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KAPITEL

1. Zum Stand der Forschung
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2. Mexiko
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3. Brasilien - Paul Frischauer, Stefan Zweig
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4. Liberaler Humanismus - politische Utopie - blutige Geschichte
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5. Alfredo Bauer
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6. Fritz Kalmar - Heimweh nach Österreich
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7. Trude Krakauer - Niewiederkehr
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8. Österreichische Exilschriftsteller/innen in Lateinamerika
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9. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Zwischen Heimweh und neuer Erkenntnis - Österreichische Exilliteratur in Lateinamerika


Dies ist die andere, die fremde Stadt. Nicht Haupt, nur Zwingburg ist sie stets gewesen. Ein Joch, ein blutig Werkzeug jener Bösen, von denen einer sie gegründet hat. Hier sitzt der Mann von Erz auf erzenem Rosse, wenn der ein Held war, ist's der Teufel auch. Da liegen, - seht nur! -, denn das war sein Brauch, zertretene Leiber unter dem Kolosse. Die Stadt ward groß und reich durch fremde Kraft. Befreit das Land, und die Bewohner nicht. O Lima, Goldfassade, leeres Licht! O Republik der Grafen und Marquis! O Staat und Stempel ohne Bürgerschaft! O Volk, nie mitgezählt: wie endet dies! (Bauer 1988, 4 f.)

Alfredo Bauer überträgt die Analyse auf Argentinien: Historisch gesehen ist Buenos Aires nicht das produktive Zentrum des Landes gewesen, sondern zuallererst der Ort, an dem der Import von vor allem englischen Industriewaren und der Export von argentinischen Halbfabrikaten und Rohstoffen abgewickelt wurde. Dieses Buenos Aires war nicht am wirtschaftlichen Aufbau des Landes interessiert, sondern an dessen Unterordnung unter die Bedürfnisse seiner Handelsgeschäfte. (vgl. Bauer 1996, 55-64)

In diesem Zusammenhang steht die grausame Verfolgung und Unterdrückung der in den Pampas lebenden Gauchos, denen José Hernández (1834-1886) im "Martin Fierro" ein Denkmal gesetzt hat. An der Übersetzung dieses argentinischen Nationalepos erprobten sich vor Alfredo Bauer schon Adolf Karl Emil Borstendörfer (1893 Prag-1957 Buenos Aires) und der jüdische Gelehrte Heriberto Haber, der heute, nachdem er über 30 Jahre in Lateinamerika tätig war, in Israel lebt und dort gegen den jüdischen Fundamentalismus auftritt. Er allerdings hat den "Martín Fierro" nicht ins Deutsche, sondern ins Hebräische übersetzt. Alfredo Bauers Übersetzung ihrerseits ist 1995 in Stuttgart erschienen.

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