zurück zum Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

1. Zur Problemstellung der österreichischen Exilliteraturforschung
anzeigen

2. Mexiko
anzeigen

3. Aktivitäten, Institutionen, Gründungen
anzeigen

4. Surrealismus und Exil: Wolfgang Paalen
anzeigen

5. Anhang
anzeigen

 

Christian Kloyber:
Österreichische Autoren im mexikanischen Exil 1938 bis 1945


Hitler forderte Mexiko auf, die "tragisch-komische Erklärung" vor dem Völkerbund sofort zurückzunehmen und die "anti-nazionalsozialistische Propaganda" der mexikanischen Regierungspresse zu zensurieren. Hingegen wurden die großen Tageszeitungen des Landes, wie "Excelsior", "Universial" von der Deutschen Gesandtschaft und der 5. Kolonne mitfinanziert und gaben lautstark Nazipropaganda wieder. Erst mit dem Kriegseintritt Mexikos, und vor allem durch eine großzügige Unterstützung der mexikanischen Presse, des Radios und vor allem auch des jungen mexikanischen Films durch amerikanisches Kapital (Nelson Rockefeller besuchte 1942 Mexiko) wurde die nationalsozialistische Propaganda endgültig beendet.

Die Nachricht, dass "Österreich ins große Reich heimgefunden" habe, wurde von der deutschen Volksgemeinschaft und ihren Zeitungen, wie dem "NS-Herold" und dem "Mitteilungsblatt der Volksgemeinschaft" und der "Deutschen Schule" in Mexiko Stadt gefeiert. Auf dem Vereinstreffen der Deutschen und der angeschlossenen ehemaligen österreichischen Vertretung in Mexiko servierte man den kulinarischen Hit der Saison: Schwarzbrot und darauf aus roten Paprika auf gelbem Käse ein Hakenkreuz (anonymer Bericht, gesammelt im Nachlass der mexikanischen Germanistin Marianne Oeste de Bopp, 1978 dem Autor zur Abschrift vorgelegt).

Die österreichische diplomatische Vertretung (Konsulat) übergab schon am Tag des "Anschlusses" bereitwillig alle Unterlagen an die deutsche Gesandtschaft. Die in Mexiko lebenden österreichischen Antifaschisten befürchteten, dass diese Unterlagen sowohl gegen sie in Mexiko, aber auch gegen ihre Verwandten in der Heimat verwendet werden könnten, und richteten einen Protestbrief an den mexikanischen Präsidenten Cárdenas.

Auf der im Mai 1939 in Paris tagenden internationalen Konferenz zur Rettung der nach Frankreich geflüchteten Spanier und der Internationalen Brigaden bot Mexiko allen Flüchtlingen und Verfolgten der ehemaligen Spanischen Republik Asyl. Mit den Flüchtlingen der Spanischen Republik, denen Mexiko ohne Formalitäten in einem einzigartigen Beweis von Solidarität Zuflucht gewährte, trafen auch die ersten österreichischen Emigranten ein. Besondere Verdienste um die Errettung der Verfolgten und Vertriebenen erwarb sich im Marseille der mexikanische Botschafter Gilberto Bosques. Mexiko hatte in Marseille gar ein Schloss angemietet, wo die Flüchtlinge untergebracht wurden, ehe die Schiffspassage nach Mexiko geregelt werden konnte. Es gab sogar einen Kindergarten, Schule und Theater im mexikanischen Lager in Marseille. Anna Seghers hat in ihrem Roman "Transit" (1944 in englischer Sprache, in deutscher Sprache zuerst veröffentlicht 1948) dem mexikanischen Konsulat in Marseille ein literarisches Denkmal geschaffen.

Unterstützt wurde die Erteilung der Einreisegenehmigungen, die von den Österreichern hauptsächlich in den mexikanischen Vertretungen in Marseille und Lissabon eintrafen, von der mexikanischen Zentralgewerkschaft CTM unter dem Generalsekretär Vicente Lombardo Toledano, aber auch von so bedeutenden Künstlern wie Diego Rivera, Frida Kahlo, Silvestre Revueltas u. a.

Bosques, Gilberto zeigen
Seghers, Anna zeigen
Seghers, Anna zeigen
Seghers, Anna zeigen
Seghers, Anna zeigen
Bad Godesberg, 1943 zeigen

S. 4/13 vorherige Seite - nächste Seite

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG