| |
|
Konstantin Kaiser:
Zwischen Heimweh und neuer Erkenntnis - Österreichische Exilliteratur in Lateinamerika
|
Die 1995 in Bogotá verstorbene Trude Krakauer - Siglinde Bolbecher plant ihr schmales, doch intensives Werk in einem Band herauszugeben (vgl. Bolbecher 1994, 10 f.) - beschreibt ihrerseits ihre Lage in Kolumbien mit dem Bild von "Luftwurzeln". Sie hat Wurzeln ausgereckt, aber diese haben keine Erde gefunden. Bei Krakauer hat sich das Heimweh radikalisiert zu einer bewussten Niewiederkehr in ihrem ganzen langen Leben (geboren 1902 in Wien). Ihr Heimweh ist nicht von dem Schuldgefühl des Versäumens erfüllt, sondern von Trotz und Anklage. In der "Niewiederkehr", in der Abwehr der Wiederholung erhält sich das grausam zerstörte Niewiederkehrende doch:
In der Zeitschrift "Mit der Ziehharmonika" [11 (1994) 3, 8-10], sind erstmals zwölf Gedichte Gertrud Krakauers abgedruckt.
Ballade vom Niewiederland
Wer seinen Weg im Niewiederland sucht,
der kommt nirgends an und kehrt nimmermehr heim;
er geht nur und geht, um zu gehen.
Er geht durch die Straßen der Nimmermehrstadt,
da stehen vor den Türen und nicken ihm zu
die kleinen, vergessenen Freuden.
S. 8/16 vorherige Seite - nächste Seite
|
|