und vieles mehr
  • Grünzweig, Walter - Dear Comrade. Aus der Korrespondenz zwischen Hermynia Zur Mühlen und Upton Sinclair
  • Teller, Oscar - Davids Witz-Schleuder. Jüdisch-Politisches Cabaret. 50 Jahre Kleinkunstbühnen in Wien, Berlin, London, New York, Warschau und Tel Aviv
  • Tergit, Gabriele (Hg.) - PEN-Zentrum. Deutschsprachige Autoren im Ausland. Sitz London. Autobiographie und Bibliographie
  • Watt, William - Feuer auf Tschapei
  • Zweig, Stefan - Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers
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